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Unterbechingen: Dieses Paar ist seit 65 Jahren verheiratet

Unterbechingen

Dieses Paar ist seit 65 Jahren verheiratet

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    Der Garten ist Rosa und Franz Urban aus Unterbechingen wichtig. Noch heute pflegt ihn Franz selbst.
    Der Garten ist Rosa und Franz Urban aus Unterbechingen wichtig. Noch heute pflegt ihn Franz selbst. Foto: Mathias Rogler

    Die Eheleute Rosa und Franz Urban aus Unterbechingen genießen das sonnige Wetter. Sie freuen sich über Besuch zum Kaffee, denn ihre Tochter Gerlinde Kolck ist spontan mit Ehemann Stephan aus dem unterfränkischen Haßfurt vorbeigekommen. Auch deren Tochter Julia, die in Hamburg wohnt und arbeitet, sitzt am Kaffeetisch. Denn wie das Ehepaar Sehort aus Dillingen-Hausen blicken die Urbans am Donnerstag auf 65 gemeinsame Ehejahre zurück.

    Franz Urban stammt aus Ronsperg im südlichen Egerland, von dort wurde er 1946 mit seiner Familie vertrieben. 1947 kam sie nach Haunsheim und fand bei Baron von Hauch eine neue Bleibe. Franz erinnert sich gerne an die Zeit: „Ich habe im Ort gleich Anschluss gefunden, hatte viele Kameraden, mit denen ich zum Teil auch bis zur Hochzeit Fußball gespielt habe.“

    Jeden Morgen kam ihm auf dem Weg zur Arbeit ein Mädchen entgegen

    Im benachbarten Unterbechingen begann der heute 89-Jährige eine Ausbildung zum Schreiner, danach arbeitete er dort noch ein Jahr als Geselle. „Da bin ich jeden Morgen zu Fuß hingegangen, und oft kam mir da ein Mädchen entgegen“, erinnert sich Franz, „Wir haben uns freundlich gegrüßt, aber mehr auch nicht.“ Und Enkelin Julia bemerkt: „Aber du dachtest schon: ‚Das ist schon ein hübsches Mädchen.‘“ Franz stimmt ihr lachend zu.

    Näher gekommen sind sich die beiden erst bei einem Tanzkurs. „Den haben wir damals ausgerichtet, sowohl viele Jüngere als auch Ältere waren dabei. Meistens haben Rosa und ich getanzt, dabei haben wir uns wirklich kennengelernt“, erzählt Franz. „Der Tanzkurs war immer abends, und bei der Dunkelheit hat mich Franz oft nach Hause begleitet“, bemerkt Rosa und lächelt.

    Der Weg zum eigenen Haus: eisernes Sparen und harte Arbeit

    Dann wurde es ernst: Das junge Paar beschloss Anfang der 1950er Jahre, ein gemeinsames Haus zu bauen. Das eiserne Sparen dafür zahlte sich aus: 1954 begann der Hausbau in Unterbechingen. „Das war ein Haufen Arbeit“, erinnert sich Franz, „mein Schwiegervater und der Schwager haben den Keller selber ausgehoben, mit Spitzhacken und Spaten.“ Kaum war das Haus fertig, wurde geheiratet. „Wir wollten und mussten ja, schließlich war da was Kleines unterwegs“, sagt Rosa lachend. Im August brachte die heute 88-Jährige damals die erste Tochter zur Welt, die zweite folgte fünf Jahre später. „Da musste ich nach sechs Wochen wieder zum Arbeiten gehen, also hat sich meine Mutter viel gekümmert.“ Nach der zweiten Geburt habe sie dann von daheim aus für die Firma Steiff genäht.

    In der Rente wurde das Reisen zum Hobby

    Seither genießen die beiden ihre Altersruhe und gehen ihren Hobbys nach. Dazu gehört seit jeher das Reisen: „Mein Vater hat 1962 sein erstes Auto gekauft, und wir sind jedes Jahr in den Sommerferien in den Urlaub gefahren. Meist eine Woche und in die Berge. Südtirol, oder in den Bayerischen Wald.“ Sie lächelt. „Das war schon was, das haben im Dorf nicht viele gemacht.“ Auch fernere Länder haben die Urbans bereist, wie Rhodos, die Türkei oder Israel. Schwiegersohn Stephan lacht: „Franz ist ja ein begeisterter Hobbyfotograf. Da hätten wir ihn in Jerusalem beinahe mal verloren.“ Zudem hängen die Eheleute an ihrem Garten, den Franz noch heute selbst pflegt. „Da lässt er sich von niemandem abbringen“, sagt Julia.

    Das Rezept für eine so lange und glückliche Ehe? Liebe, Vertrauen und Zusammenhalt. „Es gab bestimmt hin und wieder mal Streit, aber das war immer schnell aus der Welt geschafft. Und auch Schicksalsschläge, die einen noch enger zusammenschweißen.“ Natürlich ist aber auch eine intakte Gesundheit wichtig, wie Franz betont. „Man muss auch erst so alt werden und dabei gesund bleiben, um das zu schaffen.“

    Es gäbe allerhand zu feiern

    Aufgrund der aktuellen Lage müssen die Urbans die Feier noch verschieben. Dabei hätten sie in diesem Jahr allerhand zu feiern: So wird Julia in diesem Jahr 30 Jahre alt, ihre Mutter Gerlinde feiert ihren 60. Geburtstag, deren Schwester Monika ihren 65. Zudem sind die Eheleute Kolck seit 35 Jahren verheiratet. „Es ist schade, aber das verschieben wir halt. Die Zeiten werden sich schon wieder ändern.“

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