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Sport-Geschichte: Wenn der Ball in Schwenningen ein Ei ist

Sport-Geschichte

Wenn der Ball in Schwenningen ein Ei ist

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    So etwas hatte die Schwenninger Kirche noch nicht gesehen: American Football (oberes Bild)!
    So etwas hatte die Schwenninger Kirche noch nicht gesehen: American Football (oberes Bild)! Foto: Günther Hödl

    Auf das Kommando „Down, Set, Hut!“ geht’s los: Das „Ei“ fliegt! Köpfe krachen aneinander, Körper gehen zu Boden. Wirbeln durch die Luft. Auf den ersten Blick herrscht ein rechtes Chaos. Tatsächlich ist auf dem Dorfsportplatz aber exotischer Sport angesagt. Uramerikanischer Sport: Vor fast genau 30 Jahren, am 15. August 1992, veranstaltet der FC Schwenningen das erste und bislang einzige hochklassige American-Football-Match im Landkreis Dillingen.

    Großer Zuschauerzuspruch in Schwenningen

    1400 Zuschauer hat das Ereignis an diesem sonnigen Samstagnachmittag angelockt. Sie verfolgen den sportlichen Kampf der US-College-Auswahl „American Allstars“ mit dem Bundesligisten Stuttgart Scorpions (34:14).

    Die Geheimnisse des Football-Spiels erschließen sich freilich nicht jedem fußball-gewohnten Auge sofort: „Da kommt ja gar kein Spielfluss auf“, wundert sich ein eingefleischter Kicker über die zahlreichen Unterbrechungen. Andere Football-Neulinge finden dagegen durchaus Gefallen am martialischen Geschehen. Letztlich überwieg freundliches Interesse, während sonst bei Football-Spielen ausgelassene Party-Stimmung angesagt ist. Der gemeine Nordschwabe – heute weltoffen und eloquent – „fremdelte“ seinerzeit hat noch etwas.

    Der damalige FCS-Vorsitzende Herbert Rieß (links) versucht sich beim Football-Zielwurf.
    Der damalige FCS-Vorsitzende Herbert Rieß (links) versucht sich beim Football-Zielwurf. Foto: Heinz Gerhards

    So auch Schwenningens Ex-Vereinsvorsitzender Herbert Rieß. Der inzwischen 81-Jährige erinnert sich: „Ich hatte keine Ahnung vom American Football. Und kenne mich auch heute noch nicht damit aus, obwohl ich es im TV manchmal schaue.“ Vor drei Jahrzehnten ereilte Rieß ein Anruf des damaligen BLSV-Kreischefs Toni Kuster samt dessen Frage: „Willst Du das machen?“ Ein US-College-Team sei im schwäbischen Raum unterwegs und suche Spielmöglichkeiten. Die positive Entscheidung war schnell gefallen, „zumal einige unserer Mitglieder auch Kontakte zu den Stuttgarter Footballern hatten.“ Eine große Hilfe bei der Organisation war dann FCS-Kassierer Hubert Paulin. Letzterer hielt anschließend übrigens noch länger Briefkontakt mit den amerikanischen Gästen.

    Zunächst galt es aber den Match-Day vorzubereiten. Hohe Tore mussten her. Die Lösung: „Wir haben seitlich an die normalen Fußball-Tore langen Stangen hingestellt und festgemacht“, blickt Herbert Rieß zurück: „Die Linien auf dem Platz durften die Footballer selbst ziehen – bei uns hat keiner gewusst, wie so ein Spielfeld aussehen muss.“

    Bürgermeister Anton Hurler führt den Kick-off aus.
    Bürgermeister Anton Hurler führt den Kick-off aus. Foto: Heinz Gerhards

    Die „Amis“ wurden von Sam Rutigliano, einem ehemaligen NFL-Coach, betreut. Seinen Sport zu vermitteln, Land und Leute kennenzulernen – das war das Ziel der zwölftägigen Missionsreise durch die süddeutsche Football-Diaspora. Rutigliano vor 30 Jahren im Gespräch mit der Donau-Zeitung: „Das Basketball-Dreamteam geht in Barcelona zu McDonalds essen und auf dem Golfplatz. Wir dagegen wollen hier persönliche Beziehungen knüpfen, Menschen und Geschichte des Gastgeberlandes verstehen. Meine Spieler werden sich ein Leben lang an dieser Reise erinnern.“

    Schwenningen ist Teil der Reise

    Und ein Teil dieser Reise war Schwenningen. Wo der heimische FC 1921 am kommenden Wochenende sein „100-Jähriges“ nachfeiert. Nicht mit American Football, sondern dem Kreisklassen-Fußballduell zwischen dem FC Donauried und der SSV Höchstädt. Und hoffentlich deutlich besserem Spielfluss als beim denkwürdigen Football-Event vor 30 Jahren …

    100-Jahre-Festprogramm: Samstag, 13. August: 15.30 Uhr Fußball-Kreisklasse FC Donauried – SSV Höchstädt; 18 Uhr Anstich im Biergarten mit Blasmusik und Attraktionen; 22.30 Uhr „Hey now – Allstar-Party“ mit DJ Spirit; Sonntag, 14. August: 10.30 Uhr Gottesdienst in der Kirche; 11.30 Uhr Festumzug ins Zelt; 12 Uhr Gaudi ab Mittag mit Blasmusik, Ehrungen, Spielmobil und Attraktionen am Festplatz; 18 Uhr Wiesen/Wasen-Night mit Partyband

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