Startseite
Icon Pfeil nach unten
Dillingen
Icon Pfeil nach unten
Lokalsport
Icon Pfeil nach unten

Sport-Serie: Seit 63 Jahren ist eine Höchstädterin an der Tischtennis-Platte

Sport-Serie

Seit 63 Jahren ist eine Höchstädterin an der Tischtennis-Platte

    • |
    Mit dem Tischtennis-Schläger in der Hand und auf der Terrasse ihres Eigenheims in Höchstädt fühlt sich Rita Maneth am wohlsten.
    Mit dem Tischtennis-Schläger in der Hand und auf der Terrasse ihres Eigenheims in Höchstädt fühlt sich Rita Maneth am wohlsten. Foto: Günther Herdin

    Gemeinsam mit ihren Töchtern Daniela und Martina sowie Enkelin Julia (Tochter von Sohn Gerrit) bildet sie seit gut einem Jahr die Tischtennis-Damenmannschaft der SSV in der Bezirksklasse A, Schwaben Nord. Sozusagen ein reines Familienteam. „Nicht immer“, entgegnet Rita Maneth, denn die Aufstellung des Teams richtige sich auch danach, wer an den angesetzten Terminen zur Verfügung stehe. Selbst ist die 72-Jährige fast immer dabei.

    Seit 63 Jahren schon ist der Tischtennis-Sport für die rührige Höchstädterin ein wichtiger Lebensinhalt: „Ich habe mit neun Jahren angefangen und bin bis heute ununterbrochen aktiv“, betont sie und hofft, auch in einem Jahrzehnt noch an der Platte stehen zu können. „Wenn die Gesundheit mitspielt“, lacht die Senioren, für die der eigene Erfolg freilich nicht so bedeutend ist. „Es waren für mich nicht die Siege oder Medaillen das Wichtigste, sondern das Weitergeben von Freude, Spaß, Rücksichtnahme und sozial-verantwortliches Handeln“, unterstricht Rita Maneth.

    Mit Höchstädt bayerische Jugendmeisterin

    Auf ihre erste Urkunde, die sie 1963 überreicht bekam, war sie dennoch sehr stolz. Viele weitere Auszeichnungen sollten in den Jahrzehnten danach folgen. Bei nordschwäbischen und schwäbischen Meisterschaften stand sie oft auf dem Treppchen. 1968 wurde sich mit der SSV Höchstädt bayerische Jugend-Mannschaftsmeisterin und zugleich erspielte sich das Team Platz drei bei den süddeutschen Titelkämpfen. Die Familiennamen ihrer Mitspielerinnen hat sie bei ihren schriftlichen Aufzeichnungen gar nicht aufgeführt, „mit Anita, Rosalinde, Thea und Trudi hat es großen Spaß gemacht, damals in der Landesliga zu spielen“, blickt Rita Maneth zurück. Auch auf das Jahr 1984, als sie mit ihren Teamkolleginnen bei der Sportlerwahl unserer Zeitung zur Mannschaft des Jahres gewählt wurden.

    In ihrer Jugendzeit hat Maneth viel mit dem Ehepaar Josef und Loni Grünbeck erlebt. „Die haben viel für den Nachwuchs organisiert“, bekommt sie leuchtende Augen, wenn sie an die 1960er- und 70er-Jahre denkt. Das, was sie als Jugendliche auch abseits von Tischtennistischen und Sporthallen erlebt hat, habe sie motiviert, 1989 gemeinsam mit dem damaligen SSV-Abteilungsleiter Rolf Blessing den Trainerschein zu machen, um den Nachwuchs trainieren und betreuen zu können. „Ich wollte einfach etwas von dem, was ich selbst erfahren durfte, zurückgeben“, reflektiert Rita Maneth. Insgesamt 30 Jahre lang ist sie Tischtennis-Jugendleiterin und 2. Abteilungsleiterin bei der SSV gewesen.

    Tischtennis-Betreuung bei der Lebenshilfe in Dillingen

    Soziale Aufgaben waren für sie ausgesprochen wichtig. Diese Erfahrung macht sie auch beim Umgang mit Gehörlosen der Lebenshilfe Dillingen, die sie beim Tischtennis-Training betreut. Das macht Maneth bereits 25 Jahre lang und ist begeistert. „Diese Menschen sind über alles dankbar, sie lachen dich an oder drücken dich“, möchte sie diese Erfahrung niemals missen. Ihre soziale Ader kommt auch bei anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten zum Vorschein. Bei der Rot-Kreuz-Gruppe in Höchstädt steht sie jeden Mittwoch für vier Stunden im Laden und verkauft Second-Hand-Ware. Als Springerin hilft sie außerdem bei der Tafel in ihrer Heimatstadt mit. Ein Ehrenamt zu übernehmen, das stand für Rita Maneth schon in jungen Jahren fest: „Das heißt aber auch, mit Freude für diese Aufgaben zu leben. Und man muss dafür brennen, dann steckt man auch andere an“, sagt sie im Brustton der Überzeugung und ergänzt: „Ohne Freiwillige kann ein Verein nicht überleben, und mit jedem aufgelösten Verein geht ein Stück gelebte Gesellschaft verloren“. 

    Vor 40 Jahren war Rita Maneth mit dem Tischtennis-Damenteam der SSV Höchstädt Mitglied der Mannschaft des Jahres im Landkreis Dillingen. Hier hält sie den Wanderpokal nach der Ehrung im Landratsamt in der Hand.
    Vor 40 Jahren war Rita Maneth mit dem Tischtennis-Damenteam der SSV Höchstädt Mitglied der Mannschaft des Jahres im Landkreis Dillingen. Hier hält sie den Wanderpokal nach der Ehrung im Landratsamt in der Hand. Foto: repor her

    Für den Bayerischen Tischtennis-Verband (BTTV) hat Rita Maneth als Schiedsrichterin, Kreis- Bezirks- und Verbandsfrauenvertreterin viele Jahre ebenfalls ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen. Sie ist all die Jahrzehnte freilich auch immer ein Fan dieser schnellen Ballsielsportart geblieben. Als die Damen des TTC Langweid ihre Hochphase hatten und mehrere deutsche und europäische Titel in die Gemeinde im Landkreis Augsburg holten, versäumt Maneth kaum ein Spiel. „Ich und mein Mann sind auch bei Europapokal-Auswärtsfahrten wie zum Beispiel nach Budapest einige Male dabei gewesen“, schwärmt sie von packenden Begegnungen, bei denen vor allem Czilla Batorfi oder Jie Schöpp dem Spiel der Langweiderinnen in den 1990er-Jahren ihren Stempel aufgedrückt haben.

    Stolz waren Mama und Papa Maneth, als die talentierte Tochter Daniela als Neunjährige zum deutschen Meister an den Lech wechselte und dort insgesamt zehn Jahre geblieben ist. „Sie hat es in Langweid in die zweite Mannschaft geschafft und mit dieser in der 2. Bundesliga gespielt“, freut sich Rita Maneth auch viele Jahre danach noch auf die vergangenen Zeiten ihrer Tochter, die inzwischen geheiratet hat und Linder heißt.

    Rita Maneth punktet mit Taktik und Erfahrung

    Aus der Ruhe kann die gelernte Bürokauffrau wenig bringen. Auch nicht in sportlichen Duellen in der Bezirksklasse. Mit viel Taktik und Erfahrung hat Rita Maneth Spielerinnen, die ihre Töchter oder Enkelinnen sein könnten, schon besiegt. Ihr sportliches Können ist noch so gut, dass sie an Pfingsten bei den deutschen Senioren-Meisterschaften an den Start hätte gehen können. Doch da die Titelkämpfe in Nordrhein-Westfalen stattgefunden haben, verzichtete sich auf eine Teilnahme. „Es ist ja auch eine finanzielle Angelegenheit“, rechnet Maneth vor, wenn man für An- und Abreise sowie einige Hotel-Übernachtungen alles selbst bezahlen muss.

    Zumal sich die 72-Jährige zu Hause auf der Terrasse in ihrem Eigenheim wie in einem kleinen Paradies fühlt. „Ich bin einfach gerne hier in Höchstädt“, legt sie ein Liebesbekenntnis zu ihrer Heimatstadt ab. Eine Urlaubsreise sei dieses Jahr nicht groß geplant, verrät die ehemalige Camperin. Auch keine Kreuzfahrt, wie im Jahr 2020, als sie im Mittelmeer und Atlantik mit ihrem Mann schipperte. Die Gespräche in Tischtennis-Kreisen und innerhalb der Familie möchte sie dagegen weiter pflegen und forcieren. Insbesondere mit Sohn Gerrit, der seit wenigen Monaten nun nicht mehr das stressige Amt des Bürgermeisters in Höchstädt ausüben dürfe und künftig wieder mehr Zeit habe, der Mama, den Schwestern Daniela und Martina sowie Tochter Julia bei Spielen in der Bezirksklasse zuzuschauen. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden