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Hohe Inflation: Ziertheimer Archiv, zeigt wie damit früher umgegangen wurde
![So sehen die in Sütterlinschrift verfassten Protokoll-Seiten aus. Eugen Zacher und Antonie Schiefnetter schreiben diese derzeit ab. So sehen die in Sütterlinschrift verfassten Protokoll-Seiten aus. Eugen Zacher und Antonie Schiefnetter schreiben diese derzeit ab.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die derzeitige hohe Inflationsrate erinnert manche an alte Zeiten. Protokolle im Ziertheimer Archiv zeigen, wie damals mit Inflation umgegangen wurde.
Die derzeitige hohe Inflationsrate erinnert manche an die Zeit von vor 100 Jahren wach. Auch wenn die jetzige Generation diese nur aus der Geschichte kennt. Im Ziertheimer Archiv finden Eugen Zacher und Antonie Schiefnetter interessante Protokolle darüber, wie vor 100 Jahren mit der Inflation umgegangen wurde. Damals nahm der Wert des Geldes nahezu stündlich rapide ab.
Hohe Inflationsrate: Ein Problem heute und vor 100 Jahren
Wie sehr diese Inflation die örtlichen Gremien beschäftigte, geht aus den Protokollbüchern des Gemeinderats Ziertheim und Dattenhausen hervor. Hier ist nachzulesen, dass sich dieser in seinen Sitzungen in der Zeit von 1918 bis 1923 hauptsächlich mit der Anpassung von Gebühren und Bezügen der Gemeindebediensteten zu beschäftigen hatte.
Umgangen wurde ab 1923 die ständige Angleichung der Preise, indem entweder anstelle eines festen Betrages der Geldwert einer bestimmten Menge an Getreide vereinbart wurde oder als Lohn Naturalien wie zum Beispiel Leim, Weizen oder Hafer abgegeben wurden.
Erst bekam der Bürgermeister 300 Mark im Monat, dann 120.000 Mark
So musste beispielsweise das Gehalt des Gemeindedieners in der betreffenden Zeit sechsmal aufgestockt werden, und zwar von 200 Mark im Dezember 1918 auf 3000 Mark im Oktober 1922. Ab 1923 wurde diesem der Geldwert von vier Zentner Weizen zum tagesaktuellen Preis zugestanden. Nach der Währungsreform wurden dem Gemeindediener 170 sogenannte Goldmark, gemeint waren sicherlich Rentenmark, bezahlt.
Die Bezüge des Bürgermeisters wurden von 300 Mark monatlich auf später 350 Mark pro Einwohner erhöht, was einem Wert von etwa 120.000 Mark entsprochen hat. Die Bezahlung des Kirchendieners erhöhte sich in dem Zeitraum von 40 auf 1600 Mark und für das Reinigen der Schule musste die Gemeinde statt 130 Mark im Jahr 1920 später 5000 Mark bezahlen.
Auch die Zuchtstierhaltung beschäftigte den Gemeinderat sehr oft. Sie erhöhte sich von anfangs 300 Mark auf bis zu 9000 Mark in 1922. 1923 erhielt der Halter der Zuchtstiere dann anstelle von Geld 34 Zentner Hafer, bis 1924 auf 600 Mark angeglichen wurde.
Ziertheimer Archiv zeigt: Inflation steigerte auch Preise für Tiere
Die Gebühren für das Wiegen von Vieh stiegen von 30 Pfennig für ein Stück Großvieh auf 1000 Mark pro Zentner. Und die Abgabe für die Haltung von Hunden kletterte vorübergehend von sechs Mark auf 2000 Mark, bis sie 1924 wieder auf sechs Mark festgesetzt werden konnte.
Erst mit der Errichtung der Rentenbank durch die Reichsregierung und der damit einhergehenden Währungsreform im Oktober 1923 wurde die deutsche Inflation beendet. Die Umstellung von der Mark auf die sogenannte Rentenmark mit einem Kurs von einer Billion Mark zu einer Rentenmark sorgte auch in der Gemeinde Dattenhausen dafür, dass sich der Gemeinderat wieder seiner Hauptaufgabe zuwenden konnte. (pm)
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