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Sport-Geschichte: Sportschau: Eine Institution feiert 60. Geburtstag

Sport-Geschichte

Sportschau: Eine Institution feiert 60. Geburtstag

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    Ein prägendes Moderatoren-Gesicht der Sportschau war über Jahre hinweg Ernst Huberty (linkes Bild, Mitte), der sich hier 1971 mit seinen Mitarbeiten über die zahlreichen Einsendungen zur „Tor des Monats“ freut.
    Ein prägendes Moderatoren-Gesicht der Sportschau war über Jahre hinweg Ernst Huberty (linkes Bild, Mitte), der sich hier 1971 mit seinen Mitarbeiten über die zahlreichen Einsendungen zur „Tor des Monats“ freut. Foto: dpa-bildfunk

    Die Bundesliga und die Sportschau sind für viele Fußball-Fans gar nicht zu trennen. Wer an die deutsche Eliteklasse der Kicker denkt, hat immer auch die ARD-Sendung im Kopf. Und das seit mittlerweile 60 Jahren. Am 4. Juni 1961 wurde die Sportschau zum ersten Mal überhaupt ausgestrahlt. Doch wie der Name schon ein Stück weit verrät, ging es nicht immer nur um Fußball oder die Bundesliga.

    Zum Sendestart vor sechs Jahrzehnten gab es die Fußball-Bundesliga nämlich noch gar nicht. Die höchste Spielklasse war die Oberliga, aufgeteilt in regionale Gruppen – und in den ersten acht Wochen kam „König Fußball“ in der Sportschau gar nicht vor. Heute undenkbar? In gewisser Weise schon. Denn in Pandemie-Zeiten, als die Fans nicht ins Stadion oder ins Sportheim konnten, um gemeinsam im Pay-TV die Spiele zu schauen, erlebte die Sportschau eine Renaissance mit mehr als fünf Millionen regelmäßigen Zuschauern erlebt.

    Früher war nicht bei jedem Spiel ein Kamerateam

    Unglaublich mutet an, dass in den ersten beiden Bundesliga-Jahren überhaupt keine TV-Gelder an die Klubs flossen, erst 1965 schlossen ARD und ZDF den ersten Vertrag über 650000 Mark. Heute liegt der Betrag bei mehr als einer Milliarde Euro. Während längst zehn und mehr Kameras das Spiel aus allen Blickrichtungen aufnehmen, war bis in die 80er-Jahre nicht einmal bei jedem Bundesliga-Spiel ein Kamerateam vor Ort. Und wenn doch, wurden die Bilder nicht wie heute digital in Sekundenschnelle weitergeleitet. Motorradfahrer musten die analogen Filmrollen zur Aufbereitung nach Köln oder ein anderes Sendestudio bringen, wo sie erst fürs Fernsehen aufbereitet wurden.

    Das galt nicht nur für Bewegtbilder vom Fußball, sondern für alle Sportarten, über die die Sportschau regelmäßig berichtete. Handball, Basketball, Volleyball, Tischtennis oder Turnen hatten ihren regelmäßigen Sendeplatz im Ersten – und auch Pferdesport kam nicht nur bei Olympischen Spielen groß raus.

    Der Autor dieser Zeilen verbindet bis heute mit den Namen Acatenango seltener den zentralamerikanischen Vulkan. Eher denkt er dagegen manchmal an einen Verteidiger des FC Gundelfingen, dem Walter Kubanczyk in seiner Zeit als FCG-Trainer diesen Spitznamen verpasste. Und in erster Linie an den dreimaligen „Galopper des Jahres“ namens Acatenango, den Reporter-Legende Adi Furler sonntags regelmäßig in der Sportschau groß herausbrachte. Aber immer unter der Prämisse, das sportliche Geschehen sachlich und ohne große Show zu präsentieren. Da unterschied sich Furler wenig von bekannten Sportschau-Kollegen wie Heribert Faßbender, Ernst Huberty oder Rudi Michel.

    Überragungsrechte verloren

    Letzteres änderte sich, als die Sportschau zwischen 1988 und 2003 die Fußball-Übertragungsrechte erst an RTL und später an SAT.1 verlor. Seitdem blickt auch die Sportschau immer häufiger auf das Geschehen neben den Spielfeldern: Ob einem Verantwortlichen die Corona-Maske etwa verrückt ist, oder welche Spielerfrau auf der Tribüne Platz nimmt. Es werden jede Woche die immer gleichen Fragen gestellt, bei denen die Antworten von vornherein absehbar sind. Siehe die sich endlos wiederholende Fragerei nach der Zukunft von Bundesliga-Trainern wie Adi Hütter, Marco Rose oder Hansi Flick in der gerade abgelaufenen Saison.

