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Sport-Interview: Michael Rummenigge: „Wichtig, ein gezieltes Training anzubieten“

Sport-Interview

Michael Rummenigge: „Wichtig, ein gezieltes Training anzubieten“

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    Bereits dreimal war Michael Rummenigge mit seiner Fußballschule zu Gast in Gundelfingen (Bild). Am Pfingstwochenende ist der Ex-Profi mit seiner Crew beim Trainings-Camp in Schretzheim zu sehen.
    Bereits dreimal war Michael Rummenigge mit seiner Fußballschule zu Gast in Gundelfingen (Bild). Am Pfingstwochenende ist der Ex-Profi mit seiner Crew beim Trainings-Camp in Schretzheim zu sehen. Foto: Karl Aumiller

    Seit dem gestrigen Freitagnachmittag gastiert die Fußballschule von Ex-Profi Michael Rummenigge auf der Sportanlage des BC Schretzheim, wo 50 bis 60 Kinder und Jugendliche Trainingseinheiten mit dem 58-Jährigen und seinem renommierten Team von Übungsleitern noch bis zum morgigen Pfingstsonntag absolvieren. Organisiert wird das Camp von der SG Schretzheim-Donaualtheim-Steinheim unter der Federführung von Kris Streiber. Den Landkreis Dillingen hat der jüngere Bruder des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, bei drei Trainings-Camps in Gundelfingen bereits kennengelernt. Wir sprachen vor dem Auftakt der Fußball-Schule in Schretzheim mit dem aus Lippstadt in Nordrhein-Westfalen stammenden verheirateten Vater von drei Söhnen.

    Hallo Herr Rummenigge, Sie haben in der Bundesliga einst für Borussia Dortmund und den FC Bayern München gespielt. Für wen schlägt denn Ihr Herz im Fußball-Ruhestand mehr?

    Michael Rummenigge: Mir liegen beide Vereine sehr am Herzen. Ich habe sowohl Borussia Dortmund als auch dem FC Bayern viel zu verdanken. Da ich bereits 34 Jahre in Dortmund wohne, muss ich allerdings gestehen, dass ich bei direkten Duellen beider Teams etwas mehr der Borussia die Daumen drücke.

    Angenommen, Sie hätten beim FC Bayern als Mitglied im Vorstand das Sagen, wie würden Sie über die Causa Lewandowski entscheiden?

    Rummenigge: Das ist eine schwierige Frage. Wenn man diese Woche die Aussagen von Lewandowski bei einer der Pressekonferenz in Polen gehört hat, dann ist das in Bezug auf den FC Bayern schon starker Tobak. Ihn vorzeitig gehen zu lassen ist schwierig, da der FC Bayern keinen adäquaten Ersatz finden wird. Fakt ist, dass Lewandowski noch einen Vertrag hat und diesen erfüllen soll. So wie damals in Dortmund, als er vorzeitig zum FC Bayern wechseln wollte, dann aber doch geblieben ist und in seinem letzten Jahr beim BVB alles gegeben hat. Auch wenn er jetzt in einem fortgeschrittenen Fußballalter ist, zwei Jahre kann Lewandowski mit Sicherheit noch auf diesem Niveau spielen.

    Gibt es nach zehn Meisterschaften in Folge für den FC Bayern in der kommenden Saison einen neuen Titelträger in der Bundesliga?

    Rummenigge: Das hängt auch von der Personalie Lewandowski ab. Bleibt er bei Bayern München, steht für mich der kommende Meister wieder fest. Geht er, steigen die Chancen für Borussia Dortmund und für RB Leipzig. Diesen beiden Vereinen traue ich es am ehesten zu, am Thron der Münchner zu rütteln.

    FCA-Manager Stefan Reuter ist ihr persönlicher Freund. Welchen Trainer für die neue Saison würden Sie ihm denn empfehlen und wie sehen Sie die Entwicklung der Augsburger nach jetzt elf Bundesliga-Jahren in Serie allgemein?

    Rummenigge: Wenn ein Verein wie der FC Augsburg jede Saison den Abstieg vermeiden kann, dann haben die Verantwortlichen wie Stefan Reuter meiner Ansicht nach einen super Job gemacht. Zudem ist das Stadion in Augsburg hervorragend, und auch die Infrastruktur passt voll und ganz. Es ist nicht einfach zu sagen, welcher Trainer es für die neue Saison sein soll. Es gibt in Deutschland viele gute Trainer, aber auch gute deutsche Trainer im benachbarten Ausland. Mit dem Etat, der dem FC Augsburg in der Bundesliga zur Verfügung steht, ist der Mannschaftskader meiner Ansicht gut zusammengestellt.

    Kommen wir zum Nachwuchsfußball. Dreimal gastierten Sie mit Ihrer Fußballschule bereits in Gundelfingen, seit gestern werden die Zelte in Schretzheim aufgeschlagen. Sie und Ihre Übungsleiter kommen wohl gerne in den Landkreis Dillingen.

    Rummenigge: Ja, es ist schön hier, das habe ich bei den Camps in Gundelfingen erlebt. Wir sind mit unserer Fußballschule bereits seit 26 Jahren in ganz Deutschland unterwegs. Von den Alpen bis nach Sylt. Sylt ist unser Hauptstandort, dort sind wir pro Jahr insgesamt elf Wochen in den Ferien vor Ort.

    Was ist das Erfolgsrezept?

    Rummenigge: Es läuft prächtig, weil wir an unserem Konzept festhalten: immer mit Herzblut dabei zu sein. Wir wollen die Leute spüren lassen, dass wir etwas bewegen möchten. Das merken die Kids und sie wissen, dass sie drei Tage voller toller Erinnerungen mitnehmen. Alle im Team packen an. Das ist auch in Schretzheim der Fall.

    Sie haben einmal gesagt, dass wir in Deutschland wieder mehr Straßenfußballer brauchen. Wäre es insofern nicht besser, wenn die Teilnehmer am Camp nicht irgendwo auf einem Bauernhof im Donauried auf irgendein Stadel- oder Garagentor schießen würden, statt auf dem Fußballplatz in Schretzheim gezielte Fußballübungen zu machen?

    Rummenigge: Beides ist wichtig. Ich habe in meiner Zeit als Schüler und Jugendlicher oft drei bis vier Stunden am Tag alleine und mit Freunden gespielt und natürlich den Ball auch an Keller- und Garagentüren geschossen. Man muss vor allem während der Schulzeit aufpassen, dass man es nicht mit dem Fußball übertreibt. Sonst besteht die Gefahr, dass man schlechter lernt und mit 14 Jahren die Lust am Fußball verliert. Andererseits ist es schon wichtig, in jungen Jahren ein gezieltes Training durch die Vereine anzubieten. Aber alles in Maßen. Deutschland, und das stelle ich seit Jahren fest, hat in Sachen Nachwuchsfußball einen großen Nachholbedarf.

    Viele Talente werden ja bei kleineren Dorfvereinen entdeckt. Ab welcher Altersklasse ist es sinnvoll, diese Spieler zu einem größeren Klub zu schicken, und wie soll dann mit dem Thema Schule umgegangen werden?

    Rummenigge: Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Als mein älterer Bruder Karl-Heinz im Alter von 15 Jahren ein Angebot von Schalke 04 bekam, sich dort den Nachwuchsmannschaften anzuschließen, haben meine Eltern gesagt, er solle doch zuerst die Mittlere Reife in der Schule ablegen. Was er dann auch gemacht hat. Er ist zu Hause geblieben und ist dann mit 18 Jahren zum FC Bayern München gewechselt. Das war gut so, denn sonst wäre der FC Schalke irgendwann mal auch wieder Deutscher Meister geworden (lacht). Doch Spaß beiseite: Wenn für einen Zwölf- bis 14-Jährigen für die Anreise zum Training bei einem größeren Verein ein Stunde Fahrtzeit aufgebracht werden muss und die gleiche Zeit dann nochmals für die Heimfahrt, dann sollten sich die Eltern schon überlegen, ob dieser Aufwand gerechtfertigt ist. Letztlich muss das jeder Erziehungsberechtigte selbst entscheiden.

    Die Fußball-Schule in Schretzheim endet am Pfingstsonntag gegen Mittag. Wie lange sind Sie dort persönlich vor Ort?

    Rummenigge: Ich werde bis Samstagmittag da sein. Dann geht es zurück nach Dortmund. Meine Frau feiert am Wochenende ihren Geburtstag.

    Infos zu Michael Rummenigge

    Geburtsdatum 3. Februar 1964

    Geburtsort Lippstadt

    Profi-Vereine FC Bayern München

    (1981 bis 1988/152 Bundesliga-Spiele, 44 Tore). –

    (1988 bis 1993/157 Spiele, 36 Tore). – Urawa Red Diamonds (Japanische J-League/1993 bis 1995/42 Spiele, 13 Tore).

    Größte Erfolge Deutscher Meister

    1985, 1986 und 1987 – DFB-Pokalsieger 1984, 1986 und 1989 – Supercup-Sieger 1988 und 1990 – Torschütze des Monats September 1983, April 1984 und September 1987.

    Die Gründung 1996

    – heute bis zu 35 dreitägige Camps

    pro Jahr von Sylt bis Schretzheim , von Dortmund bis Apulien – Rekordzahl von Kindern und Jugendliche pro Camp: 240

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