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Donau-Ries: Bürgermeister-Beben im Landkreis

Donau-Ries

Bürgermeister-Beben im Landkreis

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    Bei den nächsten Kommunalwahlen im März 2020 müssen viele Bürgermeister im Donau-Ries-Kreis  neu gewählt werden. Überproportional viele Amtsinhaber hören auf.
    Bei den nächsten Kommunalwahlen im März 2020 müssen viele Bürgermeister im Donau-Ries-Kreis  neu gewählt werden. Überproportional viele Amtsinhaber hören auf. Foto: Symbolbild: Peter Fastl

    Die Region steht vor einem politischen Wandel. Denn fast die Hälfte der Bürgermeister im Landkreis Donau-Ries werden sich am 15. März 2020 nicht mehr zur Wahl stellen. Zuletzt hat der Oberndorfer Hubert Eberle nach 18 Jahren im Amt mit seiner Entscheidung viele überrascht. Und auch Fünfstettens Bürgermeister Werner Siebert hat sich nun geäußert, dass er nicht mehr kandidieren wird.

    Exakt 21 von 42 zur Wahl anstehenden Bürgermeistern haben sich entschieden aufzuhören, darunter in vier, den Landkreis prägenden Städten Donauwörth, Nördlingen, Harburg und Rain. Ähnlich groß ist der anstehende Wechsel im Lechgebiet, wo alle  Rathauschefs aufhören. Und auch im Dreiländereck wird mit neuen Köpfen in Rögling und Tagmersheim ein Neuanfang anstehen.

    Rößle: "In dieser Anzahl hatten wir das noch nicht"

    „In dieser Anzahl hatten wir das im Landkreis noch nicht“, sagt Landrat Stefan Rößle. Bei einigen sei aufgrund des Alters zwar klar gewesen, dass sie nicht mehr kandidieren. „Doch da sind schon ein paar darunter, die mich überrascht haben“, gibt Rößle zu. Er denkt dabei an Donauwörths Oberbürgermeister Armin Neudert, der mit 54 Jahren und nach drei Amtsperioden nicht mehr antreten wird. Oder eben seinen Heimatbürgermeister Hubert Eberle. Doch unter den scheidenden Mandatsträgern sind auch Politiker dabei, die bereits nach der zweiten Amtszeit aufhören. Dazu gehören Tagmersheim, Rögling oder auch Genderkingen.

    Fünfstettens Bürgermeister Werner Siebert wird 2020 als Bürgermeister aufhören.
    Fünfstettens Bürgermeister Werner Siebert wird 2020 als Bürgermeister aufhören. Foto: Wolfgang Widemann

    Die Gründe dafür sind sehr individuell, liegen im Privaten aber auch an einem Wandel, dem das Amt unterliegt. „Die Aufgabe eine Bürgermeisters ist sehr anspruchsvoll geworden“, sagt Robert Ruttmann, Gemeindechef von Holzheim. Er selbst wird mit 69 Jahren und nach 22 Jahren ehrenamtlichem Dienst am Bürger nicht mehr antreten – aus Altersgründen. Als Sprecher der Bürgermeister im Landkreis kennt er die Probleme seiner Amtskollegen.

    Fachlicher immer anspruchsvoller

    Zum einen werden die fachlichen Fragen immer schwieriger. Kanalbau, Ausschreibungen, Bauleitplanung – da gäbe es viel zu beachten. Auch kleine Kommunen errichten Kita, Kindergärten oder Bürgerhäuser, stemmen Projekte wie Dorfläden und Dorferneuerung. Hinzu kommt mehr mediale Aufmerksamkeit im Internet und die allgegenwärtigen Beurteilungen in den Sozialen Netzwerken.

    Oberndorf am Lech Bürgermeister Hubert Eberle hört 2020 auf.
    Oberndorf am Lech Bürgermeister Hubert Eberle hört 2020 auf. Foto: Hilgendorf

    „Der zeitliche Aufwand ist schon in einer Gemeinde ab 1000 Einwohner enorm“, fasst Ruttmann zusammen. Deshalb plädiert er ab dieser Dorfgröße für einen hauptamtlichen Bürgermeister. „Das sollte der Gesetzgeber entsprechend anpassen, will er das Amt attraktiv halten.“ Es gehe dabei nicht nur um die finanzielle Absicherung sondern auch um die Tatsache, dass die Gemeindeaufgaben das einzige Aufgabenfeld des Bürgermeisters ist. „Wer gestalten will, kann eigentlich erst in der dritten Amtsperiode die Früchte seiner Taten ernten. Das fordert die gesamte Aufmerksamkeit des Bürgermeisters.“

