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Sport-Reportage: Wenn für Fritz Zengerle die Vergangenheit zur Gegenwart wird

Sport-Reportage

Wenn für Fritz Zengerle die Vergangenheit zur Gegenwart wird

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    An die 50 Ordner mit Zeitungsausschnitten und anderen Einträgen hat in viereinhalb Jahrzehnten der Unterglauheimer Fritz Zengerle für sein persönliches Archiv angelegt. Es ist ein Nachschlagewerk für mehrere Generationen.
    An die 50 Ordner mit Zeitungsausschnitten und anderen Einträgen hat in viereinhalb Jahrzehnten der Unterglauheimer Fritz Zengerle für sein persönliches Archiv angelegt. Es ist ein Nachschlagewerk für mehrere Generationen. Foto: G. Herdin

    Als Internet, Laptop und Handy hierzulande noch Fremdwörter waren, hat der Unterglauheimer Fritz Zengerle angefangen, sich ein persönliches Archiv anzulegen. Den ersten Zeitungsausschnitt klebte er im Jahr 1967 in einen großen Ordner ein. Damals war Zengerle als Fußballer beim FC Schwenningen aktiv, weitere Stationen als Spieler und vor allem als Trainer folgten für den inzwischen 78-Jährigen, der 55 Jahre mit seiner Frau Marianne verheiratet ist. Zwei Kinder, vier Enkel und ein Urenkel gehören zum engsten Familienkreis.

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    Verheiratet war und ist der sportbegeisterte Rentner nach wie vor auch mit dem Fußball. Bis 2009 war er als Trainer bei zahlreichen Vereinen in der Region tätig. Ob in Blindheim, Tapfheim, Unterglauheim, Burgau, Günzburg, Schwenningen, Bissingen, Mörslingen, Scheppach, Hainsfarth, Höchstädt oder im württembergischen Königshofen (Main-Tauber-Kreis) – bei allen Klubs in diesen Orten hat Zengerle Spuren hinterlassen. Ein halbes Jahr lang trainierte er mit dem VfL Günzburg und dem BSC Unterglauheim sogar zwei Vereine gleichzeitig. „Die Günzburger, mit denen ich in eine neue Saison startete, wussten lange Zeit nichts von meinem Zweitengagement in Unterglauheim“, schmunzelt Zengerle noch heute über seine damalige Geheimniskrämerei.

    Dies alles erzählt der Unterglauheimer im kleinen Büro in seinem schmucken Eigenheim. Das Zimmer ist längst zu einem Archiv geworden. Neben den zahlreichen Ordnern in mehreren Regalen sticht eine Urkunde und ein Foto mit dem ehemaligen Bundestrainer Jupp Derwall ins Auge. Persönliche Begegnungen hatte der 78-Jährige während seiner Trainer-Zeit auch mit anderen Promis, wie zum Beispiel mit dem ehemaligen Bundesligacoach vom SV Waldhof Mannheim Klaus Schlappner. Natürlich hat Zengerle auch von dieser Begegnung in seinem Archiv einen Eintrag. Neben all den Zeitungsausschnitten hat der ehemalige Trainer auch eine Reihe persönlicher Notizen hinzugefügt. Auch Todesanzeigen und Sterbebilder von Mitgliedern der Vereine, bei denen er tätig war, hat Zengerle abgeheftet. Wenn er etwas ganz Bestimmtes wissen möchte, weiß der „Archivar“ genau, in welchen Ordner er aus dem Regal ziehen muss und was wo zu lesen ist.

    Zengerle sammelt Ausschnitte aus der Heimatzeitung

    Die meisten Zeitungsausschnitte stammen natürlich aus der Donau Zeitung, wie Zengerle berichtet. Eingeklebt hat er sie selbst, ausgeschnitten wurden die Berichte aber, so lange er berufstätig war, meist von seiner Ehefrau Marianne. „Ich hatte dazu kaum Zeit“, blickt der im Fassadenbau tätige Familienvater auf eine stressige Zeit im Arbeitsleben zurück. Spielte eine von Zengerle trainierte Mannschaft gegen ein Team aus einem anderen Verbreitungsgebiet unserer Zeitung, dann war es für den Fußballtrainer wichtig, auch die Vorschau bei der „Konkurrenz“ zu lesen. So fuhr er am Samstag ins benachbarte Tapfheim, und kaufte sich dort die Donauwörther Zeitung, wenn zum Beispiel sein SC Blindheim gegen ein Team aus dem Landkreis Donau Ries antreten musste. „Ich wollte wissen, wer spielt und wer nicht und wie die Stimmung allgemein beim Gegner ist“, setzte Zengerle auf solche Informationen. Seine Spieler hätten sich bei der Einstimmung auf eine Begegnung öfters gewundert, woher er all das wisse, was beim Konkurrenten los ist.

    Auch aus württembergischen Zeitungsausschnitten besteht das Archiv von Fritz Zengerle. Dies ist seiner Zeit beim SV Königshofen geschuldet. Im Main-Tauber-Kreis erlebte der bayerische Schwabe 1975 eine erfolgreiche Zeit als Coach. Erst vor Kurzem erhielt der Unterglauheimer aus Königshofen vom Vorsitzenden des dortigen Sportvereins eine Anfrage, ob er Aufzeichnungen von einem speziellen Ereignis habe. Zengerle konnte helfen. Auch Vertreter andere Vereine durften hin und wieder ins Privatarchiv des ehemaligen Trainers blicken, wenn sie nach bestimmten Geschehnissen suchten. Freilich nicht alle, bei denen Zengerle aktiv war. Diese hätten nämlich selbst ein gutes Archiv angelegt und würden davon profitieren, wenn zum Beispiel eine Festzeitschrift entstehen soll, lobt das Unterglauheimer Urgestein diejenigen Funktionäre, welche wie er in zahlreichen Ordnern nachschlagen können, was beim Blick zurück im Klub so alles los war.

    In der Vergangenheit des BSCU stöbern

    Alte Spielberichte oder Geschichten nachzulesen, diese Leidenschaft lässt Fritz Zengerle persönlich nicht los. Wenn er in einer seiner vielen Ablagen stöbert, dann wird für ihn die Vergangenheit schnell zur Gegenwart. Wie lange er noch Zeitungsberichte und sonstige Publikationen sammeln und archivieren will? „So lange ich noch klar denken kann“, lächelt Fritz Zengerle und garantiert, dass auch diese gedruckte Geschichte einen ganz bestimmten Platz in einem Ordner in seinem Büro bekommen wird.

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