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Bäumenheim-Hamlar: Baggersee Hamlar: Johanna (9) rettet zwei Männern das Leben

Bäumenheim-Hamlar

Baggersee Hamlar: Johanna (9) rettet zwei Männern das Leben

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    Johanna Haller aus Mertingen hat zwei Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Die Männer sprangen von dem Steg des Baggersees in Hamlar ins Wasser, obwohl sie nicht schwimmen konnten. Als Mitglied der Wasserwacht Bäumenheim erkannte sie die Situation und holte Hilfe. 	 	„Leider können die meisten Menschen in höchster Not nicht um Hilfe rufen. Man spricht dabei vom ‚Stillen Ertrinken‘.“
    Johanna Haller aus Mertingen hat zwei Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Die Männer sprangen von dem Steg des Baggersees in Hamlar ins Wasser, obwohl sie nicht schwimmen konnten. Als Mitglied der Wasserwacht Bäumenheim erkannte sie die Situation und holte Hilfe. „Leider können die meisten Menschen in höchster Not nicht um Hilfe rufen. Man spricht dabei vom ‚Stillen Ertrinken‘.“ Foto: Viktoria Gerg

    Sonntagnachmittag. Es ist heiß und bestes Badewetter. Der Baggersee in Hamlar ist gut besucht. Zwischen planschenden Kindern und vielen Erwachsenen bemerkt niemand, dass mitten unter ihnen gerade zwei Männer ums Überleben kämpfen. Niemand außer der neunjährigen Johanna.

    Das Mädchen, das Mitglied der Wasserwacht Bäumenheim ist, erkennt die Situation und fragt ihren Onkel: „Ertrinken die gerade?“ Zu diesem Zeitpunkt stehen die beiden mit anderen Kindern im Wasser und üben noch mal, was sie am Vortag bei einem Aktionstag der

    Rettungsaktion am Hamlaer Baggersee: "Ertrinken die gerade?"

    Dank seiner Nichte sieht auch er die Gefahr und bittet die Mutter von Johanna, um Hilfe zu schreien. Die Hilfskräfte der Wasserwacht, die am Wochenende immer vor Ort sind, konnten die beiden Männer, die als Saisonarbeiter in der Region arbeiten, retten. Der Unfall geschah einen Meter neben dem Steg.

    Zwischen diesem Steg und der Schwimminsel (im Hintergrund) ging ein 22-Jähriger am Sonntag im Baggersee bei Hamlar unter. Erst etwa 45 Minuten später entdeckte ein Taucher den leblosen Körper.
    Zwischen diesem Steg und der Schwimminsel (im Hintergrund) ging ein 22-Jähriger am Sonntag im Baggersee bei Hamlar unter. Erst etwa 45 Minuten später entdeckte ein Taucher den leblosen Körper. Foto: Wolfgang Widemann

    Dass Außenstehende nicht bemerken, wenn jemand gerade dabei ist zu ertrinken, sei nichts Ungewöhnliches, sagt Michael Haller. Das Problem sei, dass das oft ein geräuschloser Überlebenskampf sei: „Leider können die meisten Menschen in höchster Not nicht um Hilfe rufen. Man spricht dabei vom ‚Stillen Ertrinken‘.“ Von außen sei das sehr schwer zu erkennen.

    Die Männer waren bereits nicht mehr an der Wasseroberfläche zu sehen

    Johanna erzählt, dass die drei Männer anfangs noch auf dem Steg standen und einer von ihnen ins Wasser sprang. Als dieser immer wieder unterging, sprang der Zweite hinterher, um ihm zu helfen. Das Problem: Beide waren Nichtschwimmer und drohten zu ertrinken. Nur durch das beherzte Eingreifen der Neunjährigen konnte das verhindert werden.

    Wie die Wasserwacht Bäumenheim berichtet, war beim Eintreffen der Helfenden schon niemand mehr an der Wasseroberfläche zu sehen. Das aufgewühlte und trübe Wasser erschwerte zudem die Rettung. Erst bei genauerem Hinsehen erkannten die Einsatzkräfte zwei Arme der untergegangenen Personen. Die beiden Männer, die zwischen 20 und 30 Jahren alt sind, waren noch bei Bewusstsein und wurden durch den Rettungsdienst versorgt. Einer der Männer wurde mit ins Krankenhaus genommen.

    Mit einem solchen Schild wird der Besucher des „Naherholungsgebietes Hamlaer Baggersee“ in Zukunft über die Lage am See informiert.
    Mit einem solchen Schild wird der Besucher des „Naherholungsgebietes Hamlaer Baggersee“ in Zukunft über die Lage am See informiert. Foto: Gemeinde Bäumenheim

    Rund 25 Personen waren in nächster Nähe und niemand bemerkte etwas. Johannas Mutter, Susanne Haller, sagt: „Man hat darauf auch gar nicht wirklich geachtet, weil man ja nicht davon ausgeht, dass jemand ins Wasser springt, wenn er gar nicht schwimmen kann.“ Sie habe auch den Ernst der Lage im ersten Moment gar nicht erkannt, als ihr Schwager, Michael Haller, ihr zugerufen habe, dass sie laut schreien solle: „Es war alles so ruhig. Ich fragte mich erst noch, warum ich das tun soll.“

    Susanne Haller ist stolz auf ihre Tochter, auch wenn das Geschehene noch schwer zu realisieren ist: „Die Vorstellung, dass da jetzt jemand tot sein könnte und das durch Johannas Worte verhindert werden konnte, ist Wahnsinn.“

    Am liebsten wäre es der Lebensretterin, wenn es gar nicht zu solchen Situationen kommen und die Leute besser auf sich aufpassen würden. Aber es habe sie auch motiviert, bei der Wasserwacht weiterzumachen: „Es geht ja gar nicht gleich darum, Leben zu retten, sondern das Schwimmen macht einfach total Spaß.“

    Mutter Susanne Haller erzählt, dass ihre Tochter besser schwimme als sie selbst und, dass das der Verdienst der Wasserwacht sei. Der Vorsitzende der Wasserwacht appelliert an die Erwachsenen: „Hört auf eure Kinder und lernt in Rettungsschwimmkursen, wie man richtig reagiert.“

    So ganz geheuer ist Johanna die Aufmerksamkeit um sie nicht: „Ich finde es zwar gut, dass ich helfen konnte, aber wirklich viel habe ich auch nicht gemacht.“ Der Bescheidenheit zum Trotz bekam Johanna im Anschluss eine große Portion Eis zur Belohnung.

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