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Donauwörth: Chuck und Norris sind derzeit die Stars im Donauwörther Stadtwald

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Chuck und Norris sind derzeit die Stars im Donauwörther Stadtwald

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    Die Rücke- und Zugpferde Chuck und Norris kommen auch im Donauwörther Stadtwald zum Einsatz. Fuhrmann Reinhard Hundsdorfer aus Denkendorf hat die beiden Kaltblüter im Griff.
    Die Rücke- und Zugpferde Chuck und Norris kommen auch im Donauwörther Stadtwald zum Einsatz. Fuhrmann Reinhard Hundsdorfer aus Denkendorf hat die beiden Kaltblüter im Griff. Foto: Bissinger

    Ein PS statt 100: Wenn nicht pure Maschinenkraft samt Lärm und Abgasen gefragt ist, sondern eine umweltschonende Holzernte, dann muss eine Alternative zur Technik her. Eine solche gibt es derzeit im Donauwörther Stadtwald zu bestaunen.

    Ganz geräuschlos bleibt es aber nicht, wenn Chuck und Norris mit geballter Kraft lostreten – ganz wie das Filmvorbild. Ab und zu hört man ein schmatzendes Geräusch, wenn Chuck mit seinen Hufen durch den Matsch stampft. Ansonsten ist nur ein regelmäßiges Schnauben des Pferdes zu hören.

    Holzrücken im Stadtwald Donauwörth

    „Auf geht’s, ziag oh!“ Wenn sich der kräftige Noriker-Wallach ins Zaumzeug legt, hat kein Baumstamm eine Chance. Denn Norris hat Kraft, enorme Kraft: Und dabei ist das Pferd von Fuhrmann Reinhard Hundsdorfer aus Denkendorf die Ruhe selbst. Norris ist ein sogenanntes Rücke- und Zugpferd, wie es nun wieder im Donauwörther Stadtwald zum Einsatz kam.

    Drei Gespanne mit Kaltblutpferden wie Norris haben in den vergangenen Tagen knapp 70 Fichten aus dem Stadtwald bis zum nächsten Schotterweg gezogen. Die Methode ist teurer als der sonst übliche Einsatz von PS-starken Maschinen. Donauwörths Stadtförster Michael Fürst war im vergangenen Jahr mit den Ergebnissen so zufrieden, dass er die Pferderücker nun erneut verpflichtete.

    Schwere Fahrzeuge beschädigen den Boden

    War es vor langer Zeit noch üblich, Baumstämme nach dem Fällen per Pferd aus dem Wald zu ziehen, übernahmen diese Arbeit seit Jahrzehnten schwere Maschinen. Sie haben allerdings einen Nachteil: Die Fahrzeuge verdichten den Waldboden und schädigen ihn dadurch. Auch hier ist der Klimawandel ein Thema.

    Es gibt immer weniger Winter mit strengem Frost – die Maschinen verursachen dadurch Schäden am Waldboden. „Auch die Hufe der Pferde hinterlassen Spuren“, erzählt Michael Fürst. Anders als bei schweren Maschinen seien die aber nur oberflächlich.

    Beitrag zur Verjüngung des Waldes

    Die schmalen Furchen leisten zudem einen Beitrag zur Verjüngung des Waldes: Sie dienen als Keimbett für die Samen der Bäume. Der Stadtförster, der 12.000 Hektar Naherholungswald betreut, glaubt zu wissen, „dass die Menschen den Einsatz der Tiere schätzen“.

    Auf die Kommandos von Fuhrmännern wie Reinhard Hundsdorfer spannt Norris die Muskeln und marschiert mit geballter Kraft los, im Slalom durch die Bäume, ohne Rücksicht auf Wurzeln und Äste. Das Pferd vertraut seinem Besitzer. Norris benötigt am Anfang Kommandos, doch dann agiert das Pferd fast selbstständig. Ähnlich verhält es sich mit dem Noriker-Kaltblut „Stratos“, den Korbinian Arzberger mitgebracht hatte.

    Blindes Verständnis zwischen Mensch und Tier

    Die Arbeit zwischen den gefällten Bäumen ist nicht ungefährlich. Doch die Holzrücker sind mit ihren Pferden so vertraut, dass man meinen könnte Tier und Mensch arbeiteten wie blind. Wichtig sei, so Hundsdorfer, dass sich die Stämme nicht zwischen Bäumen verkeilen und eine Spannung entsteht.

    Schwitzend und dampfend steht ein weiteres Pferd, ein süddeutsches Kaltblut, inmitten eines Verhaus von kreuz und quer liegenden Ästen und Baumwipfeln. Seine Mähne ist zerzaust, denn Baumaufwuchs und Gestrüpp weicht Tratos praktisch nicht aus, wenn nicht von hinten eine Kurskorrektur kommt. Gesteuert wird auch mit Ziehen oder einem Zucken am Zügel.

    Ganz ohne Maschinen geht es dann aber doch nicht

    Wenn die Stämme allzu groß sind, spannt Hundsdörfer zwei Gäule ein. Ohne den Einsatz von Maschinen ließe sich die Forstwirtschaft nicht bewältigen. Die Zugkraft eines Pferdes sei natürlich schwer. Nach einem harten Arbeitstag sei es normal, den Tieren eine Pause zu gönnen. Ganz ohne Vollernter-Maschine ist die Arbeit dann doch nicht zu bewältigen. Vom Wegrand werden die vorher gefällten und entasteten Stämme dann auf einen Rückewagen verladen.

    Anders als bei den maschinellen ist bei den tierischen Holzrückern nach acht Stunden Arbeit Feierabend. Die Pferde sind auch im Sommer im Einsatz, wenn es gilt von Borkenkäfern befallene Stämme aus den Wäldern zu ziehen. Ansonsten werden die Tiere auch für Kutschenfahrten eingesetzt.

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