Es ist sicherlich keine Überraschung, doch die Zahlen belegen knallhart, was so viele geahnt haben. Auch die Mitarbeiter und Betriebe im Landkreis Donau-Ries werden von den Folgen der Corona-Pandemie nicht verschont.
Die Arbeitslosigkeit steigt, über 1000 Betriebe haben bereits Kurzarbeit angemeldet. Knapp 28.000 Angestellte sind in Kurzarbeit – bei 63.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im Landkreis ist das fast jeder Zweite.
Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 2,1 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte über dem Wert des Vormonats und sogar 0,7 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. „Die Corona-Pandemie mit all ihren negativen Auswirkungen auf weite Teile der Wirtschaft hinterlässt deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt und bildet sich jetzt auch in den Arbeitslosenzahlen ab“, sagt Richard Paul, Leiter der Donauwörther Arbeitsagentur.
Das erste Mal aussagekräftige Daten
Zu Ende März hatte es noch keine aussagekräftigen Daten gegeben, da der Stichtag vor den angeordneten Schutzmaßnahmen lag. „Dies hat sich jetzt geändert“ erläutert Paul. Die nackten Zahlen zeigen also das erste Mal direkt, wie stark die Pandemie–Auflagen auf den regionalen Arbeitsmarkt durchschlagen. Zugute kommt, dass dieser mit extrem guter Ausgangslage in die Krise gestartet ist.
Aktuell sind 1677 Menschen oh-ne Arbeit, das sind 309 mehr als vor einem Monat und 559 (50 Prozent) mehr als vor einem Jahr. „Von der üblichen Frühjahrsbelebung ist dieses Jahr nichts zu spüren“, sagt Agenturchef Paul. Im Monat April haben sich 685 Menschen neu arbeitslos gemeldet, 360 davon kamen aus einer Erwerbstätigkeit. Im Gegenzug beendeten nur 368 Personen die Arbeitslosigkeit, davon nahmen 182 eine Beschäftigung auf.
In Nordschwaben ist der Trend noch deutlicher: Hier liegt die Quote bei 2,6 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte über dem Wert des Vormonats und sogar 0,8 Prozent über dem Vorjahreswert.
In Nordschwaben sind 78.000 Mitarbeiter betroffen
Dass diese Zahlen nicht noch krasser ausfallen, ist Dank Kurzarbeit möglich. Bis zum 27. April haben im Landkreis Donau-Ries 1009 Betriebe diese Überbrückungshilfe in Anspruch genommen, in ganz Nordschwaben sind es knapp 4200. Das bedeutet, dass knapp 28.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit sind. In Nordschwaben sind es fast 78.000. Allerdings sei der Höchststand wohl bald erreicht, denn die Zahl der täglichen Anträge gehe zurück.
„Das Thema hat in den letzten Wochen unseren Arbeitsalltag beherrscht“, sagt Agenturchef Paul. Die Anzeigen kommen aus nahezu allen Branchen. Schwerpunkte sind Gastronomie, Metallverarbeitung und der Einzelhandel. Die Bearbeitung der Anzeigen und in der Folge die Auszahlung der Leistungen hätten innerhalb der Behörde jetzt oberste Priorität. „Durch eine massive Umsetzung von Personal in diesen Bereich konnte die Masse der in den vergangenen Wochen eingegangenen Anzeigen abgearbeitet werden. Aktuell wird sogar der Grundsatzbescheid wieder schnell erteilt“, sagt Paul.
Der Schwerpunkt der Bearbeitung hat sich jetzt auf die monatliche Überweisung des Kurzarbeitergeldes verlagert. Dies funktioniere leider nicht immer so schnell, wie gewünscht. Das Problem: Viele Betriebe würden die erforderlichen Antragsunterlagen nicht vollständig einreichen. Das führe zu Rückfragen und Mehraufwand und verzögere die Auszahlung der Leistungen.
Wie lange Kurzarbeit noch in Anspruch genommen wird, kann Paul nicht voraussagen. Das hänge von der Zeit ab, wie lange die Zwangspause in den einzelnen Betrieben stattfinde. „Wir rechnen auch in den kommenden Monaten mit höheren Arbeitslosenzahlen und weiteren Anzeigen zu Kurzarbeit.“
Unterdessen nennt Andreas Kopton, Präsident der IHK in Schwaben, die Folgen des Shutdwon die „größte Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte“ und fordert von der Politik einen klaren Fahrplan, wie Unternehmen aus der Zwangspause herauskommen. „Der Fahrplan muss aufzeigen, wie und wann die Unternehmen wieder wirtschaften können - unter gleichen Regeln über Ländergrenzen hinweg“, sagt der Donauwörther. „Die bayerisch-schwäbischen Produzenten, Händler und Dienstleister tragen mit großem Engagement die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz mit. Damit der gesamtwirtschaftliche Schaden nicht noch größer wird, braucht es eine Perspektive für die Unternehmen.“
Sinkende Nachfrage an Arbeitskräften
Natürlich führt die Corona-Krise führt aktuell auch zu einer deutlich sinkenden Nachfrage nach Arbeitskräften. So wurden im April nur 118 neue Arbeitsstellen gemeldet. Das bedeutet einen massiven Rückgang um 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Stellenbestand ist im Vergleich zum letzten Jahr rückläufig. Aktuell sind 1339 offene Arbeitsstellen gemeldet.
In einigen Branchen wird hingegen dringend Personal benötigt: Im Landkreis werden vor allem Mitarbeiter im Objektschutz gebraucht, zudem gehen Arbeitgeber weiter auf die Suche nach Fachkräften in der Lagerwirtschaft oder der Elektrobranche.
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