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Jetzt ist das neue Reistinger Wasserbecken offiziell eröffnet
![So sieht der neue Platz mit dem sanierten Wasserbecken aus. Er liegt direkt am Radweg Richtung Baden-Württemberg. So sieht der neue Platz mit dem sanierten Wasserbecken aus. Er liegt direkt am Radweg Richtung Baden-Württemberg.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Nach langer Verzögerung ist das restaurierte Reistinger Wasserreservebecken nun eingeweiht. Entstanden ist ein Ort, der in die Geschichte des Wassers blicken lässt.
![Jetzt ist das neue Reistinger Wasserbecken offiziell eröffnet Jonathan Mayer](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/incoming/crop50377411/5113052810-cv1_1-w40-owebp/Jonathan-Mayer?t=.jpg)
Eine goldene Regel lautet: Wo Wasser ist, da ist Leben. Lorena und Lina Schmid beweisen das an diesem Sonntag. Sie flitzen über den kleinen Vorplatz des frisch eingeweihten, wieder hergerichteten Wasserreservebeckens in Reistingen, setzen eine gelbe Plastikente nach der anderen in den künstlichen Bach und schauen zu, wie sie davonschwimmen. Ihre goldene Regel scheint zu lauten: je mehr Entchen, desto mehr Spaß.
Der Platz an der Eglinger Straße in Reistingen ist nicht das Einzige, was erneuert worden ist. Der Dreckberg, der bis vor nicht all zu langer Zeit dort zu sehen war, ist inzwischen verschwunden. Stattdessen ragt über dem Platz die alte Betonwand hervor, die vor über 100 Jahren gebaut wurde und hinter der rund 50 Kubikmeter Wasser schlummern. Die Mauer wird auf beiden Seiten von einer steinernen Wand flankiert und dahinter von einem bepflanzten Hügel umgeben. Wer oben auf dem Hügel steht, kann sogar durch ein Fenster ins Innere des Beckens schauen. Der Ort, sagt Bürgermeister Thomas Baumann in seiner Ansprache zur offiziellen Einweihung am Sonntag, soll Treffpunkt für Reistinger und Radtouristen zugleich sein. Zudem wollte man mit dem Erneuerungsprojekt ein historisches Werk erhalten.
Die Trinkwasserreserve bietet Einblick in die Geschichte Reistingens
Das Becken diente früher als Trinkwasserreserve für Mensch und Tier. Die Reistinger litten damals gerade in trockenen Jahreszeiten unter Wassermangel. Nicht selten mussten die Landwirte ihre Tiere zum Nackenberg treiben, um sie dort tränken zu können. Mit einer Leitung, die an eine Quelle im rund einen Kilometer entfernten Nackenberg angeschlossen wurde, brachte man das Wasser in den Ort. Das Becken diente als Reserve. Baumann beschreibt es in seiner Ansprache als Bau, den man heutzutage nicht mehr all zu oft zu sehen bekommt. Er betont den enormen Aufwand, den die Menschen damals allein für die Verlegung der Leitung betrieben. Mit Schaufel und Pickel arbeiteten sie sich durch die Erde. Umso wichtiger sei, dass die alte Wasserreserve jetzt wieder erlebbar sei. Über diesen kulturgeschichtlichen Aspekt der Anlage soll der neu geschaffene Ort ebenfalls aufklären.
Fertig ist der Bau tatsächlich schon seit über einem Jahr. Die Arbeiten, so Baumann, wurden bereits im April 2020 abgeschlossen. Sie waren der Abschluss der Dorferneuerung. Eine offizielle Einweihung gab es wegen Corona allerdings erst am Sonntag. Baumann sagt, man habe das gebührend feiern wollen. Auch deshalb sei das Projekt außergewöhnlich: „Wir können uns nach langer Zeit wieder mit mehreren Personen und Musik treffen.“ Die Egautaler Musikanten umrahmten das Fest musikalisch.
Auch die EU hat am Wasserbecken in Reistingen mitgezahlt
Gefördert wurde die Erneuerung unter anderem durch das „Leader“-Programm der Europäischen Union, mit dem Projekte im ländlichen Raum unterstützt werden. Ebenfalls beteiligt waren Donautal Aktiv und der Freistaat Bayern. Landrat Leo Schrell, zugleich Vorsitzender von Donautal Aktiv, betonte in seiner Rede, dass die neue Wasserreserve auch dazu diene, die Sensibilität für die Bedeutung des Wassers zu erhöhen. Immerhin sei es heutzutage normal, dass das Wasser auf Kommando aus dem Hahn kommt. Und Landtagsabgeordneter Georg Winter (CSU) hielt es mit Leonardo da Vinci: „Das Wasser ist die treibende Kraft der Natur.“
Bürgermeister Baumann jedenfalls scheint mit dem neuen Ruheort in der Gemeinde voll zufrieden zu sein. „Es gibt keinen Fahrradfahrer, der hier einfach vorbeifährt. Jeder macht kurz Pause und schaut sich das an“, sagt er. Eine Besuchergruppe aus Donauwörth habe er schon selbst dort begrüßen können.
Wo das Wasser in Reistingen heute herkommt
Heute ist Reistingen übrigens nicht mehr vom Wasser aus dem Nackenberg abhängig. 1965 schloss sich der damals noch selbstständige Ort mit der baden-württembergischen Gemeinde Demmingen zusammen, um Wasser aus einem Tiefbrunnen am Buhberg zu beziehen. Das war das Ende der heute über 100 Jahre alten Wasserversorgung vom Nackenberg. Seit Oktober 2020 ist Reistingen an den Zweckverband Landeswasserversorgung Egauquelle angeschlossen.
All das ist Lorena und Lina am Sonntag aber – mit Verlaub – herzlich egal. Ihr Highlight ist der kleine Bach, der Wasser vom Becken über den Platz in einen nahen Graben fließen lässt. Die gelben Entchen gehen an dem Tag noch öfter schwimmen.
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