Für zahlreiche Gemeinden ist es eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres: das Aufstellen des Maibaums. Oft werden die Stämme geschnitzt oder blau-weiß dekoriert sowie viele bunte Bänder und mancherorts auch Schrifttafeln oder Wappen angebracht. In jeder Region sieht der Maibaum etwas anders aus, aber vielerorts ist er schlicht gelebte Tradition. Wie auch schon vergangenes Jahr müssen allerdings heuer die Feierlichkeiten rund um das Maibaum-Aufstellen aufgrund der Pandemie weitgehend ausfallen. Selbst das Aufstellen an sich wird aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschränkungen schwierig.
Landratsamtssprecher Simon Kapfer erklärt, dass nach Auskunft des Gewerbeamts des Landkreises Donau-Ries Veranstaltungen weiter untersagt und die Durchführung von klassischen Maibaumfeiern daher ebenfalls nicht möglich seien. Auch für das Aufstellen eines Maibaums gelten die Kontaktbeschränkungen. Derzeit ist bekanntlich ein Aufenthalt im öffentlichen Raum, in privaten Räumen und auf privaten Grundstücken nur mit Angehörigen des eigenen Hausstands sowie zusätzlich einer weiteren Person gestattet. Da Maibäume wegen ihrer Größe und ihres Gewichts oft mit vereinten Kräften aufgestellt werden müssen, ist das aufgrund der geltenden Regeln kaum oder gar nicht möglich. Die einzige Möglichkeit ist es der Kreisbehörde zufolge, dass der Baum von einer Privatfirma oder durch Mitarbeiter der Gemeinde aufgestellt wird – dies würde dann im Rahmen der Berufsausübung geschehen und wäre erlaubt.
Ausgangssperre in der Freinacht: Keine Ausnahme zum 1. Mai
Kapfer betont, dass derzeit der Aufenthalt außerhalb der Wohnung generell zwischen 22 und 5 Uhr untersagt ist. Die sogenannte „Freinacht“ vom 30. April auf 1. Mai und das Ausüben eines Brauchs stellt nach seinen Angaben keinen triftigen Grund dar, sich in dieser Zeit außerhalb einer Wohnung aufzuhalten. Diese Auflagen haben Folgen: Aufgrund der schon länger herrschenden Lage hat man beispielsweise in Wolferstadt heuer erst gar keine Vorbereitungen getroffen. Bürgermeister Philipp Schlapak berichtet, dass die Gemeinde vergangenes Jahr noch Hoffnung hatte, 2021 wieder einen Maibaum aufstellen zu dürfen, allerdings sei diese schon im Januar verflogen: „Den Maibaumfreunden ist schon klar gewesen, dass es nichts wird. Also wurde auch nichts geplant.“ Ob Wolferstadt heuer überhaupt einen Baum haben wird, weiß Schlapak noch nicht – „aber wohl eher nicht“. Jetzt hoffe man auf nächstes Jahr.
Ähnlich geht es auch dem Schützenverein Hubertus Eggelstetten. Nachdem der Verein 2020 schon alles organisiert hatte und dann doch alles wieder absagen musste, lagen die Planungen für dieses Jahr so gut wie auf Eis, wie Sebastian Hurle, Vorsitzender des Vereins, erzählt. Dieses Jahr wären in Eggelstetten wieder die Schützen mit dem Stellen des Maibaums an der Reihe gewesen. „Aber da die Lage jetzt ja noch schlimmer ist als vergangenes Jahr, haben wir keine Maifeier geplant.“ Da die Hubertusschützen etwa acht Freiwillige brauchen, um den Baum aufzustellen, wäre das aufgrund der Verordnungen heuer nicht durchführbar. Diese Tradition sei für die Vereine mit so viel Aufwand und Kosten verbunden, dass es sich gar nicht lohnen würde, wenn keine Feier drumherum stattfinden darf, so Hurle. Jetzt wäre es nur noch mit dem Bauhof machbar. Vielleicht stellt der Verein als Ersatz, wie 2020 auch, eine kleine Birke in einer Öltonne an den Marktplatz. Sicher sei das aber noch nicht. Hurle beklagt, dass die Vereine von der Gemeinde und vom Landratsamt erst kurz vor knapp über die Regelungen informiert wurden und „die Informationspolitik schon seit Beginn von Corona schlecht läuft“.
Maibaum-Stehlen: Polizeikontrollen erschweren das Brauchtum
Auch die traditionellen Maibaumtänze des Heimat- und Volkstrachtenvereins Donauwörth sind bereits abgesagt. Wie der Verein mitteilt, wird es heuer auch den Baum auf dem Fischerplatz im Ried nicht geben.
Mit der nächtlichen Tradition des Maibaum-Klauens wird es dieses Jahr ebenfalls schwierig: In der Nacht auf den 1. Mai werden nach Auskunft von Thomas Scheuerer, Inspektionsleiter der Polizei Donauwörth, die Beamten vermehrt kontrollieren. Auch in dieser Nacht würden die Ausgangssperren gelten, betont Scheuerer. Wer sich nicht daran halte, muss mit einer Anzeige rechnen. „Soweit ich mich erinnere, war es vergangenes Jahr aber relativ ruhig, und die Leute waren sehr diszipliniert.“
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