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Bäumeinheim: Der Kampf gegen hunderte von Krähen

Bäumeinheim

Der Kampf gegen hunderte von Krähen

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    Der Maypark in Bäumenheim ist der Lebensraum von annährend tausend Krähen. Die Anwohner sind nicht nur von der Geräuschkulisse genervt, sondern auch von den Hinterlassenschaften der Vögel auf Terasse, Auto und Hof. Jetzt will die Gemeinde aktiv werden und die geschützten Tiere vertreiben.
    Der Maypark in Bäumenheim ist der Lebensraum von annährend tausend Krähen. Die Anwohner sind nicht nur von der Geräuschkulisse genervt, sondern auch von den Hinterlassenschaften der Vögel auf Terasse, Auto und Hof. Jetzt will die Gemeinde aktiv werden und die geschützten Tiere vertreiben. Foto: Wolfgang Widemann

    Mit einem ganzen Maßnahmenkatalog will man in Bäumenheim die Saatkrähen vertreiben. „Ob dies allerdings gelingt, ist fraglich“, sagt Zweiter Bürgermeister Roland Neubauer. Er wohnt selbst im Meypark. Dort sind die Anwohner seit Jahren von den streng geschützten Krähen genervt. Inzwischen ist die Kolonie in diesem eigentlich idyllisch gelegenen Wohngebiet zur größten in Schwaben gewachsen (DZ berichtete). Schätzungsweise an die Tausend Vögel leben dort.

    Die Anwohner sprechen von einem „Belagerungszustand“. Schreie und Kot auf der Terrasse haben die Anwohner zu massiven Klagen veranlasst. Die Häuser im Meypark reichen bis an den gleichnamigen Auwald. Seit Jahren fühlen sich die Vögel in diesem Landschaftsschutzgebiet sehr wohl. Für die dort wohnenden Menschen sind sie eine regelrechte Plage. Die Vögel zu jagen, ist allerdings verboten. Doch nun beschäftigte sich der Umweltausschuss in Bäumenheim mit dem Thema. Offenbar gibt es Ansätze, damit die Anwohner im kommenden Frühjahr, während der Brutzeit, einigermaßen verschont bleiben. Dazu müssen aber zahlreiche Maßnahmen ergriffen werden. Und dazu bedarf es erst einmal einer Ausnahmegenehmigung der oberen Naturschutzbehörde, die bei der Regierung von Schwaben angedockt ist. Dort kennt der zuständige Sachbearbeiter das Problem. Er weiß auch von einer Unterschriftenliste der Anwohner. Außerdem liegen Oliver Konopik die Ergebnisse einer Zählung der staatlichen Vogelschutzwarte in Garmisch-Partenkirchen vor, die dem bayerischen Landesamt für Umwelt in Augsburg angegliedert ist. Demnach ist die Zahl der Brutpaare in Bäumenheim mittlerweile auf 700 angewachsen.

    Wie Roland Neubauer ausführte, habe Konopik gegenüber Bürgermeister Martin Paninka (im Moment in Elternzeit) signalisiert, dass er wegen einer Ausnahmegenehmigung zur Vergrämung der Tiere gesprächsbereit sei. Gleichzeitig habe der Experte aber von einer Zersplitterung der Kolonie und einer Verlagerung der Probleme gewarnt. Aber er sehe es durchaus als sinnvoll an, wenn im Bereich der angrenzenden Wohnbebauung die Nester vor Brutbeginn entfernt würden und sich somit der Abstand zu den Häusern vergrößere.

    Die Vögel, die leicht an ihren weißlichen Schnabelwurzeln zu erkennen sind, haben sich vor vielen Jahren im Meypark angesiedelt. Im Jahr 2008 zählte man 50 Brutpaare, doch nun, so Zweiter Bürgermeister Neubauer, hätten ihm Vogelfachleute bestätigt, „dass es dramatische Sprünge“ gegeben habe. Was soll nun, falls die Ausnahmegenehmigung gewährt wird, geschehen? Angehen will man die Biogasanlagen in der Umgebung. Sie sollen mit Spezialplanen jene Bereiche abdecken, von denen die Krähen wetterunabhängig ihr Futter beziehen können. Gedacht ist auch an den Einsatz „natürlicher Feinde“ wie Uhu, Habicht, Wanderfalke und Waschbär. Für Wanderflkaen könnten Nistkästen aufgestellt werden.

    Schließlich geht es um den Baumbestand im vorderen Bereich des Waldes, der direkt an die Wohnbebauung anschließt. Er soll ausgedünnt werden, um einen zehn bis 15 Meter breiten Streifen unattraktiv für die Vögel zu machen. Aus der Sicht der Naturschützer, so Neubauer vor dem Ausschuss, sei dagegen nichts einzuwenden, „auch wenn dies wohl zu einer Verschandlung führen würde“. In diesem Punkt wollen sich Regierung und untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt aber noch abstimmen.

    Eine besondere Aufgabe wird dann wohl auch auf die Freiwillige Feuerwehr in Bäumenheim zukommen. Wenn die Saatkrähen mit dem Bau ihrer Nester beginnen (in der Regel in der zweiten März-Hälfte), soll die Wehr die „Nester herunterspritzen“. Das müsste dann aber täglich erfolgen, denn die Vögel sind schlau und beim Wiederbau der Nester schnell. „Nicht zu zimperlich“ will man außerdem große Bäume herausschneiden. Diese Maßnahme muss allerdings bis Ende Februar abgeschlossen sein. Die Nester dürfen im März nur bis zu jenem Zeitpunkt heruntergespritzt werden, ehe die Vögel das erste Ei ins Nest gelegt haben. Ob die explosionsartige Vermehrung damit gestoppt werden kann, ist zweifelhaft. „Es ist ein Versuch“, sagt Roland Neubauer. Eine Rolle bei der starken Population hat wohl auch die massive Vergrämung der Vögel in Meitingen und Nordendorf gespielt. Hinzu kommt, dass sie im Meypark ein Schlaraffenland gefunden haben.

    Vize-Bürgermeister Neubauer glaubt, dass man langfristig noch extremere und aufwendigere Maßnahmen gegen die Rabenvögel ergreifen muss. Er habe mit dem Verantwortlichen in Meitingen gesprochen. Es sei ihm bestätigt worden, dass man das Problem erst in Griff bekommen habe, nachdem ein Falke als natürlicher Feind eingesetzt wurde. Jeden Tag musste dort im vergangenen März ein Raubvogel fliegen, um die Krähen fernzuhalten. Zuvor hatte man Musikkapellen aufstellen lassen und Pfeifgeräte aufgestellt, die Habichtschreie nachahmten - Maßnahmen, die allesamt nichts brachten.

    Die Zeit eilt nun, wie Neubauer sagt, denn ab spätestens Ende März kann den Saatkrähen keiner mehr was – dann sind ihre Nester unantastbar.

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