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Donau-Ries: Wie Gastronomen im Donau-Ries-Kreis dem Lockdown begegnen

Donau-Ries

Wie Gastronomen im Donau-Ries-Kreis dem Lockdown begegnen

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    Nach dem Corona-Lockdown im Frühjahr droht der nächste. Im Landkreis Donau-Ries sind die  Gastronomen besorgt.
    Nach dem Corona-Lockdown im Frühjahr droht der nächste. Im Landkreis Donau-Ries sind die Gastronomen besorgt. Foto: Annette Zoepf (Symbolbild)

    Einschränkungen hatten sie befürchtet. Dass sie ihre gastronomischen Betriebe aber ab kommenden Montag bis Ende November komplett dichtmachen müssen, hat die Betreiber von Restaurants, Kneipen, Cafés und Bars in Nordschwaben dann doch geschockt. „Das ist ein harter Schlag“, sagt Sepp Meyer, der Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga).

    Bedauern in Nordschwaben über die Schließung der Gastro-Betriebe

    Der Kreisvorsitzende, Inhaber des Meerfräuleins in Wemding, bedauert die Entscheidung aus Berlin, könne er doch (und so sehen es auch seine Kollegen) angesichts ausgeklügelter und erprobter Hygieneregeln nicht erkennen, dass in Gaststätten ein erhöhtes Risiko bestehe, sich mit Covid-19 zu infizieren. Die trotz versprochener Ausgleichszahlungen zu befürchtenden Umsatzverluste ist die eine Seite, doch in Gesprächen mit Wirten und in der Branche Beschäftigten wird klar, was Mayer vorsichtig zurückhaltend formuliert: „Wir alle haben in den letzten Monaten viel getan, auch investiert, um nach der Corona-Zwangspause im Frühjahr einen sicheren Betrieb gewährleisten zu können. Deswegen sind wir jetzt so enttäuscht.“

    Eine erneute Existenzbedrohung für die Gastronomie

    Meyer ist sicher, dass nicht alle Gaststätten in Nordschwaben den erneuten Lockdown am Ende überleben werden, weil die Reserven im Frühjahr aufgebraucht worden seien und „in den wenigen Sommerwochen keine neuen Polster gebildet werden konnten“. Meyer kann sich kaum vorstellen, dass alle Betrieb die Turbulenzen überstehen. „Am ehesten noch die kleinen, familiengeführten“, sagt er.

    Häufiges Lüften, ein ausgeklügeltes Hygienesystem, Maskenpflicht und ständiges Desinfizieren – Meyer sagt, die Ansteckungsgefahr in der Gastronomie sei gering. Das würden auch Virologen bestätigen. „Es ging gerade wieder bergauf. Die Leute haben sich wieder getraut, zum Essen zu gehen“, hörte der Kreisvorsitzende von Kollegen zuletzt oft. Nun müsse sich die Gastronomie als Sündenbock fühlen.

    „Es trifft die Falschen“, betont Michael Heilig, Leiter des Kreisverbandes Donau-Ries im Wirtschaftsdreieck Bayerisch Schwaben, Mittelfranken, Ostalb. Er vertritt den Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft. Die Branche sei gerade dabei gewesen, sich von den massiven Einschränkungen des ersten Halbjahrs langsam zu erholen. Nun komme es zur erneuten Existenzbedrohung.

    Wallfahrtsgaststätte in Wemding eröffnet wieder "Drive-in"

    Juniorchef Alexander Trollmann von der Wallfahrtsgaststätte in Wemding ist froh, „dass wir die Schilder noch im Keller haben“. Es sind die Tafeln, die auf den Abholservice hinweisen. Diesen „Drive-in“, im Frühjahr bereits praktiziert, werde man wiederbeleben, sagt Trollmann. Ein „bisschen“ habe er schon mit Maßnahmen gerechnet, wie sie nun verkündet wurden. Deshalb hat er bei seinem Lieferanten schon tags zuvor „Einpackschalen“ geordert, um wieder einen Abholservice einzurichten.