    Trotzdem bleibt die Sportschau eine Kultsendung, in der samstags kompakt über das aktuelle (Fußball-)Geschehen und am Sonntag auch mal andere Disziplinen beleuchtet werden. Gerade Letzteres ist wichtig, um sogenannte Randsportarten sichtbar und damit für Sponsoren attraktiv zu machen. Vor allem die fast über den ganzen Tag dauernden Übertragungen vom Wintersport haben Sportarten wie Biathlon, Skispringen oder dem alpinen Rennsport zu einer unglaublichen Popularität verholfen. Die täglichen Liveübertragungen von der Tour de France fesselten die Zuseher und ließen ihn so manchen Doping-Skandal, wie den um den bislang einzigen deutschen Tour-Sieger Jan Ulrich, geflissentlich übersehen.

    Der Landkreis Dillingen ist bei der aktuellen Sportschau-Berichterstattung eher außen vor, dazu fehlt das Angebot an echtem Spitzensport oder Großereignissen an der Donau. Bundesliga-Gastspiele wie die der Höchstädter Gewichtheber oder Buttenwieser Turner sind schlichtweg die große Ausnahme und lockten die Sportschau-Kameras nicht an. Eher schon die des „Ablegers“ im Bayerischen Fernsehen, der allerdings unter dem Namen „Blickpunkt Sport“ läuft. Da wurde in der Vergangenheit sogar der Dillinger Walter Fuchsluger senior zu einem legendären Studiobesuch eingeladen, nachdem er mit 56 Jahren sein Bayernliga-Debüt im Trikot des FC Gundelfingen gegeben hatte – und das im Derby gegen den heutigen Bundesligisten FC Augsburg.

    An die vier Tore des Altenbergers Roland Stegmayer (rechtes Bild, hier Trikot von Hannover 96) beim 6:1 Saarbrückens gegen Bayern München erinnerte die ARD-Sportschau im vergangenen Jahr.
    An die vier Tore des Altenbergers Roland Stegmayer (rechtes Bild, hier Trikot von Hannover 96) beim 6:1 Saarbrückens gegen Bayern München erinnerte die ARD-Sportschau im vergangenen Jahr. Foto: AZ-Archiv

    Doch zurück zur Sportschau, wo sich lokalen Fußballer ab und zu in Wort und Bild bei ARD-Übertragungen wiederfanden. So erinnerte die ARD vor rund einem Jahr, als der damalige Regionalligist 1. FC Saarbrücken sensationell ins Halbfinale des DFB-Pokals vordrang, an den großen Auftritt des Altenbergers Roland Stegmayer. Der hatte 1977 vier Bundesliga-Treffer beim Saarbrücker 6:1-Sieg gegen den Europacup-Sieger FC Bayern München erzielt. Die Sportschau zeigte dann im Frühjahr 2020 in aller Ausführlichkeit nochmals die sehenswerten Tore. Über den ebenfalls aus Altenberg stammenden Michael Stegmayer waren in dessen Zeit beim VfL Wolfsburg ebenso Bilder zu sehen wie vom Bissinger Marco Konrad, als der mit dem SSV Ulm 1846 bis in die Bundesliga durchmarschierte.

    Und heute? Zurzeit gibt es keinen Bundesliga-Kicker aus dem Landkreis Dillingen, insofern geht die Wahrscheinlichkeit gegen null, dass aktuell über einen berichtet wird. Es bedürfte schon etwas Außergewöhnlichem, dass sich das ändert. Eine Rubrik, die die Sportschau dafür geschaffen hat, ist das „Tor des Monats“. Doch um es da in die Auswahl zu schaffen, müssten die schönsten Tore aus der Region überhaupt erst einmal gefilmt werden. Dazu sind zwar keine teuren TV-Kameras und Motorradfahrer, der die Filmrolle schnellstens ins Studio befördert, mehr nötig – aber doch jemand, der zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Und damit ist nicht nur der Kunstschütze eines Traumtores gemeint, sondern einer, der in ansprechender Bildqualität mitfilmt.

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