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Sport-Porträt: SV Kicklingen-Fristingen: die Graue Eminenz der Rot-Weißen

Sport-Porträt

SV Kicklingen-Fristingen: die Graue Eminenz der Rot-Weißen

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    Franz Hitzler gilt beim SV Kicklingen-Fristingen als die „Graue Eminenz“ des Vereins.
    Franz Hitzler gilt beim SV Kicklingen-Fristingen als die „Graue Eminenz“ des Vereins. Foto: Herdin

    Zur Kult-Werbung in den 1970er Jahren im TV gehörte unter anderem ein Video mit dem Spruch: „Ein Prachtkerl dank Chappi“. Franz Hitzler interessierte sich damals alles andere als für Hundefutter. Er brauchte ja auch keines für einen Vierbeiner. Und dennoch haben ihm seine Freunde aus seinem Heimatort Kicklingen den Spitznamen „Chappi“ verpasst. „Weil ich offenbar ein Prachtkerl war“, schmunzelt Hitzler und kann heute noch über den damaligen Spaß seiner Kumpels herzhaft lachen. Der Spitzname ist ihm all die Jahrzehnte hinweg freilich geblieben. „Chappi“ nennen die meisten Kicklinger den 75-Jährigen noch heute.

    Beim Sportverein SV Kicklingen-Fristingen, den Rot-Weißen, ist Franz Hitzler längst eine Art „graue Eminenz“, wie der aktuelle 2. Vorsitzende Stefan Geier verrät. „Sein Wort hat Gewicht, er ist für die jüngere Generation im Verein ein absolutes Vorbild“, ist der 44-Jährige froh, auf den Erfahrungsschatz von Franz Hitzler zurückgreifen zu können. Der Ehrenvorsitzende (seit 1996) gibt seinen Nachfolgern nicht nur Ratschläge, er packt auch kräftig mit an, wenn rund um das Sportgelände in der Bertenau verschiedene Arbeiten anfallen. „Ja, auf unsere Rentner ist da schon Verlass“, lobt Geier „Chappi“ und dessen Mitstreiter.

    Ein Gründungsmitglied in Kicklingen

    Franz Hitzler gehörte beim SV Kicklingen-Fristingen zu den Gründungsmitgliedern, als der Verein im Herbst 1966 gegründet wurde. Er spielte damals wie auch etliche andere Jungs beim SSV Steinheim Fußball, andere zog es zu einem anderen Nachbarverein. Irgendwann sei der Wunsch gekommen, im eigenen Dorf zu kicken. Ergo schlossen sich Hitzler und andere Kicklinger zusammen und stellten wenige Monate später eine eigene Mannschaft. Gespielt wurde zunächst auf einer Wiese am westlichen Ortsrand, ehe 1968 der Umzug zum jetzigen Sportgelände erfolgte. Damals gab es dort nur einen Platz und noch kein Vereinsheim.

    Mitte 20 beendete Hitzler seine eigene Karriere als Fußballer. Er wurde danach Betreuer der Reservemannschaft und 1976 Jugendleiter sowie gleichzeitig Trainer der A-Junioren. Diese Ehrenämter übte er allerdings nur zwei Jahre aus. Als bei der Generalversammlung 1978 im Gasthaus „Plail“ der damalige Vorsitzende Wilhelm Hölzle nicht mehr kandidierte, wurde Hitzler bei den Wahlen vom Binswanger Josef Kraus – er spielte damals beim SV Kicklingen – als Kandidat vorgeschlagen und prompt auch gewählt. Seiner damaligen Frau hat er eine Woche lang nichts gesagt, dass er nun Vorstand beim Sportverein geworden ist. „Ich hatte Angst, dass sie schimpft“, gibt er Einblick in seine damalige Gefühlswelt. Freilich, ganz so schlimm wurde es nach seiner Beichte doch nicht. Im Gegenteil: Im Laufe der folgenden Jahre hat sich Hitzlers „bessere Hälfte“ total für den Verein engagiert und ihren Ehemann im Amt voll unterstützt.

