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Unterringingen/Diemantstein/Fronhofen: Woher haben die Orte im Kesseltal ihre Namen?

Die Gründung Diemantsteins geht zurück auf die „Herren vom Stain“, die wohl eine Seitenlinie der bis zu ihrem Aussterben mächtigen Adelsherrschaft von Fronhofen-Hohenburg bildete.
Unterringingen/Diemantstein/Fronhofen

Woher haben die Orte im Kesseltal ihre Namen?

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    Die Geschichte der Besiedlung des Kesseltals ist ein interessantes Stück Heimatgeschichte, das auch beispielhaft für andere Gebiete in Schwaben gelten kann. Wie in einem vorangegangenen Artikel schon erwähnt, sind es weniger die erste schriftliche Nennung eines Ortes als ganz häufig die Namensgebung und die oft dazu passenden archäologischen Befunde wie die typischen Reihengräberfunde, die gute Indizien für eine Ortsgründung sind. Dies gilt ganz wesentlich auch für die Kesseltalalb, die den nordöstlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb zwischen dem Ries und dem Donauried bildet. Weiter geht es in unserer Ortsnamen-Serie. Diesmal mit den Bissinger Ortsteilen Unterringingen, Fronhofen und Diemantstein.

    In den Jahren 259 und 260 n. Chr. ging die Herrschaft der Römer in blutigen Kämpfen mit den Alemannen und anderen germanischen Stämmen nördlich der Donau endgültig zu Ende. Es folgten dort etwa zwei sogenannte „dunkle Jahrhunderte“, von denen die Geschichtsschreibung kaum etwas weiß. Daran schloss sich die Landnahme durch mehr oder weniger mächtige alemannische Fürsten an, die ihnen ergebenen Freibauern mit ihren Familien bestimmte festgelegte Ländereien zuwiesen. 

    Viele Orte sind nach ihren damaligen Anführern benannt

    Fronhofen liegt am Fuße des Michelsberges
    Fronhofen liegt am Fuße des Michelsberges Foto: Helmut Herreiner

    Diese wiederum gründeten an ihnen geeignet erscheinenden Stellen ihre Niederlassungen, die dann in der Regel nach ihrem Gründer, gelegentlich auch nach landschaftlichen Besonderheiten benannt wurden. Im fünften, sechsten oder siebten nachchristlichen Jahrhundert entstanden so im unteren Kesseltal die Siedlungen Bissingen mit den Ausbausiedlungen Unterbissingen und Göllingen, im oberen Kesseltal Unterringingen mit den beiden „Ablegern“ Oberringingen und Zoltingen sowie, etwas weiter entfernt, Amerdingen.

    Ihnen allen gemeinsam ist die Endung -ingen, die so viel bedeutet wie „bei den Leuten des…“. Und derjenige, der als Anführer ein Dorf gegründet hat, ist nach alter alemannischer Tradition in jener frühen Zeit im Präfix, der Vorsilbe, verewigt. Bissingen ist nach seinem Gründer „Biso“ beziehungsweise „Bizzo“ benannt, Göllingen nach einem „Goldilo“, Unterringingen nach seinem Gründer „Ringo“ und Zoltingen nach einem „Zahelt“, weshalb es auch in frühesten Nennungen als „Zaheltingen“ genannt ist. 

    Dass sich die Schreibweisen der Ortsnamen, nachdem sie ab dem Mittelalter mehr und mehr in Urkunden und anderen schriftlichen Überlieferungen auftauchten, oft unterschieden, soll hier nur am Rande erwähnt werden. Mehr von Interesse dürfte es sein, auf die anderen Ortsnamen und ihre Endungen einzugehen, denn es sind ja beileibe nicht nur die -ingen-Orte, die im Kesseltal beheimatet sind. 

    -heim, -hofen, -stein: Woher kommen die Ortsbezeichnungen im Kesseltal?

    Unterringingen mit seiner Pfarrkirche St. Laurentius
    Unterringingen mit seiner Pfarrkirche St. Laurentius Foto: Repro: Helmut Herreiner

    Zeitlich ziemlich unmittelbar an diese schloss sich wohl im frühen Mittelalter die Gründung der sogenannten „-heim-Orte“ an. Die Bedeutung der Nachsilbe erklärt sich weitgehend von selbst mit „Wohnort, Heim“. Kesselostheim als östlich von der Muttersiedlung Bissingen aus gelegenes „Heim an der Kessel“ ist das treffende Beispiel im unteren Kesseltal. Leiheim wurde sicherlich als Ausbausiedlung von Unterringingen aus gegründet, wobei der Wortstamm hier wohl auf den Begriff „Lehen“ und nicht auf einen Eigennamen zurückgeht. Oberliezheim wurde als „Heim eines Liudo“ vermutlich von Unterliezheim aus besiedelt.

    Teilweise schwer zeitlich einzuordnen, meistens jedoch nach den -heim-Orten entstanden, sind die sogenannten „-hofen“, „-hof“ oder „-dorf“-Orte. Bei Hochdorf im oberen Kesseltal und bei Warnhofen liegt der genaue Gründungszeitraum ebenso im Dunkeln wie bei Buggenhofen und Kallertshofen unweit von Bissingen oder bei den zahlreichen Einzelhöfen. 

    Der bedeutendste Ort mit der Endung „-hofen“ im Kesseltal ist sicherlich Fronhofen. Ein „Fronhof“ ist ein Hof oder eine Siedlung an einem Herrenhof oder an einer Burg. Damit fällt Fronhofen aus dem Raster der klassischen alemannischen Ortsgründungen heraus, denn es handelt sich hier um die Ortsgründung durch das Adelsgeschlecht der Edelherren von Fronhofen, deren Herrenhof sich hier befunden haben muss. Von dort aus wurden nicht nur der Nachbarort Thalheim und die Hohenburg gegründet, sondern als weitere Adelssitze auch die bekannten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Burgen und Dörfer Diemantstein, Hochstein, Kömertshof und Burgmagerbein. 

    Wer die heutigen Standorte der Kirche und der Burgreste von Diemantstein und der Kapelle von Hochstein auf den steil abfallenden Jurafelsen kennt, dem erschließt sich in beiden Fällen der Ortsnamen von selbst. Über die Namen der drei Orte Burgmagerbein, Untermagerbein und Obermagerbein gibt ebenfalls die Topographie des Kesseltals, das sowohl vom Jurakalk der Schwäbischen Alb als auch vom Einschlag des Ries-Meteoriten sehr stark geprägt ist, Aufschluss: Es war wohl der magere, steinige und mit Ausnahme der Kesselwiesen wenig fruchtbare Ackerboden, der hier namensgebend gewirkt hat. 

    Auch einige weitere Dörfer führen ihren heutigen Ortsnamen auf das umgebende Gelände oder auf die Rodung der einst nahezu allgegenwärtigen tiefen Wälder zurück. Dies gilt für Stillnau, der „Siedlung auf einer stillen Au“, wobei mit einer Au ein feuchter Wiesenhang gemeint ist. Bei Ober- und Untergaishardt weist die Nachsilbe „-hardt“ auf einen lichten Laubwald hin, der gerodet wurde und der den Ort bis heute in nicht allzu großer Entfernung umgibt, genauso wie der Buchen- und Eichenmischwald unweit des auf der steilen Anhöhe oberhalb Unterbissingen gelegenen Weilers Buch am Rannenberg. Wie sich all diese Orte dann im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben, das ist eine andere Geschichte. 

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