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Geht uns das Wasser aus? So wirkt sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft aus
![Die langen Trockenphasen, gefolgt von kaltem, nassem Wetter, bereiten den Landwirten Probleme. Und eine Bewässerung kann sich nicht jeder leisten. Die langen Trockenphasen, gefolgt von kaltem, nassem Wetter, bereiten den Landwirten Probleme. Und eine Bewässerung kann sich nicht jeder leisten.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der Balanceakt zwischen Wassersparen und Sicherung der Ernte wird jedes Jahr schwieriger. Womit die Landwirte zu kämpfen haben und wie es um das Grundwasser steht.
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Hitze, Kälte, Sonne, Regen – das Wetter scheint verrücktzuspielen. Und während sich die Unzufriedenheit der meisten wohl eher darauf beschränkt, dass das Badewetter nicht stabil bleibt, geht es für andere um viel mehr: die Landwirte. Denn auch auf die Ernte hat das schwankende Wetter einen starken Einfluss – und zwar keinen guten.
"Die Wasserverteilung ist das Entscheidende", sagt Karlheinz Götz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV) Donau-Ries. "Dass es in so langen Phasen abwechselnd trocken und heiß und dann wieder nass und kühl ist, ist das Hauptproblem." Für den Mais sei die vergangene Regenphase gerade noch rechtzeitig gekommen, auch die Zuckerrüben, die sehr tief wurzeln, kommen gut mit Trockenheit klar und wachsen bei Regen dann einfach weiter.
Besonders für das Getreide seien die langen Trockenphasen und das anschließend lange andauernde nasse Wetter jedoch ein Problem. "Das Korn ist ausgewachsen, das eignet sich jetzt großteils nicht mehr zum Backen", erklärt Götz. "Normalerweise müsste man schon mit der Ernte fertig sein." Normalerweise, das heißt, bis vor einigen Jahren wäre es schon so weit gewesen. Doch das geht nicht so einfach. Denn um dreschen zu können, brauche man mehrere Tage gutes Wetter am Stück, damit das Getreide nach der langen Nassphase trocknen könne. "Früher war zum Beispiel der Weizen immer erst im August so weit, aber durch die Trockenheit war er es heuer schon im Juli." Und wie sieht es mit Bewässerung aus?
Künstliche Bewässerung in der Landwirtschaft: aufwendig und teuer
Da lacht Götz. "Das hört sich immer so einfach an, aber das ist es nicht." Bewässerung funktioniere nicht auf Knopfdruck. Zunächst brauche man einen Brunnen, den die meisten Landwirte gar nicht hätten, dann benötige man viel Energie und ein Stromaggregat, das mit Diesel betrieben werde, die Leitungen müssten erst einmal auf das Feld gebracht und dann regelmäßig verlegt werden und das alles am besten nachts, da die Verdunstung dann am geringsten sei. "Sie können sich vorstellen, dass man da am Anschlag ist", sagt Götz. Auch der finanzielle Aufwand sei nicht zu unterschätzen: Rund 2000 Euro pro Hektar fielen über die Saison hinweg für diejenigen an, die künstlich beregnen. Gerade für die Kartoffeln sei genug Wasser entscheidend, da dieses unter anderem auch kühlend wirke. Um einen Effekt mit der Bewässerung zu erzielen, brauche man rund 20 bis 30 Liter Wasser pro Quadratmeter, gleichzeitig dürfe das Grundwasser aber nicht zu weit gesenkt werden.
Um das zu kontrollieren und dafür zu sorgen, dass der Grundwasserbestand gesichert ist, ist das Wasserwirtschaftsamt da. "Grundsätzlich sollten alle Bürgerinnen und Bürger sensibel und schonend mit der Ressource Wasser umgehen", betont Gudrun Seidel, Leiterin des Amts für Donauwörth. Generell schwanke der Grundwasserspiegel im Verlauf des Jahres: "Im Sommerhalbjahr von Mai bis September wird ein Großteil des Niederschlags von der Vegetation aufgenommen oder über Verdunstung an die Atmosphäre abgegeben, sodass nur geringe Mengen bis zum Grundwasser durchdringen." Für die Neubildung von Grundwasser sei das Winterhalbjahr relevant.
Grundwasserneubildung in Bayern geht seit 20 Jahren zurück
Seit 2003 beobachte man in Bayern einen deutlichen Rückgang bei der Grundwasserneubildung, die für den Grundwasserstand ein entscheidender Faktor ist. Besonders deutlich werde das bei der Entwicklung seit 2011: "Die mittlere jährliche Grundwasserneubildung in Bayern betrug seither nur 168 Millimeter pro Jahr", so Seidel. "Das entspricht einem Defizit von rund 19 Prozent gegenüber dem Referenzzeitraum von 1971 bis 2000 mit 207 Millimetern pro Jahr." Die Entnahme von Bewässerungswasser aus dem Grundwasser sei für die Landwirtschaft nur möglich, wenn die Menge deutlich unterhalb der vorhandenen Grundwasserneubildung liege. Einen berechneten Punkt, wann es kritisch werde, gebe es nicht, auch große Sorgen mache man sich nicht: "Das Wasserwirtschaftsamt hat seit jeher den Auftrag, auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer zu achten, um unter anderem auch eine ausreichende Wasserversorgung sicherzustellen. Dies jedoch ohne Alarmbereitschaft, sondern abhängig von dem natürlichen Wasserhaushalt in Verbindung mit Vorsorgemaßnahmen."
Götz dagegen sieht die Notwendigkeit zum Handeln. "Bis jetzt sind wir glimpflich davongekommen", sagt er und fügt im Hinblick auf die Umweltpolitik hinzu: "Aber wir müssen endlich anfangen, mit der Natur zu arbeiten. Denn die hält sich an kein Datum."
Die Diskussion ist geschlossen.
Ein Punkt, der nicht angesprochen wird. Die Grundwasserentnahme in Bayern ist im Zeitraum von 2010 bis 2019 um 5 Liter pro Kopf und Tag gestiegen. https://www.statistik.bayern.de/presse/mitteilungen/2022/pm083/index.html
Im europäischen Kontext sind wir aber nicht auffällig: https://de.statista.com/infografik/19751/leitungswasserverbrauch-in-den-eu-laendern/
Ob dabei bereits Wasserverluste u. a. aufgrund überalterter Infrastruktur reingerechnet worden ist, kann ich nicht sagen. Deutschlandweit liegt der Wasserverlust bei rund 6 bis 7 %. Global gesehen gibt es einen Verlust von 126 Milliarden Kubikmeter pro Jahr: https://www.hawle.com/de/hawle-knowledge/basiswissen/wasserverluste-in-rohrnetzen