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Wertingen: 22-jährige Floristin übernimmt die Wertinger „Blumenbinderei“

Wertingen

22-jährige Floristin übernimmt die Wertinger „Blumenbinderei“

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    Simone Neumeier (rechts) freut sich, mit der 22-jährigen Magdalena Keiß eine Nachfolgerin für ihren Blumenladen am Wertinger Marktplatz gefunden zu haben, die sie persönlich schätzt. Anfang Oktober wird die junge Floristin das Geschäft – unter neuem Namen – übernehmen.
    Simone Neumeier (rechts) freut sich, mit der 22-jährigen Magdalena Keiß eine Nachfolgerin für ihren Blumenladen am Wertinger Marktplatz gefunden zu haben, die sie persönlich schätzt. Anfang Oktober wird die junge Floristin das Geschäft – unter neuem Namen – übernehmen. Foto: Birgit Hassan

    „Zeit für Neues“ – seit einigen Tagen weist ein großer Werbeständer auf Änderungen im Blumengeschäft am Wertinger Marktplatz hin. Zwei Frauen, zwei Lebenswege – jede der beiden bricht etwas ab, wagt einen neuen Schritt. Magdalena Keiß (22) und Simone Neumeier (38), einst Auszubildende und Chefin, begegnen sich derzeit auf einer anderen Ebene. Die eine übergibt ihr Geschäft in die Hände der anderen. Für beide kein einfacher, aber stimmiger Schritt. Das Schicksal hatte sie vor rund einem halben Jahr „zufällig“ wieder zusammengeführt.

    Vieles verarbeiten müssen

    Seit einiger Zeit war in Simone Neumeier der Gedanke aufgetaucht, ihre „Blumenbinderei“ am Wertinger Marktplatz aufzugeben. Zu viel hatte sie in den vergangenen Jahren beruflich und privat verarbeiten müssen. Einige Gespräche mit potenziellen Nachfolgern hatte sie bereits geführt. Einer wollte den Laden als Möglichkeit für seine Frau, sich zu entfalten. Andere interessierten allein die Räume zum Einmieten. Als eines Tages Magdalena Keiß an dem Wertinger Blumengeschäft vorbeiläuft, spricht Simone Neumeier ihre ehemalige Angestellte spontan an. Das kommt für die 22-Jährige in dem Moment überraschend. „Ich hätte nie gedacht, dass Simone aufhört.“ Als erstes bespricht sie sich mit ihrem Freund, danach klärt sie die Lage mit ihren Eltern und dann die Finanzen ab. Denn eines ist ihr bereits jetzt klar: „Die Familie brauch ich hinter mir.“

    Vor knapp drei Jahren hatte Magdalena Keiß die Wertinger „Blumenbinderei“ nach der Ausbildung und einem weiteren Jahr verlassen. In Neusäß „managte“ sie als einzige Vollzeitangestellte seither einen Blumenladen. Dabei war der Wertingerin immer klar, dass sie irgendwann wieder nach Wertingen zurückkehren wollte. „Das Fahren hat mir am Anfang nichts ausgemacht, doch irgendwann kommt viel Strecke zusammen.“ An Selbstständigkeit hatte sie schon mal gedacht. „Doch nicht so früh“, sagt sie und weiß: „Manchmal kommt’s anders.“

    Praktikum zeigte überraschend einen anderen Weg

    Die 22-Jährige erinnert sich noch allzu gut an den Einstieg ins Berufsleben. Während der Kindheit und Jugend war die Realschülerin der festen Überzeugung, sie werde Erzieherin wie ihre Mutter. Nach dem ersten Praktikum war ihr klar: „Nie im Leben werde ich Erzieherin.“ Das nachfolgende Praktikum in der Wertinger „Blumenbinderei“ zeigte ihr überraschenderweise einen ganz anderen Weg auf.

    Im Frühjahr dieses Jahres stand sie nun vor einer neuen Entscheidung. Einige Monate Bedenkzeit erlaubte sie sich, bis sie eine klare Entscheidung traf. Den Mietvertrag ihrer Vorgängerin wird sie übernehmen, das Inventar abkaufen und mit einem neuen Namen in einen neuen persönlichen Lebensabschnitt einsteigen: „Blütenwerk“. Simone Neumeier heißt den Namenswechsel willkommen. „Sobald jemand anderer im Laden steht, verändern sich Stil und Flair.“ Selbst wenn so manches gleich bleiben wird. So will ihre Nachfolgerin beispielsweise die fünf Teilzeitmitarbeiterinnen übernehmen. Und auch weiterhin sollen Blumen statt Deko im Vordergrund stehen. „Floristen sind Handwerker“, betonen die beiden Frauen. „Wir machen Werkstücke, mit denen etwas zum Erblühen kommt“, ergänzt Magdalena Keiß im Hinblick auf den neuen Namen ihres Geschäfts.

    Wertingerinnen inspirierten sich gegenseitig

    Änderungen wird es ebenfalls geben. Das liegt schon allein an den unterschiedlichen Persönlichkeiten. „Wir sind wie Tag und Nacht“, sagt Simone Neumeier. In der gemeinsamen Arbeit gerieten sie daher immer wieder aneinander und inspirierten sich gleichzeitig gegenseitig. Die ehemalige Chefin schätzt vieles an ihrer Nachfolgerin: „Mich fasziniert, wie fein, sehr im Detail und genau Magdalena arbeitet – mit Herzblut und viel Geduld.“

    Ganz bewusst haben sich die beiden Frauen für Anfang Oktober – am 5. Oktober ist Neueröffnung – zur Geschäftsübergabe entschieden. Mit Allerheiligen steht somit sogleich eine Hauptsaison und große Herausforderung an. Wie es dann weitergehen wird mit Hochzeiten, Kommunionen, Konfirmationen und Familienfeiern wird sich zeigen. „Vielleicht muss ja auch nicht mehr alles perfekt sein“, sagt Magdalena Keiß mit Blick auf die Anforderungen der letzten Jahre im Floristengeschäft. „Jahrelang lief alles auf die perfekte Inszenierung hinaus“, pflichtet ihr Simone Neumeier bei, „ohne Kompromisse.“ Mit Corona hatte die 38-jährige Wertinger Floristin sehr schnell auf einen innovativen Lieferservice umgestellt und damit durchaus ihren Erfolg.

    Umweltaspekt mehr in den Fokus rücken

    Hochzeiten finden derzeit nur noch in sehr kleinem Rahmen und ganz spontan statt. „Da gilt es, das Beste aus dem zu machen was ist“, sagt Magdalena Keiß. Dieses Motto nimmt die 22-Jährige auch mit in ihr neues Dasein als Chefin. Ein paar ganz konkrete Ideen schlummern bereits in ihr. So will sie den Umweltaspekt mehr in den Fokus rücken, auf Folienverpackungen verzichten und vieles mit dem Fahrrad ausfahren. Was sie sonst noch entwickelt, wird sich zeigen.

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