    Unterstützung durch OB Weigl

    Ende der 1980er Jahre packte Hitzler das Projekt „Sportheimbau“ an und setzte es mit Unterstützung zahlreicher Mitglieder bestens um. Leicht sei diese Aufgabe allerdings nicht gewesen, da sich das Sportgelände im Landschaftsschutzgebiet „Bertenau“ befand und befindet“, so Hitzler. Eine große Hilfe bei der Umsetzung sei ihm jedoch der damalige Dillinger Oberbürgermeister Hans-Jürgen Weigl gewesen.

    Selbst brachte Hitzler über 1200 freiwillige Arbeitsstunden ein, damit der Bau schleunigst voranging. 1994 gab der gelernte Werkzeugmacher, spätere Disponent und Busfahrer seinen Posten als Vorsitzender im Verein ab. Die schwerste Zeit seines Lebens folgte fünf Jahre später nach dem plötzlichen Tod seiner Frau im Alter von nur 46 Jahren. Vor lauter Trauer ging Franz Hitzler kaum noch aus dem Haus, geschweige denn auf den Sportplatz. Einmal versuchte er es doch und fuhr zu einem Auswärtsspiel nach Zusamzell. Noch bevor die Partie angepfiffen wurde, stieg er jedoch wieder ins Auto und fuhr nach Hause. „Ich bekam einfach meinen Kopf nicht frei, um ein Fußballspiel anzuschauen“, erzählt er mit leiser Stimme.

    Der Ehrenvorsitzende Franz Hitzler war während seiner Amtszeit als Vorsitzender die treibende Kraft beim Sportheimbau Ende der 1980er Jahre.
    Der Ehrenvorsitzende Franz Hitzler war während seiner Amtszeit als Vorsitzender die treibende Kraft beim Sportheimbau Ende der 1980er Jahre. Foto: Herdin

    Inzwischen geht es dem zweifachen Vater und sechsfachen Opa wieder deutlich besser. 2018 hat Franz Hitzler ein zweites Mal geheiratet. Seine langjährige Lebenspartnerin und jetzige Ehefrau Elisabeth ist froh, dass er bei den Fußballspielen vor Ort wieder mitfiebert. Nicht nur bei den Heimspielen, auch auswärts begleitet Franz Hitzler oftmals das Kicklinger Team. Dass dieses innerhalb der Stadt Dillingen in den letzten Jahren zur Nummer eins avancierte, darüber ist Hitzler besonders stolz. Und er glaubt, dafür auch den Grund zu kennen: „Mit Jonas Manier, Peter Piak und Peter Reschnauer“ haben wir die drei besten Trainer aus dem Landkreis bei uns“. Ein großes Lob gibt es von der „Grauen Eminenz“ bei den Rot-Weißen auch für die Vorstandschaft um die beiden Vorsitzenden Thomas Grobi und Stefan Geier: „Die machen einen tollen Job“.

    Schafkopf im Kicklinger Sportheim

    Wie nah Franz „Chappi“ Hitzler am Vereinsgeschehen immer noch dran ist, wird beim Karteln am Donnerstagabend deutlich. Da spielt er mit Freunden Schafkopf im Sportheim. So lange, bis die Fußballer mit ihrer Mannschaftssitzung beginnen. „Da hören wir zu und erfahren, was rund um die erste und zweite Mannschaft los ist“, lacht der Ehrenvorsitzende.

    In den kommenden Wochen muss Hitzler beim Schafkopf allerdings passen. Auf ihn wartet eine längst notwendige Hüft-Operation im Dillinger Krankenhaus. Doch spätestens Anfang April will er wieder ganz der Alte sein: Ein Ehrenvorsitzender, der den Ruhestand genießt, mit Freunden wöchentlich kartelt und den Fußballern ganz fest die Daumen für viele siegreiche Spiele drückt. 

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