Es ist diesmal nicht nur die Zahl, auf die viele Menschen im Kreis Donau-Ries gespannt blicken – es ist auch der Name. Kryptisch ausgedrückt: B1.1.7, besser bekannt als britische Variante des neuartigen Coronavirus. Sie hat sich im Landkreis Donau-Ries ausgebreitet und wohl das ihre dazu beigetragen, dass nun die Notbremse gezogen wird. Drei Tage in Folge überschritt die Inzidenz die für einen Lockdown ausschlaggebende Marke von 100. Was heißt das jetzt für die Region?
Der Sprecher des Landratsamtes Donau-Ries, Simon Kapfer, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass ab Mittwoch sämtliche Regelungen, die der Freistaat Bayern für Gebiete, welche die Hundertermarke überschritten haben, im Landkreis eins-zu-eins umgesetzt werden. Ausnahmen von den bayerischen Vorgaben werde es nicht geben.
Ausgangssperre im Landkreis Donau-Ries
Das heißt, dass ab Mittwoch im Landkreis lediglich Treffen von Angehörigen eines Hausstands mit einer Person eines anderen Haushalts erlaubt sind. Dabei gibt es aber, etwa in Bezug auf die Kinderbetreuung, Ausnahmen – wenn etwa die Großeltern zur Beaufsichtigung anwesend sind.
Ferner ist gemäß jener Notbremse eine nächtliche Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr vorgesehen. Zudem treten nun wieder Beschränkungen für den Einzelhandel in Kraft. Sogenannte Geschäfte des täglichen Bedarfs, deren Bandbreite neben Lebensmittelmärkten zuletzt erweitert wurde – jetzt zählen auch Friseure, Gartenmärkte oder Buchhandel dazu – werden weiterhin normal geöffnet haben. Alle anderen, etwa Bekleidungsläden, können „Click & Collect“ anbieten, nach der die Kunden die Ware telefonisch oder via E-Mail bestellen und im Laden abholen können.
Eine Sieben-Tage-Inzidenz jenseits der 100 hieße eigentlich auch Distanzunterricht an Schulen – weil jedoch am vergangenen Freitag vorerst eine Entscheidung für die gesamte Folgewoche gefällt wurde, läuft hier und in Kitas der Betrieb, als sei der Inzidenzwert unter 100: Gruppenbetreuung oder Wechselunterricht, beziehungsweise Präsenz bei Mindestabstand. Dabei lag eben am Freitag der Wert im Landkreis nach Tagen des rasanten Anstiegs nur aus bisher nicht gänzlich geklärten Gründen plötzlich bei überraschend niedrigen 89.
Wie hoch ist die Inzidenz im Landkreis Donau-Ries tatsächlich?
Damals hatte das Robert-Koch-Institut, dessen Zahlen für die Maßgaben maßgeblich sind, keine neuen Infektionen gemeldet – so wie auch am Montag. So erklärt sich auch der vorgeblich erneut gesunkene Wert von 112,1 Infektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen. Folgt man den Angaben des Landratsamtes, läge diese Inzidenz am Montag tatsächlich bei 167. Dass sich das Landratsamt trotz offenbar zu niedriger Zahlen gegen geschlossene Schulen entschieden hat, begründet die Behörde in einer Pressemitteilung unter anderem damit, dass es „bei einer eigenständigen Entscheidung gegen die gesetzlichen Vorgaben gegebenenfalls für Schäden hätte haften müssen, beispielsweise für einen Verdienstausfall von Eltern“.
Wie hoch ist die Corona-Inzidenz im Donau-Ries-Kreis wirklich?
Allerdings gibt es nun ab sofort und bis zum Beginn der Osterferien eine wesentliche Neuerung, wie Sprecher Kapfer erläutert: Eltern, die im Präsenzunterricht um die Gesundheit ihrer Kinder besorgt sind, könnten formlos eine Beurlaubung bei der Schule beantragen. Allerdings seien die hiesigen Schulen, wie der Sprecher weiter erläutert, hinsichtlich Corona – bis auf Einzelfälle, welche vor allem Quarantäne-Maßnahmen betreffen - bislang „komplett unauffällig“. Zudem stünden ab Dienstag flächendeckend Schnelltests für Lehrer und Erzieher zur Verfügung .
Corona bei Airbus in Donauwörth nur ein Teil des Infektionsgeschehens
Das Vorgehen hin zur Notbremse im Landkreis sei, so Kapfer, von Landrat Stefan Rößle sowohl mit dem Ministerium als auch mit dem Regierungspräsidenten abgestimmt worden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuletzt jegliche Abweichungen von der Notbremsen-Regelung vehement abgelehnt.
Indessen breitet sich die britische Variante des Coronavirus im Landkreis Donau-Ries aus: Die Zahl der positiv Getesteten stieg nach Angaben des Landratsamtes in der vergangenen Woche von 58 auf jetzt 151. Das Ausbruchsgeschehen sei „diffus“, teilt das Landratsamt mit. Einzelne Ausbruchsherde, wie aktuell bei Airbus Helicopters, wo am Montag das Ergebnis der Reihentestung bekannt wurde, machten nach Einschätzung des Gesundheitsamtes nur einen Bruchteil der Infizierten aus.
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