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Schwenningen: Kein Sportheim, keine Duschen, aber ein starkes Team

Schwenningen

Kein Sportheim, keine Duschen, aber ein starkes Team

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    Pokalschreck 1966 - die Elf des FC Schwenningen.
    Pokalschreck 1966 - die Elf des FC Schwenningen. Foto: Repro her

    Borussia Dortmund wurde deutscher Meister, der 1. FC Kaiserslautern Pokalsieger und die Nationalmannschaft Fußball-Vizeweltmeister in England. Ein ereignisreiches Jahr war 1966 auch für den FC Schwenningen. Die Kicker des 1881 gegründeten Vereins an der Grenze der Landkreise Dillingen und Donau-Ries sicherten sich hinter dem TSV Buttenwiesen die Vizemeisterschaft in der B-Klasse Donau und trafen am 9. Juni auf den damaligen Bezirksligisten FC Gundelfingen. An die 400 Zuschauer wohnten diesem Match am Fronleichnamstag bei. