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Donau-Ries: Corona: Reicht Durchlüften in den Schulen im Donau-Ries-Kreis aus?

Donau-Ries

Corona: Reicht Durchlüften in den Schulen im Donau-Ries-Kreis aus?

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    Der Landkreis Donau-Ries handhabt das 1,5-Meter-Abstandsgebot in Schulen relativ streng. Das erzeugt Unmut und Unverständnis bei zahlreichen Eltern.
    Der Landkreis Donau-Ries handhabt das 1,5-Meter-Abstandsgebot in Schulen relativ streng. Das erzeugt Unmut und Unverständnis bei zahlreichen Eltern. Foto: Bockwoldt, dpa

    Schulleiter Karl Auinger freut sich dieser Tage bereits, wenn bei gestiegenen Corona-Zahlen wenigstens die kleinen Dinge zuverlässig funktionieren – etwa die Fenster an seiner Schule, dem Donauwörther Gymnasium. Denn Luftreiniger, die bei Experten bereits seit Monaten als probates Mittel gegen die Virenlast in der Luft gelten, sie stehen seiner Schule scheinbar gar nicht zu. Das Lüften gegen Corona ist aber nicht die einzige Baustelle im laufenden Schulbetrieb im Landkreis Donau-Ries.

    Schulleiter aus dem Donau-Reis-Kreis kritisieren Corona-Entscheidungen

    So mancher Schulleiter kann diverse Entscheidungen „von oben“ nicht in Gänze nachvollziehen. Hierbei spielt auch die Frage eine Rolle, warum der Kreis Donau-Ries schier flächendeckend Wechselunterricht (Schule und Zuhause) erzwingt, die Nachbarlandkreise Neuburg-Schrobenhausen und Augsburg aber weiter beim Präsenzunterricht bleiben – trotz ähnlicher Corona-Inzidenzwerte.

    Er könne den Unmut vieler Eltern nachvollziehen, sagt Gerhard Härpfer, Leiter der Realschule in Rain. Er kenne die ähnlichen Gegebenheiten an den Realschulen in Meitingen, Zusmarshausen und Neuburg – dort seien die Schüler aber allesamt noch in der Schule. Hier hingegen mussten die Eltern nach der Verfügung des Landrats von vergangener Woche auf die Schnelle Betreuungslösungen organisieren – weil eben die Kinder die Hälfte der Schulzeit zuhause sind. Der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Schülern muss im Kreis Donau-Ries strikter eingehalten als in der Nachbarschaft.

    So werden Schüler in Gruppen nur tageweise in den Schulen unterrichtet, beispielsweise am Gymnasium in Donauwörth und an der Realschule Rain. Auch Härpfer ist mittlerweile genügsam geworden: „Die Fenster gehen in jedem Klassenzimmer auf und zu.“ Doch das Lüften könne nicht das Zentrum des Beschulungskonzeptes in Corona-Zeiten sein, so der Rainer Schulleiter.

    Schuleiter in Rain sieht Regelungen zu mobilen Luftreinigungsgeräten kritisch

    Zudem verstehe er nicht, warum erst jetzt, eineinhalb Monate nach Beginn des Schuljahres, seitens des Kultusministeriums Maßnahmen hinsichtlich mobiler Luftreinigungsgeräte ergriffen werden, „wenn diese doch offenbar etwas bringen“. Zudem sollten die Geräte für alle Schulen gleichermaßen geordert werden. Wie Härpfers Kollege Auinger berichtet, sei die Anschaffung jener Apparate nur dort möglich, wo sich die Fenster nicht großflächig öffnen ließen.

    Härpfer sieht es kritisch, dass nun, wo die kalte Jahreszeit vor der Tür steht, solche Regelungen getroffen werden. Luftreiniger böten wahrscheinlich „bessere Chancen auf Präsenzunterricht“. Und: Wenn dieser aufrechterhalten werden solle, so dürfe nicht alleine der Corona-Inzidenzwert eine Rolle spielen. Augsburg-Land und Neuburg seien hier andere Wege gegangen; somit könne er so manchen Unmut nachvollziehen.

