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Donau-Renaturierung: Genderkinger haben Sorge wegen Hochwasser
![Blick von der Donaubrücke bei Schäfstall auf die 1864/66 „kanalisierte“ Donau, die nun ihre alte Schleife wieder erhalten soll. Blick von der Donaubrücke bei Schäfstall auf die 1864/66 „kanalisierte“ Donau, die nun ihre alte Schleife wieder erhalten soll.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Donau soll etwas von seinem natürlichen Lauf zurückbekommen. Das Vorhaben hat auch finanziell ein gewaltiges Volumen. Vor Ort gibt es jedoch Bedenken.
Geht es nach den Vorstellungen von Umweltministerium, Wasserwirtschaftsamt Donauwörth und Naturschutzbehörden, soll in 13 Monaten der Startschuss für ein 22-Millionen-Projekt fallen. Es geht um die Renaturierung der Donau im Abschnitt von der Bundesstraße 2 (Hangbrücke Schellenberg) bis zur Donaubrücke bei Marxheim. 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten erhofft sich der Freistaat Bayern dabei von der Europäischen Union, bei der man in zwei Monaten die Bewerbung vorlegen will. Bernhard von Roda, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, stellte nun im Gemeinderat Genderkingen die Details vor.
Zu den dort größtenteils von Skepsis geprägten Fragen nach dem Beweggrund fasste er zusammen: „Der Donau soll etwas von ihrem natürlichen Lauf zurückgegeben werden“. Das Projekt habe Pilotcharakter. Abteilungsleiter Reinhard Löffler von der Donauwörther Behörde erläuterte die Geschichte der Regulierung in den 1860-er Jahren und die wasserwirtschaftlichen Ziele. Sarah Löber von der höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Schwaben zeigte auf, wie die Natur durch die Maßnahme gewinnen würde.
Im 19. Jahrhundert wurde die Donau reguliert
Von welcher Dimension gesprochen wird, machte das Auditorium deutlich: Rund 25 Bürgerinnen und Bürger interessierten sich für die zweite Information zu dem Projekt – im Vorjahr war das Wasserwirtschaftsamt bereits im Gemeinderat zu Gast, hatte die Bewerbung wegen des knappen Termins jedoch zurückgestellt. Dazu hatten Bürgermeister Leonhard Schwab und der Gemeinderat elf „Offizielle“ zu Gast: neben Wasserwirtschaft und Naturschutz noch Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz (er besitzt Grundstücke im Projektgebiet), der Firma Wanner & Märker (am Projekt beteiligt) und vom Fachbüro EBR München (Machbarkeitsstudie). Bereits eingangs betonte Schwab die Bedeutung und Sensibilitäten: „Ich erwarte vollständige Projektdarstellung.“
Verhinderung von Ufer-Ausbrüchen, Beseitigung der Schleifen und Verbesserung für die Schifffahrt nannte Reinhard Löffler als Beweggründe für die Regulierung der Donau im 19. Jahrhundert. Schwab referierte zu dem Thema drastischer anhand historischer Quellen aus der Zeit bis 1860: Zuweilen stand Genderkingen mehrmals jährlich für mehrere Tage unter Wasser. Die Befürchtung, dass sich dies wiederholen könnte, sprach aus nahezu allen Wortmeldungen. Zu Sicherung der Ufer, Beeinträchtigungen der Landwirtschaft, Überfahrten und Brücke sowie dem Kiesabbau durch Wanner & Märker wurde wiederholt nachgefragt. Schließlich galt breiter Raum der Verantwortlichkeit, wenn Prognosen sich als falsch erweisen.
Einen Beschluss will der Gemeinderat Genderkingen das nächste Mal fassen
Die Machbarkeitsstudie habe einen Anstieg des Hochwassers nach der Maßnahme um maximal ein bis drei Zentimeter ergeben, berichtete Ingenieur Krammer vom beauftragten Fachbüro. Die Behördenvertreter wiesen auf die rechtlichen Vorgaben und Abläufe hin. Nach einer EU-Förderzusage folge erst ein öffentliches wasserwirtschaftliches Verfahren, in dem unter anderem der Nachweis zu führen ist, dass sich bezüglich Grund- und Hochwasser für die Anlieger keine Verschlechterung ergeben. Bevölkerung und Träger öffentlicher Belange werden dabei beteiligt.
Bezüglich Hochwasser würden sowohl die Baggerseen als auch die als Altarm verbleibende derzeitige Flussrinne Entlastung bringen. Beim Grundwasser liegen Messreihen seit 1970 offen, die Werte von sieben Messstellen schaffen auch künftig Transparenz für jedermann. Wirklich ausräumen konnten die Behördenvertreter in der zweieinhalb Stunden fair geführten Diskussion die Befürchtung von Nachteilen beim Gemeinderat und den Zuhörern nicht.
Ein Beschluss des Gemeinderates war für die Sitzung nicht beabsichtigt, so Bürgermeister Schwab. Die Meinungsbildung zu einer Stellungnahme bereits im Rahmen des Förderverfahrens ist Thema der nächsten Sitzung.
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