Er hat ein markantes, putziges Gesicht und ist leicht am buschigen, geringelten Schwanz erkennbar. Doch kaum jemand hat in der Region jemals einen Waschbär in freier Wildbahn erblickt.
Das Tier ist ausschließlich nachts aktiv und führt ein Leben im Verborgenen. Deshalb weiß niemand, wie viele Exemplare dieses Kleinbären im Donau-Ries-Kreis existieren. Er ist aber da. Das zeigt ein Verkehrsunfall, den die Polizei meldet. Ein Waschbär überquerte am Sonntag gegen 21 Uhr die B 25 bei Ebermergen – und kam einem Auto in die Quere, das eine 47-Jährige steuerte.
Wildkameras liefern Bilder von Waschbären
Das Tier überlebte den Zusammenstoß nicht. Am Pkw entstand ein Sachschaden von rund 1500 Euro. Ein Wildunfall mit einem Waschbär sei in Nordschwaben ein höchst seltenes Ereignis, erklärt Magnus Kastenhofer, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei für den Landkreis. Robert Oberfrank, Vorsitzender der Jäger-Kreisgruppe Donauwörth, hat auf der Pirsch noch keinen dieser Bären gesichtet. Gleiches gelte für die meisten Jagdkameraden.
Dass die Waschbären aber schon seit Jahren zugegen sind, zeigten gelegentliche Fotos von Wildkameras. Ab und an tappe ein Waschbär auch in Lebendfallen, mit denen eigentlich Füchse oder Marder gefangen werden sollen. Laut Wildstatistik des Landratsamts erlegten die Jäger im Donau-Ries-Kreis von 2008 bis 2015 insgesamt 17 Waschbären. Der höchste Jahreswert datiere von 2012, als die Waidmänner vier Exemplare schossen. Ein Waschbär als Opfer eines Wildunfalls sei zuletzt 2010 registriert worden, berichtet Gabriele Hoidn, Pressesprecherin des Amts.
Waschbären stammen aus Amerika
Der Waschbär war ursprünglich in Mittel- und Nordamerika beheimatet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist er auch auf dem europäischen Festland anzutreffen, nachdem er aus Pelztierfarmen und Gehegen entkommen war oder ausgesetzt worden war. In Deutschland gibt es beispielsweise in Hessen und in den östlichen Bundesländern größere Vorkommen. Bevorzugter Lebensraum sind gewässerreiche Misch- und Laubwälder. Zunehmend sind die Tiere auch in Städten anzutreffen – und können durchaus lästig werden, da sie sich beispielsweise unter Dächern einquartieren und Mülltonnen durchstöbern.
Fachleute gehen Oberfrank zufolge davon aus, dass sich die Tierart in Süddeutschland immer mehr ausbreitet und auch Bayern in einigen Jahrzehnten flächendeckend besiedelt haben wird.
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