Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Bäumenheim: Warten auf den Schwimmkurs: Pilotprojekt in Bäumenheim

Bäumenheim

Warten auf den Schwimmkurs: Pilotprojekt in Bäumenheim

    • |
    In Bäumenheim lernen Eltern, ihren Kinder das Schwimmen beizubringen. Leni aus Rain (Mitte) ist mit Spaß dabei.
    In Bäumenheim lernen Eltern, ihren Kinder das Schwimmen beizubringen. Leni aus Rain (Mitte) ist mit Spaß dabei. Foto: Barbara Wild

    Leni ist pitschnass, aber glücklich. Eineinhalb Stunden war sie im Wasser – ohne Schwimmflügel. Sie kann jetzt den Beinschlag und traut sich ins tiefe Wasser rutschen. „Das macht so Spaß“, sagt die Sechsjährige aus Rain. Seit diesem Jahr ist sie in der Schule, lange schon will sie schwimmen lernen. Doch sie ist eine von knapp 1000 Kindern, die bei der Wasserwacht Bäumenheim auf der Warteliste für einen Kurs stehen. Sie alle wollen es bis zum Seepferdchen schaffen. Jetzt sind Leni und auch ihre Mutter Linda Olbertz diesem zumindest ein Stückchen näher gekommen.

    Überall in Bayern sind die Schwimmkurse voll. Corona und die zunehmend schwindende Zahl an Hallenbädern haben lange Wartelisten entstehen lassen. Wer nicht schwimmen kann, ist im Wasser schlicht und einfach in Gefahr.

    Wasserwacht Bäumenheim testet ein bayernweit neues Konzept

    In Bäumenheim testet die Wasserwacht nun ein bayernweit neues Konzept: Schwimmen-Lernen für Eltern. Qualifizierte Ausbilder zeigen Mama oder Papa, wie sie ihrem Nachwuchs die Fertigkeit beibringen können. Statt vier Wochen à vier Schwimmstunden heißt das zwei Theorietage und drei Schwimmstunden im Hallenbad. Die Eltern bekommen das Rüstzeug dazu, spielerisch das Kind zum Seepferdchen zu führen.

    Beim Schwimmkurs der Wasserwacht im Hallenbad Bäumenheim lernen Eltern, wie sie ihren Kindern die Grundlagen des Schwimmens beibringen. Hier ein "Elefantenrennen" auf Schwimmnudeln.
    Beim Schwimmkurs der Wasserwacht im Hallenbad Bäumenheim lernen Eltern, wie sie ihren Kindern die Grundlagen des Schwimmens beibringen. Hier ein "Elefantenrennen" auf Schwimmnudeln. Foto: Barbara Wild

    „Wir wollen den Druck schneller herausnehmen“, erklärt Kreisvorsitzender Michael Haller die Motivation für diesen Weg. Erstmals hat sein Ortsverein mit der Volkshochschule Donauwörth den Schwimmen-Lernen-Elternkurs angeboten.

    In der ersten Runde haben 22 Mamas oder Papas diese Chance genutzt. Schwimmnudeln, Schwimmkissen und Bretter sind die Hilfsmittel. An verschiedenen Stationen üben die Eltern-Kind-Paare verschiedene Techniken. An der Treppe tauchen die Kinder Ringe von den Stufen nach oben – je tiefer, desto besser, weil dann die Angst vor dem Kopf unter Wasser schwindet.

    Matthäus Hurle aus Eggelstetten übt mit seiner Tochter Emma. Konzentriert steuert er seine Tochter auf einer Schwimmnudel durch das Wasser. „Es war uns einfach sehr wichtig, dass Emma schwimmen lernt. Sie ist jetzt schon sieben und die Kurse sind voll“, sagt Hurle. Klar sei das anstrengend, aber Emma habe schon viel gelernt. Sie wollen dranbleiben. Sie üben Armzug, immer wieder korrigiert Ausbilderin Anja Aumiller, die seit ihrem achten Lebensjahr bei der Wasserwacht dabei ist, die Bewegungen. „Mit den Eltern ist es chaotischer als mit den Kindern allein“, sagt sie und lacht. Es sind ja deutlich mehr Menschen im Wasser als beim klassischen Schwimmkurs. Ein paar Stunden Theorie an zwei Tagen am Wochenende, danach die Praxis im Wasser. Beinschlag, Armzug, das richtige Gleiten und die richtige Lage im Wasser werden geübt – ohne Schwimmflügel und Brille. Wirklich den Schwimmkurs ersetzen solle das neue Eltern-Konzept nicht, erklärt Michael Haller. „Es gibt Kinder, die so schwimmen lernen, aber das ist die Ausnahme.“ Nur wer wirklich dranbleibe, sehr konstant ins Hallenbad gehe, um zu üben, habe eine Chance, demnächst das Seepferdchen auf seinen Badeanzug oder seine Badehose zu nähen.

    Das bayernweite Pilotprojekt soll helfen, die langen Wartelisten für Schwimmkurse bei Kindern schneller abzubauen. Beim Rutschen geht es gleich ins tiefe Wasser.
    Das bayernweite Pilotprojekt soll helfen, die langen Wartelisten für Schwimmkurse bei Kindern schneller abzubauen. Beim Rutschen geht es gleich ins tiefe Wasser. Foto: Barbara Wild

    Dennoch ist der erfahrene Schwimmtrainer von dem neuen Konzept überzeugt und will es fortführen. „Die Kinder aus den Elternkursen starten auf einem ganz anderen Level. Die brauchen nur einen Kurs – und das hilft uns auch schon.“

    An vier Tagen die Woche werden im Hallenbad Bäumenheim Schwimmkurse gegeben – für Kinder und Erwachsene. Michael Haller hat aktuell die Kinder für den 15. Kurs in diesem Jahr eingeteilt. Es geht also Schlag auf Schlag. „Die Mädchen und Buben, die jetzt drankommen, haben sich im Juni 2020 bei uns auf die Warteliste setzen lassen“, erklärt der Rettungsschwimmer. Das Einzugsgebiet des Bäumenheimer Bades ist groß: Von Kaisheim bis Meitingen, von Rain bis nach Höchstädt – die Eltern wissen, dass die Qualität der Kurse gut ist und viel angeboten wird.

    Wie der hohe Bedarf gedeckt werden kann, wenn das Hallenbad – wie angedacht – umfassend saniert und erweitert wird, ist unklar. Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht, nur Pläne. Auch andere Bäder sollen renoviert werden – da wird die Chance für Kurse immer schlechter.

    Noch ist die Wasserwacht Bäumenheim mit ausreichend Ausbildern versorgt. Doch angesichts der vielen Kursangebote werden auch gerne neue Unterstützer gesucht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden