Letzten Endes waren es die Kosten – aber nicht ausschließlich. Nach über 600 Jahren in Rathausnähe wird das Bürgerspital nicht nur das altehrwürdige Gemäuer verlassen, sondern auch die Innenstadt. Diese Kehrtwende ist umso überraschender, da zunächst ein Grundstück der katholischen Kirche am alten Pfarrheim unweit des Münsters als gesetzt galt.
Fachexpertise: Erweiterung am alten Standort in Donauwörths Innenstadt nicht möglich
Sitzungen des Spitalstiftungsausschusses waren nicht immer so spannend gestaltet gewesen, wie in den vergangenen zwei bis drei Jahren. Denn zumindest der Standort des Seniorenheims war über Jahrhunderte nicht zur Debatte gestanden. Dies änderte sich erst, als klar war, dass eine Modernisierung in dem alten Bau zwischen Rathaus und Rieder Tor laut Fachexpertise nicht umsetzbar ist. Die aber bräuchte es dringend, um dem Stand der Pflege gerecht zu werden. Ebenso müsste, um wirtschaftlich zu arbeiten, die Zahl der Heimplätze erhöht werden können. Unbedingter Wille des Stadtrats war es dabei in der letzten Legislatur gewesen, dass das Altersheim mitten in der Stadt bleiben sollte. Doch das anvisierte Grundstück der Kirche ist ein Areal in Hanglage. Wie Oberbürgermeister Jürgen Sorré am Dienstag im Ausschuss erklärte, könnten die Kosten gegenüber einem „normalen“ Grundstück dadurch um 25 bis 30 Prozent höher liegen. Die Parkstadt böte hingegen auf dem Areal der vormaligen Alfred-Delp-Kaserne viele Flächen – Flächen, auf denen Erweiterungsmöglichkeiten bestünden, ebenso ein attraktives Drumherum mit Park und neuer Kindertagesstätte.
Kooperation mit dem Landkreis Donau-Ries?
Parallel brachte während der Sitzung Sorrés Stellvertreter Josef Reichensberger (CSU) eine mögliche Kooperation des städtischen, beziehungsweise stiftungseigenen Heimes mit dem kreiseigenen gemeinsamen Kommunalunternehmen (gkU) ins Spiel. Ebenso eine weitere Standortalternative: ein Grundstück im Stauferpark, neben der Realschule Heilig Kreuz und damit in unmittelbarer Nachbarschaft des Krankenhauses. Reichensberger betonte „Synergieeffekte“ bei einer Kooperation mit dem Landkreis, etwa in den Arbeitsbereichen Küche und Reinigung: „Diese Alternative sollte zur Diskussion stehen. Das Haus wäre dort gut platziert.“ Erste informelle Gespräche mit gkU-Vertretern seien gut gelaufen.
Einer allzu engen Kooperation widersprach Stefanie Musaeus (FW-PWG-BfD): „Wir wollen das Spital so behalten, wie es ist, mit seinem Charme.“ Und dazu gehörten sowohl die eigene Küche als auch die eigenen Reinigungskräfte – „wir wollen nichts outsourcen“. Zudem obliege es dem OB, mit den gkU-Vertretern zu sprechen – und dann eben im Auftrag des Stadtrates. Auch Bärbel Stahl (Grüne) griff die Worte Reichensbergers auf und nannte es „seltsam“, dass offenbar Gespräche mit dem gkU „ohne Auftrag des Gremiums“ geführt worden seien. Stahl positionierte sich gegen Gespräche mit dem Landkreis im Sinne einer möglichen Fusion.
Indes erklärte OB Sorré gegenüber unserer Zeitung, dass offizielle Gespräche zu möglichen Kooperationen mit dem Kreis freilich nur mit entsprechendem Auftrag der städtischen Gremien geführt würden. Der Ausschuss beschloss sodann, dass entsprechende Sondierungen folgen sollen, deren Ausgang sei, so Sorré, allerdings „völlig offen“. Klar sei aber, dass die Stadt das Seniorenheim nicht völlig aus der Hand geben werde: „Das Bürgerspital muss seine Identität behalten.“ Die Gespräche würden zudem „standortunabhängig“ geführt.
"Normalbürger müssen sich den Heimplatz leisten können"
Dies jedoch wirkt von daher etwas verwirrend, weil in der Ausschusssitzung am Dienstagabend klar ein Beschluss zum Standort im Delp-Quartier in der Parkstadt gefasst wurde. Ob die eingebrachte Alternative im Stauferpark damit sogleich wieder aus dem Rennen ist, erscheint bis dato unklar.
Für das Alfred-Delp-Quartier sprach sich das Gremium jedenfalls mit nur einer Gegenstimme aus (Michael Bosse, FW-PWG-BfD). Von allen Fraktionsvertretern wurde das Bedauern darüber geäußert, dass das Heim aus der Innenstadt ziehen wird. „Wir müssen uns verabschieden. Aber die Heimplätze müssen für die Bewohner auch finanzierbar bleiben“, resümierte Stefan Loh (CSU). Seine Parteikollegin Barbara Kandler unterstrich, dass die „neuen Erkenntnisse“ ausschlaggebend gewesen seien, vom Standort Innenstadt abzurücken. Nun seien zusätzliche Plätze möglich. Grünen-Sprecherin Stahl nannte, wie auch zuvor Musaeus, indes die „hervorragenden Entwicklungsmöglichkeiten“ in der Parkstadt, zudem mehr Parkmöglichkeiten für Besucher und einen anzulegenden Park in der Mitte des künftigen Alfred-Delp-Quartiers. Brigitte Kundinger-Schmidt (SPD) erklärte, dass vor allem auch Gespräche mit Bediensteten des Spitals sie dazu ermutigt hätten, sich für den Standort Parkstadt zu entscheiden – und: „Normalbürger müssen sich die Heimplätze auch künftig leisten können.“
Mit einem Standbein werde das Bürgerspital am alten Standort bleiben, sagte indessen OB Sorré im Gespräch mit unserer Zeitung. Dort soll künftig ein betreutes Wohnen für ältere Bürgerinnen und Bürger eingerichtet werden.