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Donauwörth: Der schwärzeste Tag in der Geschichte Donauwörths

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Der schwärzeste Tag in der Geschichte Donauwörths

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    Pures Chaos: Nach dem Luftangriff am 11. April 1945 blieb in diesem Bereich der Donauwörther Innenstadt praktisch nichts mehr übrig. Die Aufnahme machte Wolfram Proeller vom Turm der Stadtpfarrkirche aus in Richtung Spindeltal.
    Pures Chaos: Nach dem Luftangriff am 11. April 1945 blieb in diesem Bereich der Donauwörther Innenstadt praktisch nichts mehr übrig. Die Aufnahme machte Wolfram Proeller vom Turm der Stadtpfarrkirche aus in Richtung Spindeltal.

    Der 11. April 1945 gilt als der schwärzeste Tag in der Geschichte Donauwörths. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs unternahm die US-Armee vor 75 Jahren einen verheerenden Luftangriff auf die Stadt, am 19. April folgte ein zweiter.

    Donauwörth war lange Zeit von direkten Kriegszerstörungen verschont geblieben. Wie überall aber litt die Bevölkerung im Verlauf des Krieges zunehmend unter Nahrungsmittelknappheit, die jungen Männer waren zur Wehrmacht eingezogen und ihre Rückkehr ungewiss.

    Blick in die zerstörten Hallen der Maschinenfabrik Donauwörth (heute Airbus).
    Blick in die zerstörten Hallen der Maschinenfabrik Donauwörth (heute Airbus).

    Die fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und in den Betrieben waren durch Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter „ersetzt“ worden. Doch lange Zeit blieb für die örtliche Bevölkerung das Kriegsgeschehen relativ fern, wenn es auch in den letzten Kriegsjahren häufig Fliegeralarme gab und zunehmend Flüchtlinge in die Region strömten.

    Im Februar 1945 gab es bereits mehrere Tieffliegerangriffe

    Die Wehrmacht plante noch wenige Wochen vor Kriegsende Donauwörth in eine Verteidigungslinie entlang der Donau einzubinden. Damit sollte das Vordringen alliierter Truppen nach Augsburg und München verhindert werden, ein zu diesem Zeitpunkt nur mehr illusorisches Ziel.

    Der Bahnhof war eines der Hauptziele der US-Armee in Donauwörth, denn die Stadt war ein Verkehrsknotenpunkt.
    Der Bahnhof war eines der Hauptziele der US-Armee in Donauwörth, denn die Stadt war ein Verkehrsknotenpunkt.

    Den Bombardements auf Donauwörth gingen vor allem im Februar 1945 mehrere Tieffliegerangriffe auf das Bahnhofsgebiet und die Bahnstrecken in der Umgebung voraus. Als Teil alliierter Großoffensiven im Westen sollten die Bahnverbindungen in den Süden unterbrochen werden. Der wichtige Verkehrsknotenpunkt Donauwörth sollte zerstört werden, um Truppenverlegungen zu verhindern.

    Der Schrecken des Luftkriegs mit seinen großen Zerstörungen und hohen Opferzahlen erreichte die Donauwörther im April. Am 11. April 1945 wurde Donauwörth von Flugzeugen der US-Air Force bombardiert, die an jenem Tag mehrere strategisch wichtige Orte in Bayern angriffen. Um 12.30 Uhr hatten die Flieger Donauwörth erreicht und klinkten ihre Bomben aus. Ziel waren erneut der Bahnhof Donauwörth und die Eisenbahnbrücke über die Donau.

    2800 und 50.000 schwere Bomben fallen auf die Stadt

    Insgesamt fielen bei den beiden Angriffen am 11. und 19. April an die 2800 schwere Bomben und über 50.000 Brandbomben auf einer breiten Linie. Sie verwandelten den Bereich zwischen Industrieviertel (heute Airbus) und Promenade in ein Trümmerfeld. Nach dem ersten Luftangriff dauerten die Löscharbeiten in der zerstörten Stadt bis in den 13. April hinein.

    Die Straßenbrücke über die Donau war völlig zerstört.
    Die Straßenbrücke über die Donau war völlig zerstört.

    Für die Überlebenden, die in den getroffenen Gebäuden versuchten, Verschüttete zu bergen und Verletzte zu versorgen, war es Zeitzeugen zufolge eine hochgefährliche, einem Inferno gleichende Situation. Zwischen Rauch und Trümmern mussten sie ihrer Arbeit nachgehen. Die traumatischen Erfahrungen prägten sich tief in ihr Gedächtnis ein. 210 Personen verloren durch den Luftangriff am 11. April ihr Leben. Es handelte sich fast ausnahmslos um Zivilisten. Sie stammten größtenteils aus Donauwörth, nur wenige kamen aus anderen Orten.

    In manchen Familien gibt es nicht einen Überlebenden

    In manchen Familien in der Stadt gab es nach dem 11. beziehungsweise 19. April 1945 keinen einzigen Überlebenden. Hinzu kamen Verletzte und Obdachlose, die im wahrsten Sinne vor den Trümmern ihres bisherigen Lebens standen. Bis heute bewegt Zeitzeugen die Erinnerung an die in der Stadtpfarrkirche aufgebahrten Leichen, unter denen sich Familienangehörige, Freunde und Kollegen fanden.

    Schwer beschädigt, aber zumindest in der Grundsubstanz erhalten: das Rieder Tor nach den Angriffen.
    Schwer beschädigt, aber zumindest in der Grundsubstanz erhalten: das Rieder Tor nach den Angriffen.

    In weiten Teilen der Altstadt waren Gebäude aufgerissen, von Bränden beschädigt oder bis auf die Grundmauern zerstört. An der Reichsstraße stand zwischen Stadtpfarrkirche und Stadtkommandantenhaus auf beiden Seiten kaum ein Haus mehr.

    Aus jenen Tagen und Wochen sind eindrucksvolle Fotos erhalten, die zum Teil unter abenteuerlichen Umständen zustande kamen. Die Aufnahmen kommen aus drei Quellen: Von Wolfram Proeller, der direkt nach dem Angriff unter anderem vom Turm der Stadtpfarrkirche aus fotografierte, vom Fotostudio Rothlauf, dessen Archiv heute Robert Stetter verwaltet, und von dem Fotografen Rudolf Hatzold, dessen Fotos sich im Landesamt für Denkmalpflege befinden.

    Gedenkfeier im Liebfrauenmünster muss ausfallen

    In Erinnerung an das Kriegsende und an die Opfer der Luftangriffe hätte am 11. April eine ökumenische Gedenkfeier im Liebfrauenmünster stattfinden sollen. Zusätzlich waren in der Volkshochschule eine Ausstellung und mehrere Vorträge vorgesehen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Gedenkfeier auf den Volkstrauertag am 15. November 2020 verschoben. Ausstellung und Vorträge werden Oktober und November als Rahmenprogramm angeboten.

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