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Kreis Donau-Ries: Blutkrebs: Stammzellenspender für kleinen Julian gesucht

Kreis Donau-Ries

Blutkrebs: Stammzellenspender für kleinen Julian gesucht

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    Der kleine Julian Bosch aus Huisheim ist an Leukämie erkrankt. Nun haben seine Eltern und viele Helfer aus der Gemeinde eine Aktion gestartet.
    Der kleine Julian Bosch aus Huisheim ist an Leukämie erkrankt. Nun haben seine Eltern und viele Helfer aus der Gemeinde eine Aktion gestartet. Foto: Bosch

    Am schlimmsten sei das Gefühl, nicht helfen zu können, sagt Christian Bosch, „das macht einen als Eltern einfach rasend“. Der kleine Julian, das dritte Kind von Katrin und

    Katrin und Christian Bosch sind die Strapazen der vergangenen Monate anzusehen. Zunächst bekam ihr Sohn grippeähnliche Symptome. Husten, Schnupfen, Fieber. „Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es so eine gravierende Krankheit ist“, schildert Christian Bosch. Dann habe Julian richtig starkes Fieber bekommen. 41 Grad. Es ging in die Kinderklinik nach Neuburg. Dort wurde dem Baby Blut abgenommen. Wenig später das Ergebnis: Verdacht auf Blutkrebs. Am Klinikum in Augsburg bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen. Tags darauf wurde Julian operiert, damit ein Katheder für die weitere medizinische Behandlung gelegt werden konnte.

    Julian leidet an Leukämie: Eltern suchen "genetischen Zwilling"

    Es folgten drei Chemotherapien. Die Blutwerte hätten sich glücklicherweise stabilisiert, Julian habe aber eine besonders „hartnäckige und aggressive Form von Leukämie“, wissen die Eltern von den Ärzten. So seien noch immer Krebszellen im Körper des Kleinkinds. Die einzige Chance, den Erkrankten zu heilen, sei die Stammzellspende eines sogenannten „genetischen Zwillings“. Im Umfeld der Familie fand sich keiner. Auch in der weltweiten Datei der DKMS befinde sich bislang kein geeigneter Spender. Die Zeit dränge aber.

    Wie sich durch eine Knochenmarkspende Leben retten lässt

    Knochenmarkspenderdatei: In Deutschland gibt es 27 Knochenmarkspenderdateien. Die bekannteste ist die DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Über das zentrale Knochenmarkspenderregister Deutschland (ZKRD) werden die Merkmale aller registrierten Spender gespeichert und sind weltweit anonym abrufbar.

    DKMS: Sie wurde 1991 gegründet, um der leukämiekranken Mechtild Harf zu helfen. Ihr Ehemann Peter Harf, ihre Töchter und Freunde der Familie starteten damals Registrierungsaktionen, damit sie einen passenden Spender findet. 1991 waren in ganz Deutschland nur 3000 Menschen als Stammzellspender registriert. Heute ist die DKMS nach eigenen Angaben der weltweit größte Verbund von Stammzellenspenderdateien.

    Spender: Bei der DKMS Deutschland sind derzeit über sechs Millionen Spender registriert. Im Schnitt wird von 100 Menschen, die sich registrieren lassen, einer tatsächlich gebeten, Knochenmark zu spenden. 2017 verzeichnete die DKMS in Deutschland mehr als 5000 Stammzellen- oder Knochenmark-Spenden. Allerdings sucht auch jeder zehnte Patient vergeblich einen passenden Spender.

    Typisierung: Jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren kann sich als Spender registrieren lassen – online und kostenlos. Man bekommt ein Wattestäbchen-Set nach Hause geschickt, macht einen Wangenabstrich, der dann im Labor auf Gewebemerkmale untersucht wird, sogenannte HLA-Merkmale. Damit ein Empfänger die Spende verträgt, sollten neun von zehn HLA-Merkmale von Spender und Empfänger zusammenpassen. Die Ergebnisse werden anonym gespeichert.

