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Pandemie: Donau-Ries: Impfstoffmangel sorgt für gewaltige Probleme

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Donau-Ries: Impfstoffmangel sorgt für gewaltige Probleme

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    Zumindest diejenigen, die täglich mit Erkrankten zu tun haben, konnten in größerer Zahl geimpft werden. Am Montag wurden 480 Mitarbeiter der Seniorenheime und der Kreiskliniken immunisiert. Hier, im Donauwörther Krankenhaus, erhält Anja Habicht die Injektion von Christa Strehler, die ärztliche Aufsicht hat im Impfraum Dr. Christian Mayer.
    Zumindest diejenigen, die täglich mit Erkrankten zu tun haben, konnten in größerer Zahl geimpft werden. Am Montag wurden 480 Mitarbeiter der Seniorenheime und der Kreiskliniken immunisiert. Hier, im Donauwörther Krankenhaus, erhält Anja Habicht die Injektion von Christa Strehler, die ärztliche Aufsicht hat im Impfraum Dr. Christian Mayer. Foto: Thomas Hilgendorf

    Diesen Tag hätte man sich anders gewünscht. Es sind nur wenige, die jetzt, an Tag eins in Runde eins der bundesweit groß angekündigten Corona-Impfkampagne in den dafür vorgesehenen Zentren in Donauwörth und Nördlingen überhaupt die Nadel gesetzt bekommen. Ab Montag sollte im größeren Stil immunisiert werden. Eigentlich. Doch daraus wird vorerst nichts – wie in ganz Deutschland fehlt es auch in den hiesigen Impfzentren an den Vakzinen.

    Vizelandrätin Marb: Ernüchterung über Mangel am Impfstoff

    Für Vizelandrätin Claudia Marb ist der Start der Kampagne hörbar und sichtlich ernüchternd: „Wir stehen bereit – unsere Mitarbeiter haben seit Mitte Dezember alles perfekt organisiert, nur fehlt es am Impfstoff.“ Für diesen Mangel könne niemand im Landkreis Donau-Ries etwas – in der Tat stehen dafür die übergeordneten Bereiche in Berlin und Brüssel in der Verantwortung, da dort die Bestellungen der Impfpräparate organisiert wurden und werden. „Wir telefonieren herum, um irgendwoher Impfstoff zu bekommen – aber so, wie es uns geht, sieht es ja anderswo auch aus“, erklärt Marb.

    Am Montag sind es nach Angaben des Landratsamtes nur 53 Bürger über 80 Jahre in Donauwörth sowie 37 Senioren in Nördlingen, die den Impfstoff erhalten; weitere 480 Dosen werden Mitarbeitern der Kreiskliniken beziehungsweise kreiseigenen Seniorenheime verabreicht. Es sind jene Dosen, die bereits zum 31. Dezember ausgeliefert waren. Die nun geimpften Bürger hatten sich über die Hotline des Landratsamtes angemeldet.

    Die Impfungen mussten allesamt am Montag in Donauwörth und Nördlingen verbraucht werden

    Dass die Lieferung am letzten Tag des Jahres kam, danach jedoch ein Feiertag sowie das Wochenende folgten, sei denkbar ungünstig gewesen, erklärt Marb: So mussten die Impfungen spätestens noch am Montag wegen der begrenzten Haltbarkeit verbraucht werden – deshalb verabreichte man die Impfungen an die gkU-Mitarbeiter, die aber sowieso priorisiert immunisiert werden sollten. Es wäre auch aus Gründen des Infektionsschutzes nicht möglich gewesen, alle Termine für die Senioren aus dieser Woche auf den Montag zu legen, erklärt Vizelandrätin Marb weiter. Die Zentren in Donauwörth und Nördlingen verfügen jeweils nur über zwei „Impfstraßen“, dazu müssen Aufklärungsgespräche geführt werden und die Geimpften noch bis zu 20 Minuten warten. 480 Senioren in den Zentren an einem Tag – nein, das wäre nicht gegangen, so Marb.

    Es geht um jeweils 80 bis 100 Impfungen an drei Tagen im Kreis Donau-Ries

    Die vergebenen Impftermine für diese Woche in den Zentren müssten nun aber ärgerlicherweise um eine Woche verschoben werden, erklärt die stellvertretende Landrätin weiter; die Angemeldeten würden darüber per Telefon informiert. Jeweils 80 bis 100 Impfungen an drei Tagen mussten verlegt werden.

