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Wittislingen: Erich Zimmermann: In der Rente das Hobby zum Beruf gemacht

Wittislingen

Erich Zimmermann: In der Rente das Hobby zum Beruf gemacht

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    Erich Zimmermann vor einer großen Zielscheibe für das Kleinkaliberschießen.
    Erich Zimmermann vor einer großen Zielscheibe für das Kleinkaliberschießen. Foto: Herdin

    Er zählt zu den erfolgreichsten Schützen in der Region, gewann erst am vergangenen Wochenende bei den deutschen Meisterschaften in Hannover drei Silber- und eine Bronzemedaille im Senioren-III-Einzel der Disziplin Kleinkalibergewehr-Auflage 50 Meter (wir berichteten). Dabei hätte die sportliche Karriere von Erich Zimmermann ganz anders verlaufen können, wenn sein Hausarzt vor 52 Jahren nicht eine Fehlstellung seiner Hüfte festgestellt hätte. Als Schüler und Jugendlicher spielte der damals 13-Jährige leidenschaftlich gerne Handball mit seinen Freunden beim TSV Wittislingen. Doch nach der ärztlichen Diagnose, die eine Hüftoperation unumgänglich machte, und einem vom Doktor erteilten Handball-Verbot war „Klein Erich“ froh, sich bereits mit einer anderen Sportart angefreundet zu haben – nämlich mit dem Schießen.

    Noch vor der erforderlichen Hüftoperation hielt der Schüler in seiner Freizeit neben dem Handball bereits ein Gewehr in den Händen. Er fuhr einige Monate sportlich gesehen also zweigleisig und konzentrierte sich nach dem erteilten Handball-Verbot voll und ganz auf das Schießen. Bereits mit 15 wurde er erstmals Jung-Schützenkönig bei der Schützengesellschaft Wittislingen. Mit 20 gewann er dann das erste Mal das Königsschießen bei den Erwachsenen – wie viele Königsproklamationen er als Sieger danach noch miterlebt hat, weiß Erich Zimmermann gar nicht genau: „Vier oder fünf dürften es schon gewesen sein“, schätzt der Vater von zwei Kindern und vierfache Opa.

    Aushängeschild der SG Wittislingen

    Nicht nur im Verein fuhr das Wittislinger Urgestein in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Erfolge ein, auch überregional war und ist Zimmermann ein Aushängeschild der Schützengesellschaft Wittislingen. Ob mit dem Luftgewehr oder dem Kleinkaliber, er hat schon Tausende von Zehnern geschossen. Bis vor acht Jahren oft freihändig, seit seinem 55. Lebensjahr genießt es Erich Zimmermann, zu den Auflageschützen zu gehören. „Die Muskulatur und der Gleichgewichtssinn lassen im Alter einfach nach“, muss er eingestehen. Deshalb sei er froh, beim Wettbewerb jetzt die verschiedenen Gewehre auflegen zu können. Aktuell schießt Zimmermann im Kleinkaliber-Auflageteam der Wittislinger Schützengesellschaft in der schwäbischen Bezirksoberliga. Jedem Wettkampf fiebere er entgegen. Doch sein jährliches Highlight ist die Teilnahme bei den deutschen Meisterschaften, die jedes Jahr in Hannover ausgetragen werden. Man könne diese Veranstaltung mit dem Endspiel im DFB-Pokal der Fußballer vergleichen, wo das Finale jedes Jahr in Berlin ausgetragen wird, zieht Zimmermann einen Vergleich.

    Das Schießen und der Umgang mit den Waffen ist zur großen Leidenschaft des gelernten Werkzeugmachers und späteren Einrichters bei einer Batteriefabrik in Dischingen geworden. Dass er im vergangen Jahr in Rente gehen konnte, bezeichnet Erich Zimmermann im Rückblick als „Segen“. 30 Jahre Schichtarbeit, oftmals auch am Sonntag, hätten ihm im Alter doch sehr zugesetzt. Jetzt genießt der Wittislinger seine Unabhängigkeit von einem Arbeitgeber, zumal er sich noch intensiver um Gewehre kümmern kann. Er hat nämlich ein Gewerbe angemeldet, handelt mit Druckluftwaffen, berät Vereine und Privatpersonen gleichermaßen. Er habe sein Hobby im Rentenalter zu Beruf gemacht, lacht Erich Zimmermann und betont: „Etwas Schöneres gibt es nicht“.

    Lieber Wittislingen als die weite Welt

    Es sei denn, wenn er sich mit seiner Ehefrau Karin mal wieder aufs Fahrrad schwingt und die Heimat bei einer Tour erkundet. „Ein E-Bike haben wir noch nicht“, ist Zimmermann stolz, dass er und seine bessere Hälfte noch jeweils mit einem herkömmlichen Drahtesel zurechtkommen. Wohl wissend, dass es eines Tages doch eine elektronische Unterstützung geben wird. Die Zimmermanns sind keine Globetrotter, die gerne um die Welt reisen. „Unsere Urlaube verbringen wir entweder im Tannheimer Tal oder in Südtirol“, verrät er seine Lieblingsorte, wenn es mal weg von Wittislingen geht.

    Dass der 65-Jährige noch immer in der Gemeinde an der Egau wohnt, danach sah es vor zweieinhalb Jahrzehnten freilich nicht aus. Damals, als die Kinder flügge wurden, schwärmte er von einem Haus im Allgäu, wollte näher an die Berge heranrücken. Bei diesem Vorhaben habe ihn seine Frau ausgebremst. Darüber ist Erich Zimmermann letztlich auch nicht traurig: Er, der in Wittislingen geboren wurde, im Schützenheim sogar seine Hochzeit gefeiert hat und im Schützenverein laut Aussage des Vorsitzenden Thomas Schneider eine „feste Größe“ sei, fühlt sich in der 2300 Einwohner zählenden Gemeinde pudelwohl.

    Zum Handball hat der vielfache Schützenkönig allerdings keinen Bezug mehr. Seit ihm der Arzt ein Verbot für diese Sportart erteilte, war er auch nicht mehr in der Halle, um Spiele zu verfolgen. „Das letzte Mal war ich dort, als die neue Halle mit einem Freundschaftsspiel gegen Großwallstadt eingeweiht wurde“. Das war 1976. Die Liebe zum Handball ist also verflogen, dafür interessiert sich Schütze Erich Zimmermann seit Jahren für eine andere Sportart: „Ich bin auf Biathlon fast schon etwas verrückt“, freut sich der Wittislinger auf die anstehende Weltcup-Saison, bei der er wieder stundenlang vor dem Fernseher sitzen oder vielleicht sogar wieder live bei Rennen wie in Antholz oder Ruhpolding dabei sein wird. An beiden Weltcuporten saß er als Zuschauer schon auf der Tribüne.

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