Mit dem Rad zu reisen ist anders, als mit dem Auto, Bus, Zug oder Flugzeug. Mit der eigenen Körperkraft kann man verhältnismäßig schnell weite Strecken zurücklegen. Thomas Boner ist 59, stammt aus Ballhausen und hat sein Zuhause aufgegeben, um mit dem Fahrrad nach Afrika zu fahren - ganz ohne Motor. Im Süden des Kontinents will er Ende 2025 ankommen.
Seine bisher längste Tour führte ihn an der Donau entlang. Er habe gedacht, da gebe es keine Berge, "da der Fluss ja bergab fließt. Das war eine Fehleinschätzung", weiß er heute. Denn besonders auf Balkanhöhe tauchten durchaus Berge auf, erzählt er. "Einmal musste ich einen ganzen Tag lang um den Berg herum", sagt Boner. Das hat ihn aber nicht daran gehindert, die Erzählung seines ehemaligen Schuldirektors auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Der hatte laut Boner nämlich behauptet, dass es eine Stelle an der Donau gebe, von der aus man das andere Ufer nicht sehen könne. "Das stimmt", sagt der Syrgensteiner, denn er hat sie gefunden. Nach zehn Wochen Fahrt und rund 3700 Kilometern, kurz vor dem Schwarzen Meer.
2025 will der Syrgensteiner mit seinem Fahrrad in Afrika ankommen
Jetzt ist er unterwegs nach Afrika. Und diese Radreise wird mit Abstand seine längste werden. Seine Ankunft erwartet er Ende 2025 - also in eineinhalb Jahren. Zur Zeit des Gesprächs macht er Pause "auf irgendeinem Campingplatz an der luxemburgischen Grenze", erzählt er. Die ersten zwei Wochen der Tour sei er eigentlich dauerhaft geradelt, sagt Boner. Das nasse Wetter habe ihm zu schaffen gemacht. "Ich war froh, wenn ich mein Zelt mal trocken einpacken konnte", so der 59-Jährige.
Im Regelfall heißt es für ihn an einem Tag: Frühstücken, fahren, Pause, fahren. "Nachmittags gehe ich dann einkaufen, etwa um 20 Uhr suche ich mir einen Schlafplatz", berichtet der Radreisende. Etwa 50 Kilometer am Tag, das habe er sich vorgenommen. Ob er das immer schafft, das kann der 59-Jährige nicht sagen. Manchmal gönnt er sich auch eine Nacht in einer Pension oder einem Hotel, erzählt er. "Das hilft dabei, sich mal wieder zu kultivieren", sagt Boner.
Sein Fahrrad ist gut 20 Jahre alt, sagt er. Daran hängt ein Anhänger, die Befestigung hat er selbst modifiziert. Dazu Aluminiumkoffer, die er extra hat anfertigen lassen. Denn "die normalen Taschen halten das auf Dauer nicht aus", sagt er. Das hat er auf seinen bisherigen Touren gelernt. "Ich habe das Rad so umgebaut, wie ich es mir vorstelle", erklärt er. Dazu gehören auch Komfort-Upgrades, etwa ein anderer Lenker, der mehrere Griffpositionen zulässt. Mehrere Jahre wird Boner jetzt mit seinem Rad unterwegs sein. Mittlerweile hat er es grün lackiert, am Anhänger weht die bayerische Flagge.
Der Syrgensteiner teilt seine Fahrradtour nach Afrika in Sozialen Medien
Finanziert wird seine Reise über Ersparnisse und Spenden. Auf Youtube und in einem Whatsapp-Kanal teilt er unter dem Namen "Biertrinker auf Achse" Videos und Fotos von seinem täglichen Leben als Radreisender. Nicht nur von Höhepunkten, sondern von allen möglichen Orten, an denen er eben vorbeikommt. Das macht er nicht zum ersten Mal. Mit 30 Kurzvideos hat er seine Tour "quer durch Deutschland" dokumentiert, aber auch kleinere Touren durch das Bachtal oder am Donauradweg entlang.
Während er sich zum Telefonieren spätestens beim Verlassen der Europäischen Union eine neue Sim-Karte zulegen werde, behalte er seine eigentliche trotzdem. Denn über die läuft der Whatsapp-Kanal, den er dann bespielen wird, wenn er Wlan-Zugang hat. Das ist zum Beispiel auf Camping-Plätzen meistens der Fall. Als Zwischenziel habe er die kanarischen Inseln eingeplant. Dort habe er einen Bekannten, bei dem er eine Weile Pause machen könne. Dafür muss er aber erst einmal nach Spanien gelangen. Wann genau er dort ankommt, kann er zwar noch nicht sicher sagen. Aber er ist überzeugt, dass er es schaffen wird.