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Donauwörth: Bauen in Donauwörth: Das lange Warten auf ein Eigenheim

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Bauen in Donauwörth: Das lange Warten auf ein Eigenheim

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    Viele Dinge ziehen Menschen nach Donauwörth und in die Region. Auch in der Corona-Krise sind Wohnungen und Bauplätze deshalb heiß begehrt.
    Viele Dinge ziehen Menschen nach Donauwörth und in die Region. Auch in der Corona-Krise sind Wohnungen und Bauplätze deshalb heiß begehrt. Foto: Adalbert Riehl (Archiv)

    Julian Wild hat Sehnsucht nach Donauwörth. Der 30-Jährige ist hier aufgewachsen, fühlt sich wohl zwischen Alb und Donau, und das, obwohl er seit inzwischen über fünf Jahren in München wohnt. Langsam sei es wieder Zeit, zurückzukommen, denkt er sich. Und wer eine Unterkunft gefunden hat in München, der Stadt, für deren Wohnungsmarkt die Worte Wucher und Wahnsinn ganz normale Beschreibungen sind, der sollte im kleinen Donauwörth doch schnell erfolgreich sein. Es ist 2021, Pandemie und Krise, Menschen sparen Geld, während Wild es gerne ausgeben möchte. Doch statt zu bauen, muss er warten.

    „Vor einigen Jahren haben wir bei der Stadt Donauwörth zum ersten Mal Interesse angemeldet“, sagt Wild. Wir, damit meint er sich, seine Frau und seinen Sohn, erst wenige Monate alt, eine frisch gegründete Familie. Es passt, dass für die Drei jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sie ihr Zuhause finden wollen. Den Ort, an dem sie alt werden können. Ein neues, eigenes Haus soll es sein, sagt der junge Vater. In Donauwörth, am liebsten in Riedlingen. Die Familie habe Wünsche, von denen rund 90 Prozent erfüllt sein sollten, stellt sich der 30-Jährige vor. Wie ihm und seiner Frau geht es vielen Menschen in der Region.

    In Donauwörth stehen viele auf der Warteliste für Bauland

    Erschließt die Stadt Donauwörth neues Bauland, können Interessenten sich darauf bewerben – so wie es Wild tut. „Bisher lief die Bauplatzvergabe anhand einer allgemeinen Vormerkliste, das entscheidende Kriterium war die Wartezeit“, schildert Stadtsprecherin Annegret Feist das Prozedere. Derzeit ist eine Reform der Vergabe im Gespräch. 2021 soll nach Angaben Feists ein weiterer Bauabschnitt in Riedlingen entlang der Rambergstraße erschlossen werden, auf das auch Wild ein Auge geworfen hat. Baugebiete in Wörnitzstein und im Alfred-Delp-Quartier kommen hinzu. Doch bis man an die Reihe kommt, kann es dauern: Auf der allgemeinen Vormerkliste der Stadt stehen insgesamt mehrere Hundert Bewerber. Das Bild in den Gemeinden im Umland der Stadt zeichnet sich nicht viel anders.

    Wilds Eindruck nach jahrelanger Suche: „Der Markt ist ausgelaugt.“ Nicht nur über die Stadt lassen sich Häuser und Grundstücke kaufen, doch Wild sagt: „Vieles geht schon unter der Hand weg. Und bei dem, was dann offiziell auf den Markt kommt, muss man viele Kompromisse machen – und es ist trotzdem schnell weg.“ Ein paar Zugeständnisse sind für ihn und seine Frau zwar drin, einiges ist jedoch nicht verhandelbar. Sie wollen ein Einfamilienhaus, das sie auch im Alter noch bewohnen können. Und sie wollen sich ein Musikzimmer einrichten, um die Nachbarschaft nicht zu beschallen. Unter anderem die Musik ist es schließlich, über die sie immer ihre Verbindung nach Donauwörth gehalten haben.

    Trotz Krise hoher Andrang auf Wohnungen und Grundstücke in Donawörth

    Wild spielt in der Stadtkapelle, deshalb sei er bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie fast jedes Wochenende nach Hause gefahren. Seine Frau engagiert sich zudem ehrenamtlich beim Rettungsdienst, auch der Kontakt zu den Eltern ist immer eng geblieben. Weil seine Frau in München als Polizistin gearbeitet hatte, waren die beiden einst in die Hauptstadt gezogen. Jetzt wird die 26-Jährige nach Donauwörth versetzt, noch ist sie nach der Geburt freigestellt. Doch die Rückkehr in den Berufsalltag naht. Er arbeitet in Augsburg, würde lieber von Donauwörth aus pendeln. „In München zu wohnen, das kann höchstens noch eine Übergangslösung sein“, sagt Wild.

    Zu hoffen, in der Corona-Krise bessere Chancen auf Wohnraum in Donauwörth zu haben, ist ein Trugschluss. Wie Stadtsprecherin Feist sagt, gebe es in Donauwörth keinen „spürbaren Rückgang an Neubewerbungen“ für Bauland. Zwar ist der Landkreis Donau-Ries für Bauherren einer der günstigsten Schwabens. Dem jüngsten bayerischen Immobilienmarktbericht zufolge kostet ein Quadratmeter Bauland in der Region 74 Euro, im Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg liegt der Preis mit 220 Euro mehr als drei Mal so hoch. Doch wer jetzt auf Wohnen zum Schnäppchenpreis in Donauwörth hofft, der täuscht sich.

    Quadratmeter Bauland für 500 Euro in Donauwörth und Umgebung

    Vitus Schmid kennt sich mit Immobilien in Donauwörth und Umgebung aus. Er leitet die Baugenossenschaft in der Stadt, die gemeinschaftlich Wohnraum aufkauft oder baut, um ihn dann den Genossenschaftlern zur Verfügung zu stellen. „Es mag sein, dass kleinere Gemeinden versuchen, mit niedrigen Grundstückspreisen Menschen ins Dorf zu bekommen“, sagt er. Preise von unter 150 Euro pro Quadratmeter Bauland seien in Donauwörth jedoch unrealistisch, teils lägen sie gar bei 500 Euro. Dass die Anfrage aktuell ungebrochen hoch ist, sei in der Krise nicht paradox, sagt er.

    Julian Wild aus Donauwörth mit Frau und Sohn.
    Julian Wild aus Donauwörth mit Frau und Sohn. Foto: Wild

    Eine Immobilie sei ein sicherer Hafen, zudem gebe es wenig Wohnraum für sehr viele Menschen, die in der Region leben möchten. Gerade Donauwörth und die umliegenden Gemeinden bieten zahlreiche Arbeitsplätze. Die Anbindung an die nahen Großstädte Augsburg und Ingolstadt zeichnet die Stadt ebenfalls aus. So lässt sich auch erklären, dass selbst für Mietwohnungen weiter hohe Preise verlangt werden.

    Die Anspannung auf dem Wohnungsmarkt merken also nicht nur die, die in Donauwörth sesshaft werden wollen. Auch Mieter brauchen mitunter Zeit und Geld. Jungvater Wild hofft währenddessen, dass sich bald eine Möglichkeit auftut; er bewirbt sich, erkundigt sich, spricht mit Kontakten. „Wir haben uns damit abgefunden, dass es dauert“, sagt er. Für Heimat und Traumhaus ist die Familie bereit, noch zu warten.

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