Die Egau war nicht immer so ruhig und friedlich wie heute. Es gab eine Zeit, da kam deutlich mehr Wasser aus Baden-Württemberg herab ins Donautal. Diese Zeit, es waren Jahrhunderte, war auch die Zeit der Mühlen von Wittislingen. Ihre Geschichte reicht teilweise sogar zurück ins 12. Jahrhundert. Insgesamt 13 Mühlen gab es auf dem heutigen Gebiet der Gemeinde. Jetzt erinnert eine Schautafel an sie, direkt an der Egau, gleich neben einer ehemaligen Mühle.
Den Anstoß für das Projekt haben Gemeindearchivar Harald Lemmer und der Heimatverein gegeben. Lemmer kann sich noch an seine Kindheitstage erinnern, als die Egau deutlich wasserreicher war. In den 1950er Jahren, erzählt er, habe sich das geändert. Damals begann die Landeswasserversorgung Baden-Württemberg flussaufwärts mit der Wasserentnahme, also kam in Wittislingen weniger an – und die Mühlen starben. „Die Besitzer wurden aber entschädigt“, weiß Lemmer. Über die Jahrhunderte gab es in Wittislingen 13 Mühlen, aber nur zwei davon waren elektrifiziert. Die übrigen lebten vom Wasser. Die Papier- und Ölmühle an der Weberei (zuvor Papierwerk) in Zöschlingsweiler war 1591 sogar die größte Papiermühle Bayerns. Die Schleifmühle aus dem Jahr 1830 wurde nur sieben Jahre später zum Eisenhammerwerk, damals dem größten in ganz Süddeutschland, wie Lemmer berichtet.
Der Heimatverein hat bereits ein neues Projekt ins Auge gefasst
Eine andere Besonderheit bietet die Hofmühle am Beutenstetterhof. Dort befindet sich eine Quelle, deren Wasser den Hügel hinabläuft. Die Betreiber des Hofs nutzten die Kraft dieser Quelle und halfen mit einem Pferd nach. „Das war mutmaßlich die einzige Wasser-Pferd-Mühle in Deutschland“, so Lemmer. Für den Archivar, der die Geschichte seines Ortes sehr gut kennt, eine Überraschung: Bis zu seiner Recherche habe er nichts von der Mühle am Beutenstetterhof gewusst.
Der Heimatverein will auf die reiche Mühlengeschichte von Wittislingen aufmerksam machen. Mit einer großen Schautafel, auf der alle Standorte markiert sind, ist ihm das gelungen. Sie steht an der Ecke Kasarmen/Reiche Gasse, direkt am Egaukanal. Wie Bürgermeister Thomas Reicherzer erklärt, wurde das Projekt über das Regionalbudget finanziert. Insgesamt würden heuer fast genau 100.000 Euro in der Verwaltungsgemeinschaft verteilt, 90 Prozent davon trägt das Amt für ländliche Entwicklung. Reicherzer freut sich: „Es gibt viele, die sich für die Ortsgeschichte interessieren.“ Mit dem Projekt zeige man auch, wie aktiv der Heimatverein ein Jahr nach der Gründung bereits ist.
Der Vorsitzende, Hans-Adolf Franke, kündigt bereits an: Das Schaubild wird nicht das letzte Projekt gewesen sein. „Wir wollen das Fürstinnengrab wieder sichtbar machen“, sagt er. Dort wurde einst der berühmte Wittislinger Fund entdeckt. „Wir stehen aber noch ganz am Anfang.“
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