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Donau-Ries: Polizei hat rasende Lastwagen-Fahrer im Visier

Donau-Ries

Polizei hat rasende Lastwagen-Fahrer im Visier

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    Viel Schreibarbeit wartet auf Matthias Both (rechts) und Franko Roder, wenn sie einen ausländischen Lkw-Fahrer erwischt haben, der viel zu schnell war.
    Viel Schreibarbeit wartet auf Matthias Both (rechts) und Franko Roder, wenn sie einen ausländischen Lkw-Fahrer erwischt haben, der viel zu schnell war. Foto: Wolfgang Widemann

    Franko Roder hat erst vor wenigen Augenblicken das Messgerät zur B25 hin ausgerichtet, da passiert es auch schon. Der Polizeiobermeister hat einen Lastwagen ins Visier genommen, der von Möttingen her in Richtung Harburg unterwegs ist. „Der ist gut schnell“, sagt Kollege Matthias Both, der den Lkw aus der Ferne kommen sieht und mit bloßem Auge erkennt, dass sich der Fahrer nicht an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern hält. Im nächsten Moment bestätigt Roder: „Neunzig.“ Der Laster rauscht vorbei. Sofort fahren die beiden Beamten, die sich nahe Hoppingen mit ihrem Zivilfahrzeug postiert haben, los. Sie folgen dem weißen Sattelzug, setzen sich vor diesen, lotsen ihn in

    Die Ausrede des Brummi-Fahrers ist Standard

    Raser im Visier: Polizeiobermeister Franko Roder mit der Laserpistole bei einer Kontrolle an der B25 bei Hoppingen. Dort geht den Beamten ein Temposünder nach dem anderen ins Netz.
    Raser im Visier: Polizeiobermeister Franko Roder mit der Laserpistole bei einer Kontrolle an der B25 bei Hoppingen. Dort geht den Beamten ein Temposünder nach dem anderen ins Netz. Foto: Wolfgang Widemann

    Der Temposünder gibt sich – von den Polizisten zur Rede gestellt – überrascht, bleibt aber nach außen hin ruhig. Er habe gedacht, man dürfe auf der Bundesstraße 80 km/h schnell sein und nicht 60. „Das ist eine Standardausrede“, lautet der Kommentar von Matthias Both. Rasende Lastwagen erwischen die Polizisten in Serie.

    Normalerweise kümmert sich in Nordschwaben vor allem die Verkehrspolizei (VPI) um die Brummis. Seit ein paar Monaten sind in diesem Bereich auch die Beamten der anderen Inspektion (PI) aus Donauwörth aktiv. Deren Leiter Thomas Scheuerer spricht von „Schwerpunktmaßnahmen außerhalb des täglichen Normalbetriebs.“ Beamte seien beispielsweise abgestellt, um Drogensünder im Straßenverkehr ausfindig zu machen, Ausschau nach Einbrechern in Wohngebieten oder nach Dieben in Supermärkten zu halten – oder nach Rasern auf den Bundesstraßen. Die Zwischenbilanz fällt gerade bei letzterem Punkt positiv aus: „Es bewährt sich.“

    Kürzlich stellten die Streifen der PI und der VPI in kurzer Zeit bei zehn Lkw-Fahrern gröbere Verstöße fest, hauptsächlich wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen, aber auch wegen verbotener Überholmanöver. Was den Beamten beider Dienststellen bei den Verfehlungen auffällt, ist der hohe Anteil an Ausländern. Neun der zehn erwähnten Fahrer stammen aus osteuropäischen Ländern.

    In der Schicht von Matthias Both und Franko Roder ist es nicht anders. Der 50-Jährige, den sie in Harburg anhalten, ist ein Rumäne. Auf der Ladefläche seines Lasters stehen nur ein paar Paletten mit Ware. Die Tour führt von Frankreich nach Niederbayern. „Er spart sich halt die Autobahnmaut“, stellt Both zur Route durch Nordschwaben fest. Die Zugmaschine hat ein rumänisches Kennzeichen, der Sattelauflieger ein deutsches. Der Polizeihauptmeister weiß: „Viele Auflieger gehören Leasingunternehmen und stehen irgendwo in Europa.“

    Die Ordnungshüter können sich mit dem 50-Jährigen gut verständigen – er spricht gebrochen Deutsch. Zur Sicherheit geben ihm die Beamten einen Infozettel in seiner Muttersprache, auf dem das Prozedere erläutert wird. Solche Zettel haben die Polizisten in rund einem Dutzend verschiedener Sprachen parat.

    Bei dem Rumänen bestehen die Beamten auf Sofortkasse. Grund: Mit dem osteuropäischen Land besteht kein Rechtsabkommen, dass das Bußgeld dort eingetrieben werden kann. Both präsentiert dem Fahrer die Rechnung: Drei Stundenkilometer werden als Toleranz abgezogen, bleiben also 87. Das bedeutet einen Punkt in Flensburg, 95 Euro Bußgeld, 25 Euro Gebühren und 3,50 Euro Auslagen. Macht zusammen eine Kaution von 123,50 Euro. Der 50-Jährige zahlt ohne Murren. Both und Roder sind noch einige Minuten damit beschäftigt, Formulare auszufüllen.

    Eine Kaution von 123,50 Euro kassiert Matthias Both von diesem Fahrer.
    Eine Kaution von 123,50 Euro kassiert Matthias Both von diesem Fahrer. Foto: Wolfgang Widemann

    Das hält auf.

    Und schon erwischen sie den nächsten Temposünder

    Nach rund fünfundzwanzig Minuten ist der Fall abgearbeitet. Die Streife kehrt an die Bundesstraße bei Hoppingen zurück und hält das Messgerät in Richtung Bundesstraße, auf der an diesem Nachmittag lebhafter Verkehr herrscht. Nach wenigen Augenblicken der nächste Treffer: Ein Lastzug einer österreichischen Spedition wird mit 83 km/h gemessen.

    Bei der anschließenden Kontrolle in Harburg wird es noch internationaler: Es ist wieder ein Rumäne. Der sitzt in einem Lkw mit slowakischer Zulassung. Der Anhänger hat ein österreichisches Nummernschild. Beladen ist das Gespann mit 17 Tonnen Stroh. Das stammt aus dem Raum Möttingen im Ries und wird in den Bayerischen Wald gekarrt.

    Die Geschwindigkeitsüberschreitung kostet den Fahrer 98,50 Euro. Er hat aber nur 30 Euro Bares dabei. Also setzen ihn die Beamten in ihren Wagen und chauffieren ihn zu einer Bank in Harburg. Dort hebt der Mann mit einer Karte das nötige Geld ab. Both und Roder schauen sich an dem Lkw routinemäßig auch noch die Räder samt Reifen an. Alles in Ordnung.

    Und wieder geht es zurück nach Hoppingen. Erneut dauert es nur kurze Zeit, bis der nächste Raser ins Netz geht. Dieses Mal ist es ein Pole mit 86 „Sachen“. Er hat einen großen Backofen an Bord, geladen in Dinkelsbühl, und ist auf dem Weg nach Österreich. Auch hier fordern die Polizisten 98,50 Euro. Der 26-Jährige stutzt. Ihm entfährt ein erschrecktes „Oh“. Sofort greift er zum Handy und ruft seinen Chef an. Anschließend geht es wieder zur Bank.

    Die Polizisten schauen bei den Kontrollen in der Region auch nach den Rädern der Lastwagen.
    Die Polizisten schauen bei den Kontrollen in der Region auch nach den Rädern der Lastwagen. Foto: Wolfgang Widemann

    Der junge Mann bleibt ausgesprochen höflich. Er wünscht den Beamten am Ende „einen schönen Tag und gute Fahrt.“ Es komme selten vor, dass ein Lkw-Fahrer pampig werde, berichtet Franko Roder. Verhalte sich einer auffällig, sei meist noch mehr im Argen.

    Den Beamten ist klar, unter welchem Druck die Fahrer stehen: „In der Branche zählen Zeit und Geld.“ Das Ignorieren der Temporegeln wollen die Ordnungshüter nicht hinnehmen. Es sei nicht auszudenken, was passiere, wenn an einem Lkw bei Tempo 90 ein Reifen platze, merkt Matthias Both an. Die hohe Beanstandungsquote zeigt auch nach Ansicht von Magnus Kastenhofer, Sachbearbeiter Verkehr der Polizei im Donau-Ries-Kreis: „Solche Kontrollen sind notwendig.“

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