    Jetzt, zu Beginn der Woche, stünden eigentlich alle eingeteilten Mitarbeiter im Impfzentrum in den Startlöchern. In den beiden Zentren sind jeweils zwei Ärzte und vier Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) zu den Öffnungszeiten ständig vor Ort, ebenso Mitarbeiter der Verwaltung und Sicherheitspersonal zur Einlasskontrolle.

    An jenem Montag ist es ruhig im Wartebereich des Impfzentrums an der Joseph-Gänsler-Straße 8 in Riedlingen. Einige Senioren warten auf das Gespräch mit dem Arzt, andere sitzen nach der Injektion gute 15 Minuten im sogenannten „Nachbeobachtungsbereich“, oft in Begleitung eines Angehörigen. „Noch geht‘s gut“, scherzt eine alte Dame, die kurz darauf das Impfzentrum in Begleitung einer jüngeren Frau verlässt.

    Ein älterer Herr erklärt indessen, für ihn sei sofort klar gewesen, dass er sich impfen lasse. Er habe die Spritze bereits bekommen, es gehe ihm gut, er merke keinerlei Komplikationen. Bis 10 Uhr sind in Donauwörth bereits 21 der für diesen Tag 53 Angemeldeten geimpft.

    Ab Dienstag kann für den Rest der Woche im Zentrum hier und in Nördlingen gar nicht mehr geimpft werden. Erst am Freitag wird wieder eine Lieferung erwartet im Landkreis.

    Wenigstens in den Kliniken in Donauwörth, Nördlingen und Oettingen atmet man auf

    Derweil geht es an anderer Stelle, in der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth, Schlag auf Schlag. Hier und im Stiftungskrankenhaus in Nördlingen werden jeweils 240 Mitarbeiter geimpft.

    Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben, keine Unverträglichkeiten, sagt Oberarzt Dr. Christian Mayer am Nachmittag. 1700 Angestellte arbeiten in den Kliniken und Heimen des Landkreises – dass nun fast 30 Prozent eine Impfung erhalten haben, sei von immenser Wichtigkeit, sagt gkU-Geschäftsführer Jürgen Busse gegenüber unserer Zeitung: Tag für Tag herrsche die Sorge, dass dringend benötigte, aber positiv auf Corona getestete Mitarbeiter ausfallen. Allein am Montag waren es drei. „Wir müssen unsere Mitarbeiter schützen, die ja hier auch mit Covid-Patienten arbeiten“, so Busse.

    Nach wie vor warnen die Mitarbeiter der Kreiskliniken davor, das Virus auch nur irgendwie auf die leichte Schulter zu nehmen oder es als „nur“ problematisch für Ältere abzutun: Erst jüngst habe man wieder zwei jüngere Patienten unter 40 Jahren auf der Intensivstation behandeln müssen, berichtet Busse. Auch nicht jede jüngere Krankenschwester, die infiziert sei, stecke das Virus ohne Probleme weg: „Einigen geht es wirklich schlecht damit.“

    Im Landratsamt in der Donauwörther Pflegstraße wartet man auf neue Informationen zu den Impfstoff-Lieferungen. Auch die scheinen Mangelware zu sein, folgt man Vizelandrätin Marb. Keiner wisse, wann genau wie viele Dosen eintreffen. Die Mitarbeiter müssten von jetzt auf gleich reagieren: „Wir müssen flexibel bleiben.“

    Derweil wurde am Montag in der Kreisbehörde beschlossen, die Hotline „Vergabe Impftermine“ aufgrund des Impfstoffmangels einzustellen. Die Telefonnummer 0906/746677 sei „mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres“ nicht mehr gültig. Aufgrund des Impfstoffmangels beziehungsweise ausbleibender Lieferungen und fehlender Vorräte können bis dato keine Termine neu vergeben werden. Hierzu sagt Marb: „Dieser Umstand ist für die Impfwilligen sowie für uns alle sehr ärgerlich. Jedoch sind wir aufgrund der geringen Impfstoffmengen, die wir zugeteilt bekommen, beziehungsweise der zugesagten, aber letztlich ausgefallenen Impfstofflieferungen zur Verschiebung der Termine und zur Einstellung der Hotline gezwungen.“ Sie verstehe „den Unmut der Bürgerinnen und Bürger“, bitte aber trotzdem weiterhin um Geduld.

    Angedacht ist nun, wie unsere Zeitung erfahren hat, eine Online-Terminvergabe ab dem 15. Januar – in der Hoffnung, dass es dann weniger ruckelt bei der Lieferung des Impfstoffes.

    • Lesen Sie den Kommentar von Thomas Hilgendorf: Impfungen: Vom Versagen der oberen Stellen

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