    Den Antrag für zehn Beschäftigte auf Kurzarbeit hat Trollmann bereits gestern abgeschickt. Er sei enttäuscht, weil im November die in den vergangenen Jahren so beliebte „Schlachtpartie“ ausfallen müsse. Der To-go-Service könne die Ausfälle nicht kompensieren. Es gehe darum, wenigstens den drei Auszubildenden den Arbeitsplatz zu sichern. Ob das Geschäft dann im Dezember wieder anlaufen kann, mag Trollmann noch nicht beurteilen. „Es hat ohnehin schon zahlreiche Absagen für Weihnachtsfeiern von Betrieben gegeben.“ Die Hoffnung auf die Silvestergala mit Bergkristall sei nur sehr gering.

    Besitzer der Alten Brauerei Mertingen ist enttäuscht

    „Ich bin enttäuscht“, erklärt Franz Nosalski von der Alten Brauerei Mertingen. Dass vielleicht eine Regelung wie in Italien komme, wo die Lokale um 18 Uhr schließen müssen, hätte er sich vorstellen können. „Die drastischen Maßnahmen aber nicht.“ Seit die Ampel im Landkreis auf „Dunkelrot“ gesprungen sei, hat der Wirt bereits weniger Zulauf.

    Auch Nosalski hat beim ersten Lockdown bereits einen Abholservice eingerichtet. „Das werden wir wiederholen.“ Die Alte Brauerei habe herbe Verluste zu verkraften, „weil uns der gesamte Tagungsbereich weggebrochen ist“. Durchschnittlich habe man jährlich 120 Veranstaltungen im Saal, „ohne die 30 bis 40 Hochzeiten“. Der wirtschaftliche Ausfall sei enorm.

    Neuwirt in Bayerdilling geht wieder in Kurzarbeit

    Zehn Beschäftigten hat Christian Hertl, Inhaber des Neuwirts in Bayerdilling, bereits mitgeteilt, dass sie nun wieder in Kurzarbeit seien. Bei den Aushilfen habe man ohnehin schon reduzieren müssen. Bereits seit Tagen habe er bei den Gästen eine Verunsicherung gespürt. Dafür habe er Verständnis. Ob er einen Abholservice einrichten wird, weiß Hertl noch nicht. „Wir überlegen“, sagt er. Der Aufwand hierfür sei groß, „der Ertrag steht in keinem Verhältnis dazu“.

    Aufgebracht und verärgert seien geschmeichelte Worte sagt Armin Schnabel vom Gasthof Goldener Hirsch in Donauwörth. Dass es Entschädigungen geben soll, sei schön, „aber das letzte Mal haben wir darauf vier Monate gewartet“. Er glaube nicht, dass er sein Lokal heuer noch einmal aufsperren dürfe. Im Frühjahr habe es Wochen gedauert, um sein Team wieder in positive Stimmung zu versetzen. „Auch diesmal wird es viel Verunsicherung geben.“ Zur Überbrückung will Schnabel wieder einen Abholservice einrichten.

    Café la Kami in Donauwörth hat schon auf Lockdown spekuliert

    Katja und Robert Heinrich vom Café la Kami in Donauwörth haben schon seit Tagen wegen eines Lockdowns spekuliert. „Noch ist die Stimmung gut“, schmunzelt Robert Heinrich angesichts der Geräuschkulisse im Hintergrund. „Aber das ist eine Galgenstimmung.“ Für die Beschränkungen kann Heinrich sogar Verständnis aufbringen, wenngleich er nicht weiß, „wohin mit den Gefühlen“. Vielleicht aber sei der Schritt nötig und sinnig, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

    Ausdrücklich erwähnt er die Unterstützung durch die City-Initiative-Donauwörth (CID) nach dem ersten Lockdown, „als uns Gastronomen viele Chancen geboten wurden“. Wie er die nächsten vier Wochen nun verbringt? „Wir wollen unsere Brauerei umbauen“, erzählt Heinrich. Er gehört zu jenen Donauwörthern, die ein kleines Brauhaus aufgebaut haben. „Und im Dezember starten wir dann wieder voll durch.“

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