    Landrat Rößle befürwortet ebenfalls einen Wandel hin zu mehr hauptamtlich beschäftigten Bürgermeistern. Auch der Anspruch der Bürger an ihren Bürgermeister hätte sich verändert. „Die Menschen wollen ihre Anliegen unmittelbar vortragen und schnelle Antworten“, so Rößle, der selbst viele Jahre in Oberndorf Bürgermeister war und diese Erfahrung als Landrat macht. Zudem wolle ein Rathauschef Familie und Beruf unter einen Hut bringen. „Das Familienbild hat sich gewandelt. Es ist nicht mehr die Regel, dass die Ehefrau des Bürgermeisters zurücksteckt. Gleichzeitig wollen auch die Väter mehr am Familienleben teilhaben“, sagt Rößle, der 2008 mit seinem Schritt in Elternzeit zu gehen bayernweit für Schlagzeilen sorgte. Als Bäumenheims Bürgermeister Martin Paninka 2016 seinem Beispiel folgte, sorgte das ebenfalls für kontroverse Auseinandersetzungen im Gemeinderat und bei den Bürgern. Dabei geht im Alltag viel auf Kosten des Privatlebens: Abendtermine und Veranstaltungen am Wochenende sind keine Seltenheit. „Es ist sicher angebracht, dass die Erwartungshaltung an den Bürgermeister, bei jedem Termin persönlich zu erscheinen, zurückgeschraubt wird“, sagt Rößle.

    Die politische Kultur verändert sich

    Robert Ruttmann berichtet außerdem von einer veränderten politischen Kultur. Im Gemeinderat gehe es rauer zu. Bürger wollen und sollen Mitspracherecht haben, doch legten sie immer weniger Wert auf Stil und Umgangsform. „Ein Bürgermeister ist auch nur ein Mensch, das darf man nicht vergessen“, sagt Ruttmann.

    Kandidiert nicht mehr 2020: Der Donauwörther Oberbürgermeister Armin Neudert (CSU).
    Kandidiert nicht mehr 2020: Der Donauwörther Oberbürgermeister Armin Neudert (CSU). Foto: Karin Haupt

    Doch bei all dem kritischen Blick auf diesen Wandel, plädiert Landrat Stefan Rößle dafür, das Positive zu sehen. „Neue Köpfe bringen wieder frische Ideen. Und in keinem anderen Amt kann man so viel gestalten und bewirken, wie in dem des Bürgermeisters.“ Von seiten des Landratsamtes wird man die neuen Kollegen entsprechend fachlich begleiten und schulen. Zahlreiche Institutionen wie die Volkshochschule, das bayerische Selbstverwaltungskolleg oder die Hanns-Seidel-Stiftung bieten Seminare an.

    Probleme stehen vor der Tür

    „Meine Erfahrung ist, dass trotz neuem Bürgermeister in der Kommune alles seinen Gang geht“, sagt Adalbert Riehl. Als ehemaliger, geschäftsführender Beamte der VG Rain hat er schon viele Mandatsträger geschult. „Die Probleme stehen vor der Tür. Da gibt es fast keine Schonfrist, sondern man muss ins kalte Wasser springen.“

    Diese Bürgermeister treten nicht mehr an:

    • Amerdingen: Hermann Schmidt
    • Donauwörth: Armin Neudert
    • Ederheim: Caroline Zehnpfenning-Doleczik
    • Ehingen am Ries: Erhard Michel
    • Forheim: Werner Thum
    • Fünfstetten: Werner Siebert
    • Genderkingen: Roland Dietz
    • Harburg: Wolfgang Kilian
    • Hohenaltheim: Dr. Wulf-Dietrich Kavasch
    • Holzheim: Robert Ruttmann
    • Mertingen: Albert Lohner
    • Mönchsdeggingen: Karl Wiedenmann
    • Möttingen: Erwin Seiler
    • Münster: Gerhard Pfitzmaier
    • Niederschönenfeld: Peter Mahl
    • Nördlingen: Herbert Faul
    • Oberndorf: Hubert Eberle
    • Otting: Johann Bernreuther
    • Rain: Gerhard Martin
    • Rögling: Maria Mittl
    • Tagmersheim: Georg Schnell


    Noch keine Entscheidung

    • Buchdorf: Georg Vellinger
    • Reimlingen: Jürgen Leberle

    Keine Bürgermeisterwahl:

    • Tapfheim: Dort wird der Bürgermeister 2022 gewählt.
    • Hainsfarth: Dort wurde der Bürgermeister bereits 2019 gewählt.
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