    Weitere Informationen und das Spendenkonto finden Sie unter www.dkms.de

    In dieser Situation kam den Boschs die Idee, in einem sozialen Netzwerk aktiv zu werden. Sie richteten eine Seite auf Facebook ein. „Das zog Kreise“, so Christian Bosch bei einer Pressekonferenz in Huisheim, „wir bekamen viel Zuspruch und Mitgefühl“. Es kam die Idee auf, mit der DKMS eine Typisierungs- und Spendenaktion zu starten: „Wir haben gespürt, es gibt viele, die uns helfen wollen.“

    Am Montag fand in Huisheim ein Treffen der Vorsitzenden aller Vereine in der Gemeinde statt. Bürgermeister Harald Müller ist von der Resonanz begeistert: „Alle haben versprochen, zu helfen.“ Die Aktion findet am Sonntag, 18. Februar, von 11 bis 15 Uhr in der Sualafeldhalle in Huisheim statt.

    Viel Unterstützung und Spenden für DKMS-Typisierungsaktion

    „Das Schicksal von Julian zeigt, wie schnell jemand einen Stammzellspender braucht“, sagt Brigitte Lehenberger. Sie ist ehrenamtliche Beauftragte der DKMS und hat schon eine Reihe großer Typisierungen organisiert. Über die Initiative in Huisheim freut sie sich. Man wolle so viele Menschen wie möglich animieren, die zwischen 17 und 55 Jahre alt sind und sich per Abstrich mit Wattestäbchen als potenzieller Lebensretter registrieren lassen wollen. Gleichzeitig hoffe man darauf, auch das nötige Geld – die Typisierung einer Person kostet 35 Euro – sammeln zu können.

    Bürgermeister Müller und Landrat Stefan Rößle haben die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen. Rößle hat als Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Donauwörth gleich angewiesen, dass aus seinen Verfügungsmitteln 1000 Euro bereitgestellt werden. Das Geldinstitut will sich auch zusätzlich einbringen. Der stellvertretende Landrat Hermann Rupprecht, der Rößle bei dem Pressetermin vertritt, bringt seine Verbundenheit mit der Familie Bosch zum Ausdruck. Harald Müller berichtet bereits von weiteren Spendern.

    Das ist die Krankheit Leukämie

    Leukämie wird auch "Blutkrebs" genannt. Zur Behandlung ist eine sofortige Chemotherapie notwendig.

    Die Krankheit geht von Zellen im Knochenmark aus, wo das Blut gebildet wird.

    Bei entsprechender Behandlung bestehen inzwischen durchaus Chancen auf vollständige Heilung, unbehandelt führt die Erkrankung in der Regel in wenigen Wochen zum Tod.

    Mehrere Formen von Leukämie: Chronische Leukämie tritt vor allem bei Erwachsenen auf und verläuft eher schleichend.

    Akute Formen treten sehr plötzlich auf und gehen in der Regel mit schweren Symptomen wie zum Beispiel Müdigkeit, Knochenschmerzen, vergrößerten Lymphknoten und Fieber einher. Sie müssen sofort behandelt werden.

    Bei einer Leukämie ist die Zahl der weißen Blutkörperchen stark erhöht. Je nach der Art der weißen Blutkörperchen, aus denen die Leukämiezellen entstehen, werden myeloische und lymphatische Leukämien unterschieden.

    Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft erkranken in Deutschland pro Jahr etwas mehr als 13.700 Menschen an Leukämie, davon ungefähr die Hälfte an den akuten Formen.

    Die akute lymphatische Leukämie (ALL) tritt am häufigsten bei Kindern und jungen Erwachsenen auf.

    Die akute myeloische Leukämie (AML) trifft dagegen besonders oft Erwachsene im mittleren Lebensalter.

    Die Behandlung bei der akuten myeloischen Leukämie dauert etwa ein Jahr, bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) sogar rund zweieinhalb Jahre.

    Die Überlebensaussichten bei einer Leukämie haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Über fünf Jahre betrachtet, erreichen nach Expertenangaben heute rund 50 Prozent der Patienten unter dem 60. Lebensjahr und rund 20 Prozent der Patienten über dem 60. Lebensjahr die komplette Genesung.

    Bei den meisten Patienten mit einer Leukämie lässt sich im Nachhinein nicht feststellen, was ihre Erkrankung ausgelöst hat.

    Experten gehen nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums heute davon aus, dass bei den meisten Patienten Leukämien als eine Art zufälliger Fehler bei der Zellteilung entstehen.

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