    In einem Fall aus seiner Schule, so berichtet der Pädagoge, gehe ein Kind in Neuburg auf das dortige Gymnasium, dessen Schwester auf die Realschule nach Rain – Kind eins geht nun jeden Tag in die Schule, Kind zwei nur jeden zweiten; die Eltern mussten die Betreuung wieder von heute auf morgen managen. „Viele haben Opa und Oma nicht vor Ort – zudem sollen die als Risikogruppe ja auch gar nicht die Betreuung übernehmen.“

    Ausnahme im Donau-Ries-Kreis: In Riedlingen findet nur Präsenzunterricht statt

    Viele blicken dieser Tage etwas neidisch in Richtung Riedlingen. Die dortige Gebrüder-Röls-Grundschule stellt momentan so etwas wie eine Ausnahme dar im Landkreis Donau-Ries. Hier findet nach wie vor Präsenzunterricht in allen vier Jahrgangsstufen statt, wie Schulleiterin Marion Hanrieder berichtet.

    „Wir sind nicht besser als andere, wir haben nur mehr Mobiliar und ältere Räume“, sagt die Pädagogin, die in den vergangenen Monaten vermehrt klassische Managementaufgaben übernehmen musste. Bei Neubauten wurden Klassenräume bis 58 Quadratmeter gefördert – die Riedlinger Räume sind allerdings ältere Semester, was der Schule nun zugutekommt. Die Raumgrößen von gut 80 Quadratmetern sowie vorhandene Durchgangsräume, die mitgenutzt werden können, ermöglichen hier den im Kreis Donau-Ries strikt einzuhaltenden Abstand von 1,5 Metern zwischen den Schülern. Zudem habe man glücklicherweise einen Reservebestand an Schulmöbeln. Nach einer intensiven Teamsitzung mit allen Lehrern habe man mit dem Zollstock alles vermessen und sei Ende vergangener Woche zu dem Schluss gekommen, das Präsenzunterricht in Riedlingen möglich sei. In den folgenden Tagen hätten alle mitangepackt, organisiert, Möbel gerückt und geschleppt. „Ich weiß, dass das leider nicht in allen Schulen möglich ist, da die Räume dort kleiner sind. Aber man kann uns nicht zum Vorwurf machen, dass wir das Beste aus der Situation für unsere Schüler hier herausholen“, sagt Hanrieder.

    Schulleiter im Donau-Ries-Kreis fordern Anpassung von Leistungsnachweisen vom Ministerium

    Was manchem Lehrer und Schüler gleichermaßen zu schaffen macht, ist zudem die Frage der Leistungsnachweise in der angespannten Situation. Härpfer als auch Hanrieder sind der Meinung, dass das Kultusministerium sowohl die Lehrpläne als auch die Inhalte der Leistungsnachweise der Lage anpassen müsse. Das sei bis dato aber kaum erfolgt. Man könne nicht erwarten, dass die Kinder und Jugendlichen so funktionierten, als wäre alles normal. „Wir können doch nicht die Kinder jetzt beim Homeschooling schinden“, sagt Hanrieder. Sie fühle sich bezüglich der Anpassung von Leistungsnachweisen vom Ministerium weithin allein gelassen. Gut sei unterdessen die Zusammenarbeit mit dem Schulamt im Landkreis. Dieses informiere so rasch wie möglich. Ähnlich in Sachen Prüfungen und Proben argumentiert Härpfer: „Vor allem der jetzige Abschlussjahrgang, der letztes Schuljahr nur zum Teil im Präsenzunterricht war, hat es schwerer“ – falls es keine Anpassungen der Lehrpläne und bei den Prüfungen geben werde.

    Derweil betont Hanrieder, dass die Schulfamilie – Kollegen, Eltern, Kinder – unter den teils widrigen Bedingungen zusammenhalten müsse: „Das ist das A und O.“ Sie weiß um die Relevanz des Präsenzunterrichts für die Entwicklung der Schüler in Krisenzeiten – nicht in erster Linie was die Leistungserbringung angeht: „Der Austausch mit Gleichaltrigen und dass sich die Kinder regelmäßig sehen, das gibt ihnen Sicherheit.“ Und die bräuchten gerade Heranwachsende in dieser seltsamen Lage.

    Lesen Sie zu diesem Artikel den Kommentar: Kommentar zu Corona und Schule: Mangelhafte ministerielle Hausaufgaben

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