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Der Biber - Baumeister mit Biss und schlechtem Image
![Jeder Pfosten steht für einen großen Biberschaden in Villenbach: Landwirt Josef Kratzer (links) und Landwirt Johannes Stegmiller. Jeder Pfosten steht für einen großen Biberschaden in Villenbach: Landwirt Josef Kratzer (links) und Landwirt Johannes Stegmiller.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Obwohl es nicht mehr Biber im Landkreis Dillingen gibt, nehmen die Schäden zu. Vor allem in Villenbach gibt es Klagen über den unerwünschten Landschaftsgestalter am Mollenbach.
Dieses Tier wird es wohl kaum mehr ins Gemeindewappen von Villenbach schaffen, von dem ein silberner Ochsenkopf auf rotem Grund blickt. Zu sehr hat sich dort der Biber, das größte Nagetier Deutschlands, in den vergangenen Jahren ins Gedächtnis von Landwirten und Grundbesitzern eingegraben – negativ.
Nicht nur am Mollenbach regt sich Protest
Aber nicht nur hier, am plätschernden Mollenbach, regt sich Protest gegen den vermeintlich putzigen Nager. Immer wieder bringt der emsige Dammbauer und Baumfäller geschädigte Landwirte zwischen Syrgenstein und Buttenwiesen auf die Palme.
Die Population der vierbeinigen Land- und Wasserwesen hat nicht groß zugenommen, laut Landratsamt in Dillingen sollen sich in der Region nachgewiesenermaßen bei etwa 120 Revieren rund 360 bis 600 Biber aufhalten. „Die angerichteten Schäden fallen heute massiver aus, aber nicht, weil es mehr Tiere gibt“, resümiert am bröckelnden Uferrand vom Mollenbach der frühere Landwirt Josef Kratzer. Der nachdenklich wirkende Mann schüttelt den Kopf, als er die Bachführung des kleinen Stromes in den Blick nimmt: Abgebrochene Ränder, verformte Einbuchtungen an vielen Stellen, kindgroße Löcher am Uferstreifen daneben, ausgehöhlte Baumwurzeln mit schräg liegenden, absterbenden Fichtenstämmen. „Dort sieht man oft Weizenfelder, aus denen das Tier Pflanzenstängel herausreißt, doch diese holt es sich nicht etwa am Rande, sondern inmitten des Bewuchses mit weiteren Schäden“, weiß Kratzer aus dem tagtäglichen „Anschauungsunterricht“ in freier Natur. Als heutiger Mitarbeiter der Gemeinde bekommt er zum Beispiel die meist nächtlichen Aktivitäten höchstpersönlich zu spüren: „Es ist frustrierend zu sehen, wie kurz nach der Beseitigung von unerwünschten Spuren neue Aufbauten entdeckt werden.“
Überdimensionale Erdlöcher in Buttenwiesen und Oberringingen, Überschwemmungen in Unterliezheim, Baumfällungen in Pfaffenhofen, volllaufender Brunnenbach in Finningen: „Der Baumeister mit Biss“, wie es in dem Untertitel eines neuen Buches über das Wildtier heißt, hält Gemeinden und Landkreis seit Jahren auf Trab. Und Bauhöfe in Arbeit.
Pro Jahr bis zu 25 Freigaben
Deshalb werden dem Landratsamt zufolge bis zu 25 Freigaben im Jahr erteilt, die normalerweise wie die Tiere geschützten Dämme „zurückzunehmen, wenn eine Beeinträchtigung vorliegt.“ Zwar werden vom Landratsamt die gemeldeten jährlichen Schäden durch Bibereingriffe auf rund 12000 Euro beziffert. Doch allein aus der Gemeinde Villenbach heißt es, beliefen sich die Aufwendungen wegen des unerwünschten Landschaftsgestalters auf gut 5000 Euro pro Jahr.
Dort geht der junge Landwirt Johannes Stegmiller davon aus, dass der seit Langem zur Renaturierung anstehende Mollenbach „bald als nicht mehr reparabel gelten kann, wenn das mit dem Biber so weitergeht“. Und als verantwortungsbewusster Bürgervertreter im neuen Gemeinderat stellt sich der 31-jährige beim Anblick der mit Holzpfosten markierten Risse, Gräben und Bodenunterhöhlungen die besorgte Frage: „Wer soll das alles in Zukunft bezahlen?“
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