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Landkreis Donau-Ries: Corona: Landrat Rößle blickt mit Sorge auf den Herbst

Landkreis Donau-Ries

Corona: Landrat Rößle blickt mit Sorge auf den Herbst

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    Ein mitunter trauriges Gebot der Stunde: Abstand halten. Vielen wird das gerade im Urlaub schwerfallen. Landrat Rößle hofft auf die Vernunft.
    Ein mitunter trauriges Gebot der Stunde: Abstand halten. Vielen wird das gerade im Urlaub schwerfallen. Landrat Rößle hofft auf die Vernunft. Foto: Simon Bauer

    Die Corona-Pandemie hat die Menschen im Landkreis zum Teil stark eingeschränkt, mancher Betrieb ächzt zudem unter den Konsequenzen. Nun fürchten viele angesichts des kommenden Herbstes und der Urlaubsheimkehrer eine zweite Corona-Welle. Wir sprachen mit Landrat Stefan Rößle (CSU) darüber, wie er den Kreis Donau-Ries aufgestellt sieht im Angesicht der anhaltenden Corona-Krise.

    Zunächst schien der Landkreis Donau-Ries coronafrei zu sein, dann folgten einzelne Infektionen, zuletzt in Hainsfarth. Wie bewerten Sie die Lage hinsichtlich des Virus im

    Rößle: Zunächst, ab Mitte März, war es eine heftige Zeit. Wir hatten im Landkreis die typischen Infektionsherde, etwa in der Heroldinger Kita und im Seniorenheim der Harburger Diakonie. Die Strategie dagegen ist aufgegangen: Schnell lokalisieren, dann testen, testen, testen. Das ist nach wie vor der richtige Weg. Wir waren fast coronafrei, dann kamen wieder Einzelfälle, zum Beispiel im BRK-Seniorenheim Donauwörth und in Hainsfarth. Es waren aber keine großen Ausbrüche. Die Lage ist momentan relativ gut. Aber man sieht: Die Gefahr kann schnell zurückkehren.

    Die Wirtschaft hat es weltweit heftig erwischt – unsere Region ist da wahrscheinlich keine Ausnahme...

    Rößle: Ich habe zahlreiche Gespräche mit Unternehmern geführt. Zusammenfassend lässt sich bislang sagen, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind. Aber ich weiß auch, dass einige Branchen hart getroffen wurden: Tourismus, Gastronomie und die Automobilzulieferer. Und auch wenn bei Airbus weiter Hubschrauber gut verkauft werden – in Donauwörth sind auch rund 1000 Arbeitskräfte beim Bau von Flugzeugtüren beschäftigt. Aber wir müssen auch sehen, dass wirklich nicht alle Aussichten düster sind. Bei Varta in Nördlingen ist ein neues Werk mit 800 Mitarbeitern entstanden, dort wird im nächsten Jahr um weitere 800 Mitarbeiter aufgestockt. Das ist gigantisch und fängt vieles auf.

    Kommen wir auf die befürchtete „zweite Welle“ zu sprechen. Wie sehen Sie die regionale Wirtschaft da aufgestellt?

    Rößle: Ein zweites Mal all die Maßnahmen wie bei der ersten Welle flächendeckend umzusetzen, das würde die Wirtschaft wohl nicht verkraften. Ein zweites Mal kann der Staat auch nicht all die Hilfsmaßnahmen leisten. Aber insgesamt bin ich zuversichtlich, dass wir einigermaßen stabil durch die Krise kommen. Und Fakt ist auch: Wir brauchen in der Region weiterhin Fachkräfte.

    Wie sieht es aus mit laufenden Projekten? Schließlich ist künftig wohl mit weniger Zuwendungen seitens der Kommunen an den Kreis zu rechnen.

    Rößle: Wir sind Gott sei Dank solide aufgestellt. Der Landkreis ist schuldenfrei. Was die großen Baumaßnahmen angeht muss ich betonen, dass die angedachten Investitionen für die kommenden drei Jahre zu ehrgeizig angesetzt worden waren. Für alle

    Wie sieht man sich in der Kreisbehörde selbst gerüstet bezüglich einer eventuellen sogenannten zweiten Welle?

    Rößle: Wir alle haben durch unsere Erfahrungen mit der Pandemie dazugelernt. Grundsätzlich müssen sich alle Einrichtungen – Praxen und Heime – selbst ausstatten, aber wir als Landkreis wollen freilich für die Notversorgung gerüstet sein. Wir haben mehr Ausrüstung vorrätig, allem voran Kittel, Masken, Handschuhe. In puncto Desinfektionsmittel haben wir keine großen Vorräte, weil es auf dem Markt wieder ausreichend zu haben ist. Beim Material hat sich der Markt zuletzt wieder entspannt – wir beobachten die Lage aber konstant.

