Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Ausbildung: Damit Mädchen von Technik schwärmen

Ausbildung

Damit Mädchen von Technik schwärmen

    • |
    Monika Gadomski ist eines von vier Mädchen, die am Wahlfach Robotik an der Realschule Rain teilnehmen. Auch in ihrer Freizeit beschäftigt sich die 15-Jährige mit Technik und möchte später in einem technischen Beruf tätig sein. Das ist bei jungen Frauen jedoch noch immer eine Seltenheit.
    Monika Gadomski ist eines von vier Mädchen, die am Wahlfach Robotik an der Realschule Rain teilnehmen. Auch in ihrer Freizeit beschäftigt sich die 15-Jährige mit Technik und möchte später in einem technischen Beruf tätig sein. Das ist bei jungen Frauen jedoch noch immer eine Seltenheit. Foto: Fabian Kluge

    Sie sitzt am Computer, macht ein paar Klicks. Dann schnappt sie sich den Roboter und bringt ihn zum Test-Parcours. Dort soll das Gerät eine schwarze Linie auf einem weißen Poster abfahren. Monika Gadomski ist 15 Jahre jung, wohnt in Leitheim und geht in die 9. Klasse der Realschule Rain. Dort besucht sie das Wahlfach Robotik – und ist begeistert: „Ich liebe Technik und bin so froh, dass das Fach hier angeboten wird.“ Die Begeisterung für Technik liegt bei ihr in der Familie: Der Bruder entwickelt Apps, der Vater ist Autoingenieur.

    Dass die 15-Jährige nach der Schule in einem technischen Beruf tätig sein wird, das steht für Monika außer Frage. Zunächst möchte sie aber noch aufs Gymnasium oder die Fachoberschule und studieren – natürlich irgendetwas mit Technik. Die Ferien nutzt die gebürtige Australierin für Kurzzeit-Praktika. „Ich war schon fünf Tage bei Audi als technische Modellbauerin und habe bereits drei weitere Praktika sicher – als Fluggerätelektronikerin bei Airbus, Mechatronikerin bei Kuka und Fahrzeugbauerin bei BMW“, sagt Monika stolz. Später möchte sie eine künstliche Intelligenz entwickeln, die Menschen hilft: „Ich mag es einfach, das direkte Ergebnis meiner Arbeit zu sehen.“

    MINT-Berufe sind bei Mädchen immer noch unbeliebt

    Mädchen wie Monika sind selten. Darauf soll die Woche der Ausbildung, die am Montag unter dem Motto „Ausbildung klarmachen“ begonnen hat, hinweisen. Junge Frauen für sogenannte MINT-Berufe, also für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie, zu begeistern steht seit Jahren auf der Agenda der Bundesagentur für Arbeit – so auch in diesem Jahr.

    Ein Blick auf die aktuellen Zahlen aus dem Februar 2017 zeigt, dass MINT-Berufe nach wie vor nicht zu den beliebten Jobs bei jungen Frauen zählen. Auf den vorderen Rängen liegen die Industriekauffrau, die Kauffrau im Büromanagement und die medizinische Fachangestellte. Erst auf den Plätzen acht und zehn rangieren mit der Chemielaborantin und der Industriemechanikerin die ersten klassischen MINT-Berufe.

    Anders bei den Jungs: Sechs der zehn beliebtesten Berufe kommen aus den naturwissenschaftlichen Bereichen. Der Industriemechaniker führt vor dem Kfz-Mechatroniker das Feld an. „Man kann ganz eindeutig sagen, dass immer noch viel zu wenige Frauen in MINT-Berufen tätig sind. Das ist nach wie vor ein großes Problem“, sagt Inge Großkopf, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Donauwörth.

    Ähnliche Zahlen kennt auch Doris Rieder, Managerin des Projekts „regional und digital“ der Hochschule Augsburg: „Seit dem vergangenen Semester gibt es einen interdisziplinären Studiengang am TCW in Nördlingen, der mehrere technische Fächer miteinander verbindet. In diesem studieren aktuell 20 Männer und eine Frau.“ Jungen werde von klein auf eine Affinität für Technik anerzogen, ist sie überzeugt. Rieder betont, dass es in MINT-Berufen sehr gute Jobaussichten gebe – vor allem für junge Frauen. Einen positiven Trend weist derweil die Technikklasse der Mittelschule Wemding auf. Dort liegt das Verhältnis von Buben zu Mädchen circa bei 4:3.

    Dass die Imagearbeit, Mädchen für technische Berufe zu begeistern, dennoch etwas bringt, zeigt das Beispiel Zott: Dieter Wiedenmann, Personalchef der Molkerei, bestätigt das. „Bei dem Berufsfeld des Milchtechnologen haben wir annähernd ein Verhältnis von 50:50 zwischen Männern und Frauen. Es ist uns gelungen, durch sichtbare Erfolge die typischen Männerberufe für Mädchen attraktiv zu gestalten.“

    Realschule setzt auf Kuka-Software

    Außerhalb des eigenen Betriebs engagiert sich Zott im Bereich der MINT-Jobs. „Das liegt vor allem daran, dass es für uns immer schwieriger wird, passende Azubis zu finden. Wir haben relativ spezifische Ausbildungsberufe – mittlerweile studieren aber die meisten jungen Menschen“, hält Wiedenmann fest. Deshalb setzt

    Solche Angebote helfen Schülern, gerade auch Mädchen, sich auf technische Berufe vorzubereiten. Das betonen auch die beiden Lehrer André Wahl und Marius Hoffmann. Das Bildungsprogramm „Roberta“ des Fraunhofer-Instituts, mit dem die Schüler arbeiten, soll speziell Mädchen ansprechen, indem ihnen dank selbstgebauter und -programmierter Roboter spielerisch Zugang zu Wissenschaft und Technik ermöglicht wird. Unter den 22 Teilnehmern sind immerhin vier Schülerinnen.

    „Wir waren überrascht, dass sich auch einige Mädels angemeldet haben – gewünscht haben wir uns das natürlich“, erläutert Hoffmann. Aber nicht nur das Programmieren von Robotern bereitet die Schüler auf die zukünftige Arbeitswelt vor, wie Hoffmann weiß: „Wir verwenden im Kurs beispielsweise vom Grundsystem her die gleiche Software wie Kuka – natürlich in vereinfachter Form.“ Mit diesen Hintergründen beschäftigt sich Monika nicht. Dafür hat sie keinen Kopf, denn sie ist unzufrieden. Der Roboter hat sich einige Male im Kreis gedreht, anstatt die schwarze Linie abzufahren. Sie setzt sich wieder an den Computer, klickt und sagt: „Er hat noch ein paar Probleme, aber das bekomme ich schon hin.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden