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Sport-Serie: Eva Haunstetter: Wenn der Beruf die Zeit fürs geliebte Hobby nimmt

Sport-Serie

Eva Haunstetter: Wenn der Beruf die Zeit fürs geliebte Hobby nimmt

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    Früher Fußballerin, heute von Backwaren immer angezogen: Eva Haunstetter.
    Früher Fußballerin, heute von Backwaren immer angezogen: Eva Haunstetter. Foto: Günther Herdin

    Denkt Eva Haunstetter an ihre Kindheit zurück, dann bekommt die heute 41-Jährige glänzende Augen. Aufgewachsen bei ihren Eltern im Gasthof „Zum Lamm“ in Schwenningen, durfte das jüngste von insgesamt drei Kindern das tun, was für andere Mächen im Ort zu dieser Zeit nicht in Frage kam. Klein Eva wurde es erlaubt, mit den Buben aus dem Ort gemeinsam Fußball zu spielen. Und das sogar in einer gemeinsamen Mannschaft. In der F- und E-Jugend war sie das einzige Mädchen im gemischten Team des FC Schwenningen. Berührungsängste mit den Jungs aus dem Dorf gab es Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre nicht. Eva Haunstetter wurde, wie sie sich erinnert, von allen akzeptiert.

    Im Blindheimer Mädchen-Team

    Als die Zeit, in gemischten Mannschaften spielen zu können, plötzlich abgelaufen vorbei war, musste die damals Zwölfjährige schon ein wenig schlucken. „Ich hätte gerne mit den Jungs weiter gespielt“, reflektiert sie die damalige Zeit. Ihre Fußballstiefel hing Eva aber nicht an den Nagel. Im benachbarten Blindheim gab es nämlich eine Mädchenmannschaft, die gerade gegründet worden war. Ergo schloss sich das quicklebendige Mächen aus Schwenningen dem SC Blindheim an. Sie war dort freilich nicht die Einzige, die aus einem anderen Ort kam. „Eine Unterglauheimerinnen war auch dabei, wo die anderen allen gewohnt haben, das habe ich vergessen“, gesteht Eva Haunstetter. Mit ihr im Team stand auch die ältere Schwester Manuela.

    Als Mädchen spielte Eva Haunstetter erfolgreich in der Mannschaft des SC Blindheim. In der Saison 1995/96 wurde diese Meister in der Kreisliga Nord. Im Bild unten in der hinteren Reihe (von links) der damalige Vorsitzende Markus Uhl, Betreuer Johann Kraus, Monique Häntsch, Anita Spiller, Sonja Häußler, Lucia Kraus, Manuela Haunstetter, Eva Haunstetter, Trainer Karl Schweyer und Jugendleiter Siegfried Glas; (vorne, von links) Martina Gutekunst, Stefanie Kerle, Bianca Weißenburger, Sandra Schweyer und Christiane Berchtenbreiter.
    Als Mädchen spielte Eva Haunstetter erfolgreich in der Mannschaft des SC Blindheim. In der Saison 1995/96 wurde diese Meister in der Kreisliga Nord. Im Bild unten in der hinteren Reihe (von links) der damalige Vorsitzende Markus Uhl, Betreuer Johann Kraus, Monique Häntsch, Anita Spiller, Sonja Häußler, Lucia Kraus, Manuela Haunstetter, Eva Haunstetter, Trainer Karl Schweyer und Jugendleiter Siegfried Glas; (vorne, von links) Martina Gutekunst, Stefanie Kerle, Bianca Weißenburger, Sandra Schweyer und Christiane Berchtenbreiter. Foto: scbg

    Der heutige Vorsitzende des SC Blindheim, Georg Hausmann, hat damals einige Spiele der Mädchenmannschaft gesehen und erinnert sich insbesondere an das Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern München am 13. September 1997. Die Blindheimer Mädels gewannen sensationell mit 3:2. Ein Ergebnis, das auch Eva Haunstetter noch im Gedächtnis hat. Sie lief damals als Stürmerin auf, war jedoch auch als Torhüterin des Öfteren gefordert. So wie bei den schwäbischen Meisterschaften in der Halle, als sie mit dem SCB den dritten Platz erreichte und bei der Endrunde gar zur besten Torhüterin des Turniers ausgezeichnet wurde. Ins Training von Schwenningen nach Blindheim wurden Eva und ihre Schwester oft von Eltern anderer Spielerinnen mitgenommen. „Mama und Papa hatten wegen der Gastwirtschaft und der dazugehörenden Metzgerei, für die sie verantwortlich waren, dafür einfach keine Zeit“, geht aus den Schilderungen von Eva hervor.

    Auch in Bäumenheim am Ball

    Als die Zeit bei den B-Juniorinnen des SC Blindheim altersbedingt abgelaufen war und Eva Haunstetter inzwischen eine Ausbildung zur Bäckerin begonnen hatte, musste sie den Verein erneut wechseln. In Blindheim gab es keine Damenmannschaft (wenige Jahre später wurde sogar der Spielbetrieb mit dem B-Juniorenteam eingestellt), Eva schloss sich daraufhin dem TSV Bäumenheim, an. Kaum dort, stieg sie mit ihrer neuen Mannschaft in die Bezirksliga auf. „Ich war 19 oder 20 Jahre alt, ganz genau weiß ich das gar nicht mehr“, gibt sie zu. Discobesuche mit den Teamkolleginnen nach dem Training oder nach einem Spiel seien damals auf der Tagesordnung gestanden. Schließlich sei das „Prisma“ in Bäumenheim der Unterhaltungstempel schlechthin in der Region gewesen. Für ein paar Monate.

    Doch durch den Schichtbetrieb in ihrem erlernten Beruf als Bäckerin waren für Eva Haunstetter Trainingsabende oder Discobesuche nicht mehr so möglich, wie sie sich das eigentlich vorgestellt hatte. Die wechselnden Arbeitszeiten haben ihr bald die Motivation für ihr Hobby genommen. „Wenn du nach einer arbeitsreichen Schicht nach Hause kommst, dann musst du dich erst einmal ein wenig erholen“, holt sie ein wenig Luft. Die Fußballstiefel hängte sie an den Nagel, der Schichtbetrieb ist für Eva Haunstetter geblieben. Irgendwann, so hofft die 41-Jährige, werden die unregelmäßigen Arbeitszeiten zu Ende gehen. „Vielleicht schon in wenigen Jahren“, lacht sie und betont gleichzeitig: „Meinen Beruf liebe ich immer noch“.

    Platzwartin beim SC Untere Zusam

    Zum Sport hatte Eva Haunstetter nach ihrem Karriereende nicht mehr viel Bezug. Beim SC Untere Zusam, dem inzwischen nicht mehr existierenden Fusionsklub war sie einige Jahre noch als Platzwartin für die Sportanlage in Lauterbach im Einsatz. Die Schwenningerin war vor Jahren ins Zusamtal umgezogen, fühlt sich mit ihren zwei Hunden im Eigenheim mit Garten in Lauterbach mehr als wohl. Über die Damenfußballszene in der Region ist sie im Bilde, auf einen Sportplatz geht sie freilich schon lange nicht mehr. Ein Spiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft versäumt sie dagegen kaum. „Wenn es der Dienstplan zulässt, dann schaue ich mir diese Spiele natürlich im Fernsehen an“. So wie in der vergangenen Woche das EM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und Österreich. Dass mit Horst Hrubesch derzeit ein Mann die Nationalmannschaft trainiert und dieser im Sommer von Christian Wück abgelöst wird, davon hält Eva Haunstetter wenig: „Zur Frauennationalmannschaft gehört eine Frau als Trainerin“, erinnert sie an die Zeiten, als beim DFB-Team noch Martina Voss-Tecklenburg das Sagen hatte.

    Trotz der Männerbesetzung auf der Trainerbank hat sich Eva Haunstetter fest vorgenommen, die Spiele der DFB-Frauen bei den Olympischen Sommerspielen in diesem Jahr in Paris zu verfolgen. Politisch ist die lebenslustige Frau weniger interessiert. Sie gibt zu, dass Wahlen nicht so ihr Ding sind: „Die da oben machen doch ohnehin nur das, was sie für richtig halten“, übt sie Kritik an den Mandatsträgern in München und Berlin. Sie ärgert sich vor allem über schlecht bezahlte Berufe in Deutschland, wozu auch das Bäckerhandwerk zähle. Glänzende Augen bekommt sie bei diesem Thema nicht. Ganz im Gegensatz zu der Zeit, als sie als einziges Mädchen in einem Fußballteam mit lauter Buben in ihrem Heimatort Schwenningen stand ...

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