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Bäumenheim: Der erwartete Schlagabtausch bleibt aus

Bäumenheim

Der erwartete Schlagabtausch bleibt aus

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    Geda-Dechenteiter möchte, dass die Mertinger Straße verlegt wird.
    Geda-Dechenteiter möchte, dass die Mertinger Straße verlegt wird. Foto: Geda

    Für die einen ist die Verlegung der Mertinger Straße in Bäumenheim eine „wohl überlegte, gute durchdachte Maßnahme“, für die anderen ist sie überflüssig und dient nur den Interessen eines Einzelunternehmens. Die unterschiedlichen Meinungen sollten bei einer Informationsveranstaltung ausgetauscht werden, doch von der Bürgerinitiative war nur ein Verantwortlicher in die Schmutterhalle gekommen.

    So erlebten die 400 Besucher nicht den erhofften Schlagabtausch, sondern eine Präsentation von Experten, die von der Gemeinde als Befürworter der Neutrassierung aufgeboten worden waren. Nach knapp vier Stunden war klar: Die Gemeinde wird nun entsprechend der Entscheidung des Gemeinderats vom Juli einen Bebauungsplan aufstellen, damit die Straße eine neue Trasse erhalten und die Firma Geda-Dechentreiter damit künftig auf einem zusammenhängenden, 100 000 Quadratmeter großem Firmengelände ihre Aufzüge produzieren kann.

    Gegner wollen Bürgerentscheid

    Manfred Seel und Erika Müller von den Aktivisten, die erfolglos einen Bürgerentscheid angestrebt hatten (wir berichteten), waren zu der Veranstaltung nicht gekommen. In deren Namen verlas Bürgermeister Martin Paninka ein Entschuldigungsschreiben. Werner Schnuse, der von einer Straßenverlegung existenzbedrohende Auswirkungen für sein Autohaus befürchtet (weil ihm dann der Durchgangsverkehr fehlen würde), bekundete einmal mehr seine Ablehnung der Pläne, aber auch seinen Willen mit einer neuen Unterschriftenaktion erneut den Bürgerentscheid herbeiführen zu wollen.

    Zuvor hatte Johann Sailer als Geschäftsführer von Geda-Dechentreiter anhand von Bildern dokumentiert, dass die Produktion in der Fabrik derzeit unter schwierigsten Umständen stattfinde, „weil wir aus allen Nähten platzen“. Das Unternehmen sei enorm gewachsen, was er allein an der Zahl der Mitarbeiter festmachte: Mittlerweile beschäftige man über 500 Mitarbeiter und 50 Auszubildende, rechnete Sailer vor, „noch vor 30 Jahren waren es 100“. Man sei zu einem Marktführer in Europa gewachsen und benötige deshalb einen effektiven Workflow. Die einzige Erweiterungsmöglichkeit bestehe auf der östlichen Seite, wo die Mertinger Straße derzeit eine Expansions-Barriere darstellt.

    Es mangelte an diesem Abend nicht an Experten: Bäumenheims Stadtplaner Werner Dehm, Rechtsanwalt Gert Guggemoos, Straßenplaner Josef Tremel und Hermann Stickroth. Der Biologe berichtete von seinen Beobachtungen und einer naturschutzrechtlichen Prüfung, in jenem Gebiet, in dem die Firma erweitern will. Dort habe er drei Kiebitz-Paare, Feldlerchen, Rebhühner, Goldammern und Bachstelzen kartiert. Die Eingriffsfläche bezifferte er auf 3,56 Hektar.

    Kompensationsfläche in Oberndorf erworben

    Er berichtete davon, dass Geda-Dechentreiter bereits in einem Vogelschutzgebiet in Oberndorf fünf Hektar an artenschutzrechtlicher Kompensationsfläche erworben habe. Er sehe gute Chancen, dass sich die seltenen Vögel im nächsten Jahr dort ihre Brutplätze suchen würden. Gerade die Kiebitze seien schlau und würden ihr „neues Zuhause“ schnell finden, meinte Stickroth. Teilnehmer an der anschließenden Diskussion bezweifelten dies. Eine Tierschützerin wollte wissen, ob sie richtig liege mit der Annahme, dass mit den Baumaßnahmen erst begonnen werden könne, wenn die Vögel „umgezogen“ seien. Dies sei so, bestätigte Stickroth, die Umsiedlung werde aber schon im nächsten Jahr zu beobachten sein.

    Bürgermeister Paninka verdeutlichte, was, wie er meinte, viele (auch die Befürworter zur Beibehaltung der Straße) nicht verstanden hätten: Die Ortsverbindungsstraße nach Mertingen, wie sie gerne bezeichnet werde, sei eine Ortsstraße. Die Gemeinde könne demnach bei einem Neubau Erschließungsbeiträge erheben.

    In der Diskussion wurde die ganze Bandbreite der Meinungen deutlich. Die Verlegung der Staße sei eine „Zukunftschance“ für Bäumenheim meinte ein Bürger, ein anderer sprach von Umweltvernichtung und monierte „die Respektlosigkeit“ („stinkt zum Himmel“) des Umgangs von Befürwortern und Gegner des Projekts „Straßenverlegung“.

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