Im Gesundheitsamt des Landkreises türmen sich Akten und Arbeit: Aufgrund der anhaltend steigenden Zahl der Corona-Infizierten kommen die Mitarbeiter des Landratsamtes in der Donauwörther Pflegstraße der Kontaktermittlung nicht mehr hinterher. Jüngst richtete die Kreisbehörde sogar einen Hilferuf an die Regierung. Unterdessen warnt die Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Raffaella Hesse: „Die Situation kann jetzt rasch kippen.“
Wie die Medizinerin diesen Satz meint, ergibt sich nicht nur aus der schieren Anzahl von Landkreisbürgern, die seit März positiv auf das Coronavirus getestet wurden – stand 12. November waren es 1383 (davon 897 genesen) – , sondern aus der Zahl derer, die aufgrund der Infektion im Krankenhaus behandelt werden müssen. Diese sei ausschlaggebend, um die Lage aus medizinisch-strategischer Sicht richtig einschätzen zu können. 25 Corona-Patienten (davon sechs Intensivpatienten) verzeichnen die Kliniken in Donauwörth und Nördlingen dieser Tage.
Sterblichkeitsrate im Donau-Ries-Kreis liegt im deutschlandweiten Schnitt
Das höre sich zunächst nicht nach vielen an, doch es führe die Krankenhäuser bald an ihre Kapazitätsgrenzen. Zumal die Betreuung der Covid-19-Intensivpatienten komplex und personalintensiv sei. Amtsärztin Hesse erläuterte in einem Pressegespräch jüngst, dass sich die Lage im Landkreis somit voll in das gesamtdeutsche Bild einfüge – deshalb sei, so die Epidemiologin, die Statistik hinsichtlich der Inzidenzfälle (also der täglich gemeldeten nachweisbaren Covid-19-Fälle) durchaus aufschlussreich: Prozentual waren aktuell stets um die 400 Bürger nachweislich positiv getestet, gut sechs Prozent davon sind in der Klinik; zudem: Von etwa 1300 seit Beginn des Corona-Ausbruchs im März positiv Getesteten im Landkreis Donau-Ries sind 31 verstorben, 2,4 Prozent. Im Landkreis, Stand Donnerstagmittag, liegt die Zahl der in den vergangenen sieben Tagen nachweislich positiv Getesteten pro 100.000 Einwohnern bei 186.
Das höre sich zunächst nicht nach vielen an, doch es führe die Krankenhäuser womöglich bald an ihre Kapazitätsgrenzen, so Hesse. Zumal die Betreuung der Covid-19-Intensivpatienten komplex und personalintensiv sei. Amtsärztin Hesse erläuterte in einem Pressegespräch jüngst, dass sich die Lage im Landkreis somit voll in das gesamtdeutsche Bild einfüge – deshalb sei, so die Epidemiologin, die Statistik hinsichtlich der reinen Corona-Fallzahlen durchaus aufschlussreich. Konstant waren aktuell stets um die 400 bis 450 Bürger nachweislich positiv getestet, gut sechs Prozent davon mussten in die Klinik; zudem: Von jenen 1383 seit Beginn des Corona-Ausbruchs im März positiv Getesteten im Landkreis Donau-Ries sind 30 verstorben, 2,2 Prozent. Im Landkreis, Stand Donnerstagmittag, liegt die Zahl der in den vergangenen sieben Tagen nachweislich positiv Getesteten pro 100 000 Einwohnern bei 186.
Die Corona-Meldung des Landratsamtes vom Donnerstag beinhaltet unterdessen einen Verstorbenen weniger als die Meldung vom Mittwoch. Dies resultiere „aus neuen Erkenntnissen, wonach der Betroffene kurz vor seinem Tod eine Covid-Infektion durchgemacht hat und zum Todeszeitpunkt kein Virusnachweis mehr erbracht werden konnte“. Weiter heißt es: „Auch klinisch bot der Patient mit fortgeschrittenen Grunderkrankungen keinen Anhalt für das Vollbild der Infektion.“ Bezüglich „einer fraglichen Fehlmeldung“ eines Verstorbenen im Zusammenhang mit dem Seniorenheim Rain laufe derzeit eine Prüfung seitens des Gesundheitsamtes. Aktuell werde die Rückmeldung der Kassenärztlichen Vereinigung erwartet. Die Anzahl der an oder mit Covid Verstorbenen liegt somit bei 30 Personen.
