Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten

Wittislingen: Die spannenden Funde von Wittislingen

Wittislingen

Die spannenden Funde von Wittislingen

    • |
    Auf dem Papiermühlfeld zwischen Zöschlingsweiler und Wittislingen, direkt neben dem bereits bestehenden Gewerbegebiet, entsteht der neue Edeka. Im Hintergrund sind bereits die Bauarbeiter am Werk. Im Vordergrund haben sich die Archäologen schachbrettartig durch die Geschichte gegraben.
    Auf dem Papiermühlfeld zwischen Zöschlingsweiler und Wittislingen, direkt neben dem bereits bestehenden Gewerbegebiet, entsteht der neue Edeka. Im Hintergrund sind bereits die Bauarbeiter am Werk. Im Vordergrund haben sich die Archäologen schachbrettartig durch die Geschichte gegraben.

    Noch ist von der neuen Edeka-Filiale in Wittislingen nicht viel zu sehen. Doch die Arbeiten haben bereits begonnen: Auf dem hinteren Teil des Grundstücks wird gebaggert. Während sich die Bauarbeiter im Hintergrund mit der Zukunft des Papiermühlfelds befassten, waren in den vergangenen Wochen vorne noch Archäologen mit der Geschichte des Orts beschäftigt. Sie beenden in diesen Tagen ihre Grabungen. Und auch wenn es bis zur finalen Einschätzung noch etwas dauern wird: Was die Forscher gefunden haben, lässt aufhorchen.

    Die Arbeit der Archäologen findet überwiegend in der Erde statt. Sie graben sich förmlich durch die Geschichte Wittislingens. Fast mannshoch haben sie stellenweise gebuddelt. Weite Teile des Areals sind schachbrettartig ausgehoben worden, um Querschnitte und Befunde zu ermöglichen.

    Vor mehr als 3000 Jahren verlief ein Graben in Wittislingen

    Maria Oleksy, die gemeinsam mit Artur Skozzyk die Grabung leitet, deutet auf eine der glatten Erdwände, die so entstanden sind. Die unterschiedlichen Schichten, die freigelegt wurden, stechen selbst Laien ins Auge: oben ein helleres Braun. Humus. Für die Forscher eher uninteressant. Doch gleich darunter fängt die Vergangenheit an. Eine mal dickere, mal dünnere dunkle Erdschicht zieht sich durch weite Teile des Geländes. Am Rand des Areals ist diese besonders dick. Oleksy geht davon aus, dass hier einmal ein Graben verlief. Und das vor mehr als 3000 Jahren, in der späten Bronzezeit.

    Die Forscher haben in Wittislingen noch mehr gefunden

    Eine Spinnwirtel, die bei den Ausgrabungen gefunden wurde.
    Eine Spinnwirtel, die bei den Ausgrabungen gefunden wurde.

    Wozu dieser diente, ist nicht ganz klar. Die Forscher von der Archäologie-Zentrum GmbH in Günzburg gehen aber nicht davon aus, dass es sich um eine Verteidigungsanlage handelte. Eher eine Art Abgrenzung. Möglicherweise, sagt die Grabungsleiterin, umlief dieser Graben sogar die ganze Siedlung der sechs bis sieben Häuser, deren Spuren die Forscher auf dem Papiermühlfeld gefunden haben. Auf sie weisen verteilte dunkle Verfärbungen im Boden hin – Stellen, an denen früher einmal Holzpfähle in den Boden gesetzt worden waren. Was die Archäologen besonders beeindruckt: Es gibt Hinweise, dass es sich hier um eine mehrphasige Siedlung handelte. Das zeige, dass es nicht nur um ein kleines Gehöft ging, sondern sehr wahrscheinlich um etwas Größeres. Dafür sprechen auch die etwa 400 Befunde aus der erwähnten dunklen Schicht: Verzierte Keramikteile, Reste von Holzkohle und sogar Teile eines Bronzeschmucks tauchten auf.

    Oleksy betont die Besonderheit des Wittislinger Papiermühlfelds: Einer der Befunde, eine besonders große Stelle der dunklen Erde, sei etwa 32 auf 20 Meter groß. „So etwas in der Größe findet man nicht oft“, erklärt sie. „Wittislingen ist etwas Besonderes. Hier gibt es so viele schöne, interessante Sachen zu finden.“ Sie fasst die bisherigen Funde so zusammen: „Es ist kein Goldschatz, aber dennoch sehr interessant.“

    In Wittislingen wird immer wieder etwas Historisches entdeckt

    Dieses Stück stammt wahrscheinlich von einem Bronzeschmuck.
    Dieses Stück stammt wahrscheinlich von einem Bronzeschmuck.

    Es ist bekanntermaßen nicht das erste Mal, dass in Wittislingen Spuren vergangener Zivilisationen gefunden wurden. Bei anderen Grabungen fand man heraus, dass bereits in der Altsteinzeit Menschen vor Ort waren, also zur Zeit der Neandertaler vor rund 100.000 Jahren. Auch aus der Bronzezeit, aus der auch die meisten der aktuellen Befunde stammen dürften, gab es bereits Funde: 1977 etwa entdeckte man einen menschlichen Schädel und Knochen von Rind, Pferd und Schaf sowie Keramik. Das ist aber nur einer der schier unzähligen Funde, die von der bewegten Geschichte der Marktgemeinde zeugen und zur 60-Jahr-Feier der Markterhebung in einer Broschüre zusammengefasst worden sind. („Das ist absolut einmalig“: Was ein Schmuckstück aus dem Mittelalter über Wittislingen erzählt)

    Für eine abschließende Bewertung des bisher bei der aktuellen Grabung Gefundenen ist es aktuell noch zu früh. „Das wird viel Arbeit“, sagt Oleksy mit Blick auf die kommenden Wochen. Doch die Arbeit in Wittislingen habe ihr in den vergangenen Monaten so viel Spaß bereitet, dass sie sogar noch nach Feierabend weiterforschte.

    Die verschiedenen Befunde müssen jetzt genau untersucht werden. Das, sagt die Grabungsleiterin, dauere noch mal ungefähr zwei Monate. Frühestens dann wird der abschließende Bericht über die Arbeit auf dem Papiermühlfeld fertig sein. In diesen Tagen, so der Plan der Archäologen, wollen sie die Grabungen vor Ort beenden. Und in ein paar Monaten wird hier nicht mehr geforscht, sondern eingekauft.

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden