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Sport-Geschichte: Seltene Exponate und ein lebendes Archiv beim TV Gundelfingen

Sport-Geschichte

Seltene Exponate und ein lebendes Archiv beim TV Gundelfingen

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    Stolz hält der Ehrenvorsitzende des TV Gundelfingen, Rudi Kaufmann, den alten Holzpokal  aus den 1860er-Jahren in Händen.
    Stolz hält der Ehrenvorsitzende des TV Gundelfingen, Rudi Kaufmann, den alten Holzpokal  aus den 1860er-Jahren in Händen. Foto: Herdin

    Es ist das älteste Exponat, das der Verein besitzt. Ein aus dem Gründungsjahr 1863 stammendes Trinkhorn. Wie viele Mitglieder daraus schon Wein oder eine andere Flüssigkeit getrunken haben, kann Rudi Kaufmann freilich nicht so genau sagen. Dabei ist der 73-Jährige eine Art „lebendes Archiv“ des TV Gundelfingen. Der aus Wasseralfingen bei Aalen stammende langjährige Vorsitzende des Vereins (1989 bis 2020) weiß aber in Bezug auf das Trinkhorn, dass er dieses in seiner langjährigen Zeit als aktiver Sportler und Funktionär etliche Male zum Munde geführt und geleert hat. Schließlich gab es in all den Jahren beim TVG immer wieder Gründe, etwas zu feiern. Um die Geselligkeit im Verein zu pflegen, wird auch im 159. Jahr seit der Gründung gelegentlich das alte Turnerlied „Turner auf zum Streite“ (siehe Text im nebenstehenden Kasten) angestimmt.

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    Exponate wie das Trinkhorn, ein alter Pokal aus Nussbaumholz von circa 1865 sowie die Präsidentenglocke des TVG aus dem Gründungsjahr sind ebenso im Archiv des Vereins zu finden wie Aufnahms-Karten für neue Mitglieder aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Eine Rarität stellt auch ein kleiner Turnbarren aus dem Jahr 1958 dar: Er wurde von Lokomotivführer Richard Constroffer gestiftet und bei Versammlungen herumgereicht, um mit Geld „gefüttert“ zu werden. Gelegentlich, so Rudi Kaufmann, gehe der ganz besondere Turnbarren auch heutzutage noch reihum.

    Die Geschichte des TV Gundelfingen in Boxen

    Der Großteil der lückenlosen schriftlichen Aufzeichnungen und viele Exponate sind seit einigen Jahren im Archiv der Stadt Gundelfingen in drei großen Aluboxen und etlichen Kartons untergebracht, einige Utensilien stehen oder hängen im Geschäftszimmer des TVG-Sportheims im Auweg. Dass in eineinhalb Jahrhunderten kaum etwas verloren gegangen ist, ist für Rudi Kaufmann ein kleines Wunder. „Wir hatten Glück, dass die Leute nichts weggeschmissen haben“, sinniert der heutige Ehrenvorsitzende und denkt dabei an Menschen wie den ehemaligen Kassierer Anton Hander, in dessen Garage einst viele Schriftstücke gefunden wurden.

    Zu den TVG-Vereinsschätzen zählt auch ein Turnbarren aus dem Jahr 1958.
    Zu den TVG-Vereinsschätzen zählt auch ein Turnbarren aus dem Jahr 1958. Foto: Herdin

    Dabei waren auch viele Unterlagen in altdeutscher Schrift dabei. Diese wurden nach dem Tod von Hander von Armin Leo, einem Gundelfinger Urgestein, übersetzt und dann gemeinsam mit allen anderen Unterlagen sortiert und katalogisiert. Als Teile der städtischen Bevölkerung mitbekommen haben, dass der TVG sein Archiv aktualisiert, hat gar mancher Zeitgenosse seine persönlichen Alben und alte Kartons durchstöbert und gefundenes Bildmaterial dem Verein zur Verfügung gestellt. Viele Dinge lagen aber auch im Dachboden des Vereinsheims.

    Es dauerte schließlich bis ins Jahr 2003, ehe alles geordnet war, berichtet Rudi Kaufmann. Kein Wunder, dass Kaufmann, der viele Jahre lang auch das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden im Turngau Oberdonau bekleidete und im Jahr 2011 den Theo-Flemisch-Preis unserer Zeitung erhielt, stolz darauf ist, dass sein Verein neben dem TSV Weißenhorn das wohl umfangreichste und bestens sortierte Archiv im Regierungsbezirk Schwaben vorweisen kann.

    Im Rahmen des internationalen Turnfestes 1904 in Gundelfingen fand vor dem Rathaus eine große Faschingsveranstaltung fest.
    Im Rahmen des internationalen Turnfestes 1904 in Gundelfingen fand vor dem Rathaus eine große Faschingsveranstaltung fest. Foto: Repro: Herdin

    Mit etwas mehr als 1500 Mitgliedern ist der TV Gundelfingen der zweitgrößte Sportverein im Landkreis Dillingen. Die Turnabteilung ist nach wie vor die größte Sparte im Klub. Doch wird beim TSV unter anderem auch Handball, Fußball oder Volleyball gespielt. Außerdem gibt es einen Spielmanns- und Fanfarenzug. Und bis 1950 war sogar eine eigene Theatergruppe aktiv. Fast alle Rollenbücher von den Stücken, die einst gespielt wurden, sind noch vorhanden. So unter anderem vom Volksstück „Der Meineidbauer“, das 1903 aufgeführt wurde.

    Zu Fuß von Gundelfingen nach Neresheim

    Nachzulesen im TVG-Archiv ist auch, dass vor mehr als 100 Jahren Gundelfinger Sportler zum Gauturnfest nach Neresheim gelaufen sind, um dort dabei sein zu können. Und einer gewissen Maria Jörg ist überliefert, dass sie im Krieg Päckchen an Turner des TVG schickte, die als Soldaten im Einsatz waren. Von diesen hat sie dann zahlreiche Dankes- und Liebesbriefe erhalten. Für Rudi Kaufmann eine weitere schöne Randnotiz aus der langen Geschichte des Vereins. Gerne würde er als „lebendes Archiv“ sein Wissen – vor allem das rund um das Turnen – auch anderen Vereinen zur Verfügung stellen. „Falls gewünscht“, möchte er sich alles andere als aufdrängen.

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