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Coronavirus: Zwischen leeren Klopapier- und Nudel-Regalen

Coronavirus

Zwischen leeren Klopapier- und Nudel-Regalen

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    Viele Menschen haben Angst vor einem Versorgungsengpass und kaufen deshalb zurzeit weit über die Bedürfnisse, um Vorräte anzulegen.
    Viele Menschen haben Angst vor einem Versorgungsengpass und kaufen deshalb zurzeit weit über die Bedürfnisse, um Vorräte anzulegen. Foto: Matthias Balk/dpa

    Montagvormittag, drei Orte im Landkreis, drei Supermärkte, überall dasselbe Bild: Die Parkplätze vor den Discountern sind stark frequentiert, Autos kommen und fahren wieder weg, in den Geschäften herrscht reger Betrieb. An den Kassen bilden sich Schlangen. Die Einkaufswagen der Kunden sind längst nicht alle überladen, viele allenfalls zur Hälfte gefüllt. Doch überall gibt es nur ein Thema: Corona und die Hamsterkäufe.

    Zwischen Ernst und Galgenhumor

    „Das wir das noch mal erleben müssen“, raunen sich zwei ältere Frauen zu, die geschätzt die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre noch in Erinnerung haben könnten. Ihre Stimmlagen schwanken in der Unterhaltung zwischen Ernst und Galgenhumor.

    Die legendären Klopapier-Hamsterer sind an diesem Vormittag in sämtlichen der drei Läden nicht unterwegs. Das ist bedauerlich, denn deren Motivation zu erfragen, wäre sicher aufschlussreich. Doch muss es sie geben, denn in der Tat sind überall genau jene Regale wie leer gefegt, in denen Toilettenpapier im Normalfall gestapelt wird. Nicht eine einzige Rolle wurde irgendwo unter einem Regalbrett vergessen.

    Waren beginnen sich zu dezimieren

    Der ersehnte Normalfall ist nicht mehr. Und auch sonst beginnen die Waren allmählich, sich zu dezimieren. Bei Mehl und Zucker klaffen große Lücken, ebenso bei Nudeln und bei bestimmten Hygieneartikeln wie Seife oder Desinfektionssprays. Selbst im Kühlregal scheinen die Joghurtbecher ein bisschen lückenhafter zu stehen. Täuscht der Eindruck?

    „Ich habe schon das Gefühl, dass die Waren weniger werden“, sagt eine Studentin, die derzeit wegen Corona bedingter Schließungen nicht in die Uni gehen kann und stattdessen für sich und ihre Eltern einkauft. „Auch unsere Familie trägt ja ein bisschen mehr an Vorräten zusammen, als wir das üblicherweise tun. Vor allem haltbare Lebensmittel. Eben genau deshalb, weil man sieht, dass sich die Reihen lichten.“ Angst vor einem kompletten Engpass hat sie zwar nicht, aber sie gibt zu, dass sie sich von Hamsterkäufen anderer anstecken lässt. „Es entsteht ein gewisser Druck.“

    Hamsterkäufe: Kundin hat "komisches Gefühl"

    Von einem „komischen Gefühl“ sprechen eine andere Kundin und deren Mutter, die einen gut gefüllten Einkaufswagen zum Auto schieben. „So allmählich werden auch die Konserven rar“, haben sie bemerkt. „Uns geht es darum, eine Grundversorgung daheim zu haben, um für den Notfall gerüstet zu sein.“

    Eine alleinstehende Frau lädt tütenweise H-Milch, etliche folienverschweißte Backwaren und Päckchen von Tiefkühlkost aufs Förderband an der Kasse. Während der Wartezeit kommt man ins Gespräch. „Ich hab keine Familie“, erzählt sie, „und will Vorsorge für den Fall treffen, dass ich in Quarantäne müsste. Denn dann hab ich niemanden, der sich um mich kümmert.“ Ansonsten glaubt sie nicht, dass unserer Gesellschaft der Hungertod droht. „Eher schlägt sich die Menschheit gegenseitig die Köpfe ein“, sagt sie halb ernst, halb im Spaß, „zum Beispiel wegen ein paar Klopapierrollen.“

    Coronavirus: Niemand will beim Einkaufen Panik verbreiten

    Panik will keiner an diesem Vormittag verbreiten – die Stimmung beim Einkaufen ist weit davon entfernt. Indes ist eine gewisse Vorsicht zu spüren, eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Schlendern durch die Regalreihen, ein mulmiges Gefühl, das viele beschleicht. Vonseiten der Marktleitung hat man dafür Verständnis, gibt aber Entwarnung. In einem der drei Supermärkte an diesem Montagvormittag wird gerade eifrig frisches Obst in die Auslage geschichtet. Eine Lieferung ist angekommen. Und Klopapier-Nachschub verspricht der dortige Marktleiter für Dienstag, spätestens Mittwoch.

    Auch in einem anderen Discounter in Donauwörth besteht derzeit kein Grund zu übertriebener Sorge. „Bei uns ist alles weitgehend normal“, sagt der Filialleiter. „Lediglich beim Toilettenpapier ist die Situation extrem, geringfügig auch bei Mehl und Zucker, weniger eigentlich bei Nudeln und Reis. Wir können Lieferungen ordern und Neuware kommt auch pünktlich an.“ Wie lang das so anhält und ob eine weitere Verschärfung der Krise dauerhaft doch noch zu Engpässen führen könnte, vermag er nicht zu sagen. „Gedanken macht man sich natürlich schon.“

    Filialleiter in Donauwörth sorgt sich ältere Kunden

    Was ihm momentan eher Sorge bereitet, sind die vielen älteren Kunden, die kommen. „Das ist doch eigentlich genau die Risikogruppe, die sich von Menschenmengen fernhalten sollte. Aber gerade die kaufen bei uns ein. Man müsste sie schützen.“

    Entwarnung gibt es aktuell auch im Dorfladen Oberndorf. Von Hamsterkäufen will die dortige ehrenamtliche Prokuristin Maria Wagner nicht sprechen. Allenfalls hat sich „das Kaufverhalten verändert“, wie sie beobachtet hat. Mehr Linsen und Nudeln werden nachgefragt und alles Mögliche, womit man sich bevorraten kann. „Unsere Großhändler sind zur Zeit ein bisschen im Stress, weil wir ein erhöhtes Aufkommen an Bestellungen haben“, erzählt Maria Wagner. „Aber es gibt keinen Grund zur Sorge, dass sie vielleicht nicht mehr liefern könnten. Deren Lager sind gut gefüllt.“

    Klopapier ist Mangelware

    Freilich könnte einzelne Produkte wie etwa ein ganz besonderer Mokka aus einer Nördlinger Rösterei dauerhaft ausgehen, aber Maria Wagner kann keine dramatische Lage erkennen. Mit vielleicht einer Ausnahme: „Auch bei uns ist Klopapier Mangelware ...“.

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