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Von der Sommerresidenz zur Pflegeeinrichtung: Das Lauinger Schloss feiert 550 Jahre

Lauingen

Von der Sommerresidenz zur Pflegeeinrichtung: Ein Lauinger Wahrzeichen feiert 550 Jahre

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    Seit 550 Jahren thront das Schloss über der Herzogstadt. Dabei wurde es immer wieder verändert.
    Seit 550 Jahren thront das Schloss über der Herzogstadt. Dabei wurde es immer wieder verändert. Foto: Jonathan Mayer

    Residenz, Brauerei, Kaserne, Pflegeeinrichtung. Hinter dem Lauinger Schloss liegen bewegte Jahrhunderte. Vor 550 Jahren wurde der Grundstein für das Bauwerk gelegt, das bis heute über der Stadt thront. Zum Jubiläum hat sich Dieter Hoffmann tief in die Geschichte des Schlosses eingearbeitet, die eng mit der Historie Bayerns verbunden ist. Herausgekommen ist eine Ausstellung voller interessanter Details und spannender historischer Ansichten.

    Die Ausstellung lässt Hoffmann mit einem zeitgenössischen Gemälde von Matthias Gerung beginnen, oder besser mit einem Ausschnitt aus diesem. Das Bild von 1551 zeigt im Original das Heerlager von Kaiser Karl V. vor Lauingen. Zu sehen auch: das Schloss, auch wenn es darauf ganz anders wirkt als heute. Hoffmann hat nicht nur Bilder und Informationen über das Schloss zusammengetragen, sondern auch ausführliche Berichte über die damaligen Herrscher und Ereignisse. Er erzählt etwa von Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt: Der ließ 1421 einen Grafen von Oettingen wegen Mordes gefangen nehmen. Dessen Bruder rächte sich und stahl den Lauingern die ganze Viehherde. Als diese sich beschwerten, behauptete er, er habe nur einen Fasnachts-Spaß machen wollen. „Das würde die Lauinger Fasnachtsgeschichte noch 120 Jahre älter machen“, sagt Hoffmann.

    Diese Ansicht stammt aus der Sammlung von Dieter Hoffmann. Das Bild entstand 1912. Damals hatte die Elisabethenstiftung noch einen eigenen Gemüsegarten.
    Diese Ansicht stammt aus der Sammlung von Dieter Hoffmann. Das Bild entstand 1912. Damals hatte die Elisabethenstiftung noch einen eigenen Gemüsegarten. Foto: Dieter Hoffmann

    Ein Lauinger arbeitete an einem der wertvollsten Bücher der Welt mit

    Das Schloss selbst, weiß er, wurde 1472 von Herzog Ludwig IX. in Auftrag gegeben; zwei Jahre später sind die ersten Ausgaben für den Bau belegt. Im selben Jahr übrigens gründete Ludwig die Universität Ingolstadt, die spätere Ludwig-Maximilians-Universität in München. 16.000 Goldgulden kostete das Schloss damals. Hoffmann rechnet vor: Das sind 58 Kilo reines Gold. „Man hat da schon aus dem Vollen geschöpft“, sagt er. Ludwig selbst erlebte die Vollendung des Baus 1481/82 nicht mehr, dafür aber sein Sohn und Nachfolger, Herzog Georg der Reiche, nach dem bekanntermaßen die wichtigste Straße in Lauingen benannt ist. Er hat den Lauingern später eine Stiftung geschenkt, die Armen half und schlauen Bürgerssöhnen ein Stipendium ermöglichte.

