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Streit um Klassenzimmer in der Grundschule in Höchstädt

Höchstädt

Höchstädter Eltern distanzieren sich von Kritik an zu kleinen Klassenzimmern

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    Um zwei Klassenzimmer der ersten Klassen, die im ehemaligen Theaterkeller der Höchstädter Grund- und Mittelschule unterrichtet werden, ist eine hitzige Diskussion entbrannt. Zur Debatte steht: Sind die Räume zu klein, um aufgrund der Corona-Pandemie ausreichend Abstand einhalten zu können? Viele Eltern sagen Nein.
    Um zwei Klassenzimmer der ersten Klassen, die im ehemaligen Theaterkeller der Höchstädter Grund- und Mittelschule unterrichtet werden, ist eine hitzige Diskussion entbrannt. Zur Debatte steht: Sind die Räume zu klein, um aufgrund der Corona-Pandemie ausreichend Abstand einhalten zu können? Viele Eltern sagen Nein. Foto: Helmut Herreiner

    Xaver Kerle hat eine Petition beim Bayerischen Landtag eingereicht. Er kritisiert die Unterbringung von Kindern in zwei Klassenzimmern, die sich im ehemaligen Theaterkeller der Grund- und Mittelschule Höchstädt befinden. Doch nun laufen andere Eltern gegen den Lutzinger Sturm.

    Denn Kerle fordert, dass die Kinder in anderen Räumlichkeiten unterrichtet werden sollen. Die jetzigen Zimmer seien zu klein, der notwendige Abstand aufgrund der Corona-Pandemie könne nicht eingehalten werden. Kerle sagt, er sorge sich um die Gesundheit der Buben und Mädchen, auch das Kind seiner Lebensgefährtin wird in Höchstädt unterrichtet. Mit diesen Aussagen sorgt er aber vor allem für eines: Entsetzen bei vielen anderen Eltern, deren Kinder ebenfalls in diesem Klassenzimmer unterrichtet werden. Mehrere Mamas und Papas haben sich nach dem Bericht über die Einreichung der Petition an unsere Redaktion gewandt. Alle mit demselben Tenor: Sie distanzieren sich deutlich von Xaver Kerles Kritik.

    Andrea Schneider schreibt, dass sie Mutter eines Kindes in der Klasse 1b ist und zudem als Lehrkraft im Mobilen Sonderpädagogischen Dienst im Einsatz ist. Sie kenne beide Erstklasszimmer, die, wie berichtet, als Interimslösung während der Umbauphase im Keller eingerichtet worden sind – und sie kenne aufgrund ihrer Tätigkeit viele weitere Klassenzimmer in anderen Schulen im Landkreis Dillingen. „Ich – und auch die anderen Mütter der Klasse 1b – sind sehr froh, dass unsere Kinder im Theaterkeller untergebracht sind.“

    Die Kinder in der Grundschule Höchstädt haben kurze Wege

    Dort hätten die Buben und Mädchen kurze Wege, sowohl in den Pausenhof als auch in die Turnhalle. Natürlich, so schreibt sie weiter, würden sich Eltern generell für ihre Kinder größere Klassenzimmer wünschen, aber die jetzigen Räume in Höchstädt seien weder zu klein noch zu schlecht oder gar ungemütlich. Andrea Schneider betont, dass sie sich als Mutter eines Kindes in einer der beiden Klassen von den Aussagen von Xaver Kerle distanziere. Weiter: „Ich persönlich bedanke mich ausdrücklich bei den Lehrerinnen und Lehrern sowie der Schulleitung von Höchstädt, dass sie stets das Wohlergehen der Kinder im Blick haben. Eine Schule im laufenden Betrieb zu sanieren, ist für alle ein Wahnsinn. Unterricht in Zeiten von Corona zu halten, ist auch für jeden ein Kraftakt.“

    Trotz Maskenpflicht sind alle froh, dass Unterricht in der Schule stattfindet

    Wie auch Schulleiter Helmut Herreiner erklärte, gebe es seitens der Regierung keine Vorgaben für einen Mindestabstand in den Klassenzimmern, nur so sei Präsenzunterricht überhaupt möglich. Dafür gibt es intensive Testungen an jedem Tag der Schulwoche. Maskenpflicht inklusive. „Die Schulen tun aus meiner Sicht alles, um Unterricht so normal wie möglich zu gewährleisten und alle Corona-Schutzmaßnahmen zu beachten“, sagt Schneider. Zudem hätten alle Eltern der Klassen 1b und 1a bei einem Elternabend Anfang September die Gelegenheit gehabt, sich die Klassenzimmer anzuschauen.