    Wie sind die drei Krankenhäuser des Landkreises aufgestellt?

    Rößle: Die Intensivbetten dürfen mittlerweile wieder anderweitig belegt werden. Wir können aber in Zukunft den Notfallmodus schnell wieder hochfahren. Aktuell gibt es in Nördlingen zwölf Intensivbetten mit sechs Beatmungsgeräten, in Donauwörth zwölf Intensivbetten mit acht Beatmungsgeräten und in Oettingen sieben solcher Betten mit sieben Geräten. Zudem haben wir acht Beatmungsgeräte beantragt, je vier für

    Vor Corona gab es die bundesweite Debatte um die Schließung kleinerer Kliniken in der Fläche – ist diese Diskussion angesichts der Pandemie Ihrer Ansicht nach nun vom Tisch?

    Rößle: Wir haben gesehen, dass föderalistische Strukturen im Gegensatz zu zentralistischen im Vorteil sind. Wir sehen auch, wie wichtig die Verteilung der Krankenhäuser auf die Fläche ist. Zuletzt habe ich persönlich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf die Relevanz der kleineren Kliniken hingewiesen. Die Reaktion war, dass es nicht mit allen Krankenhäusern in Deutschland ohne Weiteres so weiter gehen könne. Das Hauptkriterium sei Qualität. Da sehe ich unsere drei Häuser aber wirklich gut aufgestellt, auch mit ihren Spezialisierungen. Das Kleinste in Oettingen ist zudem auf den Bereich der Langzeitbeatmung spezialisiert. Wir haben keinen Anlass, an den bestehenden Strukturen zu rütteln. Die Debatte ist wohl noch nicht vom Tisch, aber die Zentralisierer sind hoffentlich etwas nachdenklicher geworden.

    Den Landratsämtern wurde zuletzt mehr Verantwortung zugesprochen, was die Reaktion auf Infektionsherde angeht. Wie ist die Behörde diesbezüglich gewappnet?

    Rößle: Das Mehr an Verantwortung ist tatsächlich eine Herausforderung, aber es ist sinnvoll, dass regionale und lokale Strukturen genutzt werden. Mitte März konnten wir binnen kürzester Zeit 200 Mitarbeiter für den Bereich Corona einsetzen. Die bayerischen Landratsämter haben die richtige Größe, um rasch vor Ort anzupacken. Die Kommunen alleine wären mit einer Pandemie teils überfordert, auf Landes- und erst recht auf Bundesebene ist man hingegen zu weit weg. Man sieht: Auch hier wirken sich Föderalismus und Subsidiarität positiv aus. Klar ist aber auch, dass der Staat deutliche gesetzliche Vorgaben machen muss.

    Wie würden künftige Reaktionen auf Infektionsherde aussehen?

    Rößle: Ich denke nicht, dass es einen zweiten kompletten Lockdown geben wird. Man braucht eine Eingrenzung der Herde und sollte sehr punktuell mit Maßnahmen reagieren, so wie derzeit im Kreis Landau. Die Strategie wird folgende bleiben: den Herd absperren, Quarantäne, Kontakte suchen, testen.

    Wo gab es bei der ersten Welle Lücken, was musste verbessert werden?

    Rößle: Lücken gab es mitunter bei der Kooperation von niedergelassenen Ärzten mit dem Gesundheitsamt. Letzteres ist nicht zuständig für die Behandlung. Die Zusammenarbeit musste sich erst einspielen. Aber wir haben daraus gelernt. Es gibt nun Versorgungsärzte auf Kreisebene – und dieses System würden wir bei Bedarf ebenfalls so wieder hochfahren. Wir haben das Gelernte aus unseren Erfahrungen griffbereit in der Schublade – das hatten wir am Anfang noch nicht.

    Wie blicken Sie auf das Ende der Urlaubszeit und womöglich infizierte Heimkehrer – gerade auch hinsichtlich des Schulbeginns?

    Rößle: Die Urlaubsheimkehrer bergen wirklich eine große Gefahr, zumal Infektionen eben nicht auf Risikogebiete zu beschränken sind. Im schlimmsten Fall müssen wir wieder gezielt Maßnahmen ergreifen, wie sie schon erwähnt wurden. Wir hoffen das nicht – daher mein dringender Appell: Bitte aufpassen und die Abstände einhalten; bei Verdacht: bitte zum Arzt und einen Test machen lassen. Das betrifft im übrigen auch das Lehrpersonal und die Mitarbeiter in Kitas.

    Fahren Sie denn in den Ferien weg?

    Rößle: Nein, wir beschränken uns heuer auf Tagesausflüge.

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