Als Arminia Bielefeld am vergangenen Mittwoch in der Fußball-Bundesliga auf den FC Augsburg traf, verfolgte Roland Stegmayer dieses Duell am Bildschirm mit besonderem Interesse. Warum? Der ehemalige Profi aus Altenberg spielte in seiner aktiven Zeit für beide Klubs. Beim BCA und FCA in der Jugend und im Bayernligateam, in Ostwestfalen kickte er in der Bundesliga. Am heutigen Dienstag, dem 22. Dezember, feiert der ehemalige Vollblutstürmer, der auf eine außergewöhnliche Karriere zurückblicken kann, seinen 70. Geburtstag. Und hat viel zu erzählen.
Er war gerade 16 Jahre alt, als ihn der BC Augsburg bei einem internationalen Jugendturnier in Sontheim an der Brenz, bei dem auch sein Heimatverein SV Altenberg dabei war, entdeckte. „Vermutlich habe ich dort gut gespielt“, blickt er mehr als 50 Jahre zurück, „denn wenige Tage nach dem Turnier bekamen meine Eltern Besuch von BCA-Jugendleiter Paul Renz und Trainer Toni Niggel“. Der Familienrat tagte, der talentierte Fußballer zog in die Stadt zwischen Lech und Wertach. „Natürlich war dies für mich eine Umstellung, ich kam ja vom Dorf, war bei einer älteren Frau untergebracht,“ erinnert er sich. Fußballerisch kam er schnell gut zurecht, schon als Jugendspieler durfte er in der ersten Mannschaft, die in der Bayernliga spielte, ran.
Nach der Augsburger Fusion von BCA und TSV Schwaben 1969 wurde er von Trainer Herbert Erhardt, Weltmeister von 1954 gleich in den Elitekader berufen. Stegmayer: „Wir hatten damals eine sehr gute Mannschaft, mit Spielern wie Willi Miller, Kurt Haseneder, Walter Sohnle, Heiner Schuhmann oder Alwin Fink, leider ist uns der Aufstieg nicht gelungen.“ Doch der junge Schwabe stand längst in den Notizbüchern der Profiklubs. Er nahm ein Angebot des traditionsreichen 1. FC Nürnberg an, in der Regionalliga gelangen ihm für den traditionsreichen Club in 32 Punktspielen 15 Treffer. Doch die Noris war in Stegmayers Laufbahn nur ein Zwischenschritt, Bundesligist Arminia Bielefeld lockte ihn nach Ostwestfalen.
Freundschaft mit Dieter Burdenski
„In Bielefeld habe ich mich sehr wohl gefühlt, vor allen Dingen zu Torhüter Dieter Burdenski entwickelte sich eine echte Freundschaft“, blickt er zurück. Sportlich durften sie auf der Alm den Klassenerhalt feiern, doch dann kam der Schock. Da die Bielefelder Anfang der 1970er Jahre in den Bundesligaskandal verwickelt waren, wurde der Verein in die Regionalliga zwangsversetzt, Hannover 96 war für zweieinhalb Jahre die nächste Stadion des Linksaußen. Bei den Niedersachsen stand er in der ersten und zweiten Liga unter Vertrag.
Dann erfolgte der Ruf aus dem Saarland, die Zeit beim 1. FC Saarbrücken sollte eine Besondere für ihn werden. Denn im Ludwigspark sorgte er für Tore und Furore, für die Anhänger des mittlerweile wieder in der dritten Liga spielenden Vereins ist Roland Stegmayer längst eine lebende Legende. Beim 3:1-Sieg gegen den 1. FC Köln gelangen ihm drei Treffer, im April 1977 sorgte er im Heimspiel gegen den FC Bayern München, der mit den Superstars wie Torhüter Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Gerd Müller oder Georg Schwarzenbeck antrat, für Schlagzeilen. Er erzielte gegen den amtierenden Europacupsieger der Landesmeister vier Tore. Saarbrücken feierte ein Fußballfest und schoss den amtierenden Europacupsieger der Landesmeister mit 6:1 förmlich aus dem Stadion.
Rekordtorschütze in Saarbrücken
Der Offensivmann hatte sich einen Namen in ganz Deutschland gemacht und ist seither mit 19 Treffern der Saarbrücker Bundesliga-Rekordtorschütze. Doch im Jahr darauf ging es für die Saarländer wieder abwärts in die zweite Liga, Stegmayer schloss sich für zwei Jahre dem SC Fortuna Köln an, für die er in zwei Spielzeiten 24 Tore erzielte. Seine außergewöhnlichen Leistungen blieben auch dem Deutschen Fußballbund (DFB) nicht verborgen. Stegmayer durfte 22 Begegnungen in der damals noch existierenden Amateur-Nationalmannschaft absolvieren. In der Kölner Südstadt beendete der Linksaußen seine Karriere und zog zurück nach Altenberg. In der Heimat war er dann noch als Trainer und Spielertrainer bei Klubs wie der SpVgg Gundremmingen, Eintracht Landshausen oder dem SV Altenberg tätig. Beruflich arbeitete er im Atomkraftwerk Gundremmingen.
Sohn Oliver hat das Talent geerbt
Sein in Dillingen wohnender Sohn Oliver hat das Talent von seinem Vater geerbt. Der heute 46-jährige spielte in der A-Jugend beim FC Augsburg, bei den Senioren für den FC Gundelfingen und stand bei den Amateuren des FC Bayern München sowie dem fränkischen Dorfklub TSV Vestenbergsgreuth unter Vertrag. Spielertrainer war er unter anderem in Glött, bei der SSV Dillingen und in Ziertheim.
Heute lebt Roland Stegmayer mit seiner Frau den Großteil des Jahres in Ungarn. Corona bedingt wird er seinen Geburtstag im Osten feiern. Die Bundesliga verfolgt er intensiv am Fernsehschirm. „Es freut mich, dass die Arminia wieder in der Bundesliga spielt,“ sagt er, doch die Daumen drückte er dem FCA, was beim 1:0-Sieg in Ostwestfalen geholfen hat. „Zehn Jahre Bundesliga sind schon eine tolle Sache“, sagt er und fügt an: „In Augsburg wird hervorragend gearbeitet, der FCA schafft auch in dieser Spielzeit den Klassenerhalt.“
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