    Das bestätigt Melanie Heilbrunn. Auch ihre Tochter geht in eine erste Klasse der Grundschule Höchstädt. Sie schreibt, dass sie bei dem Elternabend, der damals in Präsenz stattfinden durfte, wie viele andere Mamis und Papis einen Eindruck vom Klassenzimmer gewinnen konnte. „Es ist schon so früh im Schuljahr liebevoll dekoriert und hergerichtet worden. Und als Notlösung absolut nicht zu erkennen gewesen. Also kann ich die Aussage von Herrn Kerle, ,die Eltern kennen die Situation nicht‘, widerlegen“, so die Mama.

    Dass es dem Lutzinger um die Gesundheit der Kinder gehe, sei für Melanie Heilbrunn eine „sehr traurige Aussage“, wie sie schreibt. Denn: „Es wurde seit Beginn der ersten Corona-Welle so viel von unseren Kindern verlangt und sie mussten auf so vieles verzichten. Momentan dürfen die Kinder Gott sei Dank die Schule besuchen. Mit Maskenpflicht und festen Test-Tagen und einem meiner Meinung nach guten Hygienekonzept. Können wir dann nicht auch unsere Kinder ein bisschen Kinder sein lassen? Muss oder kann ein Kind zu seinen Freundinnen und Freunden 1,5 Meter Abstand halten? Ist das gesund für ein Kind?“.

    Eltern stehen hinter Höchstädter Schulleiter und Lehrer

    Für sie als Mama bedeute Gesundheit viel mehr, dass die Kinder Präsenzunterricht in einem schönen Klassenzimmer haben dürfen – „ganz gleich, in welchem Stockwerk“. Zudem sei es großartig, was die Schule leiste, um die Buben und Mädchen trotz Maskenpflicht und Test-Tagen so behutsam wie möglich durch diese Zeit zu führen. Dem stimmt Simone Spengler-Mesch zu. Und sie nennt noch einen anderen Aspekt, der für die Klassenzimmer im Keller spreche. „Ich bin froh, dass sie da unten sind. So kriegen sie sehr wenig von der Baustelle mit.“ Die Wege seien kurz, auch das sei ein großer Vorteil. Eines ihrer älteren Kinder werde aktuell noch im Altbau der Mittelschule unterrichtet, der Baulärm sei dort durchaus nicht zu überhören. „Wir sind völlig zufrieden mit der Situation und distanzieren uns von dem Ganzen. Ich war sehr überrascht, denn bis dato fand ich die Klassenzimmer sehr gut. Und in welchem Klassenzimmer bekommt man denn bitte so viel Abstand hin?“, so Spengler-Mesch.

    Gabriele Frank, ebenfalls Mama eines Grundschulkindes in Höchstädt, ergänzt, dass die Klassenzimmer im Keller mehr als ausreichend seien, die Kinder sich wohlfühlen und man jederzeit dank der großen Fensterfront lüften könne. „Das ist wirklich kein Kellerloch, es ist schön und liebevoll dekoriert“, sagt Frank. Die Eltern seien dankbar, dass Unterricht stattfindet. Auch den Vorschlag von Kerle, die zwei Klassen vorübergehend in anderen, größeren Räumlichkeiten auszulagern, wolle niemand.

    Carmen Rettinger ist eine von zwei Elternklassensprecherinnen und sagt im Namen: „Die Kinder lieben ihre Klassenzimmer. Es ist kein Keller, es gibt ebenerdige Fenster, jedes Zimmer hat eine große Fensterfront und zusätzlich Lüftungsgeräte.“ Zwar könne kein Abstand eingehalten werden, aber das sei überall so. Die Eltern, mit denen sie gesprochen hat, seien alle dankbar um die zwei Räume – kein Baustellenlärm, kurze Wege, kaum Kontakt zu anderen Kindern an der Schule. „Wir wollen mit keinem tauschen“, sagt Rettinger, und: „Es tut uns sehr leid, dass Schuleiter und Lehrer sich mit solchen Themen beschäftigen müssen. Wir stehen voll hinter der Schule, wir sehen, was täglich geleistet wird. Wir distanzieren uns komplett von Herrn Kerle.“

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