Beim Fugger-Express der Deutschen Bahn sind die Probleme mit den Motoren so gravierend, dass in diesem Jahr nacheinander alle Triebwagen in die Werkstatt zum Motorentausch müssen. Als die Probleme im Sommer erstmals aufgetreten waren, mussten Züge teils verkürzt werden. Inzwischen ersetze man die Triebwagen, die zur Revision in der Werkstatt stehen, durch Doppelstockzüge und Dieseltriebwagen, so Bärbel Fuchs, Leiterin von DB Allgäu-Schwaben. Die Kapazitäten seien weiterhin ausreichend, weil man die Ersatzzüge außerhalb der Hauptverkehrszeiten fahren lasse. „Pendler morgens und abends sollen davon nichts merken“, so Fuchs.
Die Motoren der sechs Jahre alten Triebwagen des Herstellers Alstom geben – auch für den Hersteller überraschend – durch vorzeitigen Verschleiß zwei Jahre früher ihren Geist auf als kalkuliert. Mit dem Hersteller beschaffe man Ersatzteile. Abhängig davon hoffe man, die ganze Flotte so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu haben.
Anders als bisher muss die DB wohl für die Probleme aufkommen – die Gewährleistung für die Züge ist abgelaufen. Beim Fugger-Express hatte es von Anfang an mit den Triebwagen gehakt: Erst versagte das Eisenbahnbundesamt die Zulassung, weil die Vorschriften während des Verfahrens geändert wurden, dann gab es Schwierigkeiten mit den automatischen Kupplungen, die DB-Mitarbeiter bei Schneefall mit Klobürsten reinigen mussten. Und zu guter Letzt fielen häufig Toiletten in den Zügen aus.
Inzwischen gelten die Probleme als beseitigt. Zudem wurden die Triebwagen inzwischen durchgängig mit Gepäckablagen und größeren Sitzabständen ausgestattet, was Pendler und der Fahrgastverband Pro Bahn regelmäßig gefordert hatten.
Der Vertrag zwischen dem Freistaat Bayern und der Deutschen Bahn für den Betrieb des Fugger-Expresses läuft bis zum Jahr 2019. Kommendes Jahr wird der Vertrag neu ausgeschrieben. Welche Vorgaben der Freistaat dann für das Zug-Material macht, ist noch offen.
Die Fahrgäste scheinen die technischen Schwierigkeiten indes nicht zu schrecken. Seit dem Bestehen des Fugger-Express-Konzepts stiegen die Fahrgastzahlen stetig, das Sitzplatzangebot wurde seit 2008 um 40 Prozent erhöht. Damit ist der S-Bahn-ähnliche Verkehr – trotz diverser Widrigkeiten – eine Erfolgsgeschichte. Zuletzt versuchte man durch Fahrplanänderungen im Dezember, weitere Kapazitäten zu Spitzenzeiten zu schaffen, weil teils immer noch drangvolle Enge in den Zügen herrscht.
Im vergangenen Jahr nutzten insgesamt 13,4 Millionen Reisende den Fugger-Express, der zwischen München, Donauwörth und Dinkelscherben verkehrt (mit Augsburg als Mittelpunkt). Die Züge fahren im Halb-Stunden-Takt. Das sind in etwa so viele wie 2013. Damit habe man die Zahlen auf einem hohen Niveau stabilisiert, so Fuchs.
Sorgen macht indes die Pünktlichkeit. Sie lag im vergangenen Jahr bei 91,2 Prozent. Pünktlich gelten Züge in der Statistik, wenn sie weniger als fünf Minuten Verspätung haben. Somit kommt etwa jeder zehnte Fugger-Express-Zug mindestens fünf Minuten später an, als er dies laut Fahrplan tun sollte. „Das kann nicht zufriedenstellen“, gibt Fuchs zu. 2014 seien Lokführerstreiks und die Probleme mit den Triebwagen mit ursächlich gewesen. Allerdings könne es auch sein, dass Baustellen in Norddeutschland Auswirkungen haben. Wenn Fernzüge dadurch Verspätung bekommen, drängen sie auf ihrer weiteren Fahrt die nachrangigen Nahverkehrszüge aufs Abstellgleis. Angesichts der stark befahrenen Strecken des Fugger-Expresses sei eine deutliche Verbesserung nicht zu garantieren. Zum Vergleich: Auf der Strecke Richtung Bobingen/Schwabmünchen, die ausschließlich vom Nahverkehr genutzt wird, gibt es 97 Prozent Pünktlichkeit.
Unklar ist noch, wie sich der Bau des Tramtunnels unter dem Hauptbahnhof auf Fahrpläne und Pünktlichkeiten auswirkt. Ab 2017/2018 sollen die Arbeiten im Gleisbereich starten, sobald der neue Bahnsteig F, für den inzwischen eine Baugenehmigung vorliegt, fertig ist. Zum Erstellen der Fahrpläne braucht die Bahn in der Regel mehr als ein Jahr Vorlauf. Behinderungen und Verspätungen könnten aber zunehmen.