Das Gesundheitsamt behilft sich indessen bei Prognosen einer mathematisch begründeten Kernaussage, die nicht all zu kompliziert erscheint: Auch bei einer niedrigen Prozentzahl der sehr ernst Erkrankten schnellt nach den bisherigen Erfahrungswerten die Zahl der Intensivpatienten eben in die Höhe, sobald die Gesamtzahl der Infizierten steigt. Sehr ernst erkrankt bedeutet für die Medizinerin Hesse: Klinikaufenthalt – und der sei messbar.
Deswegen appelliert Landrat Stefan Rößle mit Blick auf die Belastungsgrenze der Intensivstationen der hiesigen Krankenhäuser an die Solidarität der Bürger: „Wir schließen uns der Staatsregierung an, wenn wir darum bitten, dass jeder seine Kontakte um 75 Prozent reduzieren soll.“ Und Rößle sagt auch: „Wenn das Ausbruchsgeschehen zu schnell läuft, gehen wir (in den Kliniken) unter.“
Amtsärztin Hesse fügt dem hinzu: „Wir sind bei der Covid-19-Pandemie erst am Anfang. Wenn es schlecht läuft, sind in ein bis zwei Wochen die Krankenhäuser voll. Wir sind, fachlich gesehen, an einem Scheidepunkt.“ Es sei ferner zu beachten, dass es in den Kliniken zu Personalausfällen kommen werde.
Aktuell arbeite das Gesundheitsamt wieder an Notfallplänen, auch wenn bis dato kein erneuter Katastrophenfall im Freistaat ausgerufen worden ist. Die funktionierende Vernetzung mit Kliniken in den Nachbarlandkreisen und auch darüber hinaus spiele dabei eine tragende Rolle; mit Augsburg stehe das Gesundheitsamt bereits regelmäßig in Verbindung.
Dabei sitzen die schieren Zahlen den Mitarbeitern der Behörde auch in anderer Hinsicht im Nacken: Die Kontakte eines jeden positiv auf Corona Getesteten müssen nach wie vor nachverfolgt und informiert werden. Und nicht nur das: Die Kontaktermittler des Amtes müssen bis zur Genesung mit den Gemeldeten in Kontakt bleiben. Hier liegt die Krux: Täglich kommen neue Fälle oben drauf. Mit 130 gemeldeten Fällen, die kontaktiert und begleitet werden müssten sind die 23 Ermittler im Rückstand. Insgesamt, so Landrat Rößle, „schaffen wir das nicht mehr“. Das habe er auch der Regierung so mitgeteilt. Dennoch, die Sisyphusarbeit bleibt bestehen, solang es keine andere Order „von oben“ gibt.
So stellt die Kreisbehörde nun zwölf weitere Mitarbeiter aus anderen Bereichen des Landratsamtes als Ermittler ab. Auch beim Corona-Bürgertelefon laufen die Drähte heiß: 697 Anrufe zählte das Amt bis Dienstagabend. Ärztin Hesse weist mit Nachdruck darauf hin, dass das Amt überlastet sei, und Anfragen unter Nennung genauer Daten (Namen, Orte, Zeiten; auch von Kontakten) und möglichst via E-Mail erfolgen müssten, da sonst eine Bearbeitung schier nicht machbar sei. Auch sollten sich die Anfragenden derzeit um „zwei, drei Tage Bearbeitungszeit“ gedulden. Und: Bei symptomatischen Patienten sei zur Abklärung zunächst der Hausarzt zuständig.
Lesen Sie auch:
- Maskenverweigerer beleidigt Polizisten in Donauwörth
- Verantwortliche der Lebenshilfe Donau-Ries äußern sich zum massiven Corona-Ausbruch
- Datenpanne bei Corona-Todesfall in Rain