    Die Ausstellung, die Hoffmann zusammengestellt hat, reicht weit über die Geschichte des Schlosses hinaus. Er erzählt vom Leben im Mittelalter, den verschiedenen Währungen und besonders den Herrschern der damaligen Zeit – immer mit Bezug auf Lauingen. So ist ein Teil der Ausstellung der Landshuter Hochzeit gewidmet, bei der der spätere Herzog Georg die polnische Prinzessin Hedwig heiratete. Der Ehevertrag wurde ebenfalls 1474 ausgearbeitet. Interessantes Detail: Die Hochzeit kostete fast das Vierfache des Lauinger Schlosses, 60.000 Gulden. Auch viele andere wissenswerte Infos über Lauingen präsentiert die Ausstellung: Etwa, dass ein Lauinger Künstler an einer der wertvollsten Bilderhandschriften der Welt mitwirkte, der Ottheinrich-Bibel. Der Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg hatte Matthias Gerung 1530 beauftragt, das Werk zu vollenden. Hoffmann sagt scherzhaft: „Ich wollte die Ottheinrich-Bibel ja nach Lauingen bringen. Aber die wird nicht verliehen.“

    Dieter Hoffmann (Mitte) hat für die Ausstellung über das Lauinger Schloss tief in der Historie gegraben. Mit auf dem Bild sind der Vorstandsvorsitzende der Elisabethenstiftung, Dominik Kratzer (links), und sein Stellvertreter Walter Manz.
    Dieter Hoffmann (Mitte) hat für die Ausstellung über das Lauinger Schloss tief in der Historie gegraben. Mit auf dem Bild sind der Vorstandsvorsitzende der Elisabethenstiftung, Dominik Kratzer (links), und sein Stellvertreter Walter Manz. Foto: Jonathan Mayer

    Die Ausstellung wartet mit vielen Fotos des Schlosses auf

    Anfangs diente das Bauwerk seinen Schlossherren wohl als Sommerresidenz, doch auch die Jahrhunderte danach waren bewegt. Hoffmann hat für die Ausstellung einen Zeitstrahl angefertigt, der die vielen Nutzungsänderungen und Reparaturen zeigt, unter anderem diente das Schloss einst als Brauerei und als Kaserne für Truppen im bayerischen Erbfolgekrieg 1735. Die Reparaturen sind es auch, die Dominik Kratzer, den neuen Vorstandsvorsitzenden der Elisabethenstiftung, aufhorchen lassen. „Heute stellt sich die Frage, ob es gelingt, dieses Erbe in eine gute Zukunft zu führen“, sagt er. Denn das alte Schloss muss wieder in Schuss gebracht werden. Da sei man auf Unterstützung angewiesen. Umso mehr freue er sich über die Ausstellung, die die Geschichte des Schlosses so detailliert erklärt.

    Im Foyer der Elisabethenstiftung kommt die Ausstellung schon vor der offiziellen Eröffnung gut an. Immer wieder laufen Bewohnerinnen und Bewohner die Präsentation ab und begutachten die vielen Bilder. Walter Manz, stellvertretender Vorstand, sagt: „Für mich als Lauinger ist das hier ganz tolle Arbeit.“ Hoffmann habe es geschafft, Wissen zusammenzutragen und zu konservieren. Die Ausstellung sei ein Geschenk für die Elisabethenstiftung.

    Hoffmann selbst sagt, ihm sei die Suche nach all den Informationen leicht gefallen, was wohl auch an seinem großen Interesse für seine Heimatstadt liegt. Einen ganz persönlichen Touch hat er der Ausstellung auch verliehen: Er hat zahlreiche Postkarten-Ansichten des Lauinger Schlosses aus seiner Privatsammlung vergrößert und ausgestellt. So können die Besucherinnen und Besucher auch sehen, wie sich das Schloss verändert hat: Von den alten Fenstern über die sogenannten Pfefferbüchsen (kleine Erker an der Turmspitze) bis hin zu den vielen Kaminen am Dach – vieles wurde in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten abgebaut, umgebaut und weggerissen. Heute sieht das Schloss innen wie außen ganz anders aus als früher.

    Die Ausstellung wird am Sonntag, 20. Oktober, mit einem großen Festakt eröffnet. Ab 17 Uhr ist sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Danach steht sie bis 3. November täglich von 9 bis 17 Uhr für Besucher und Besucherinnen im Foyer der Elisabethenstiftung bereit.

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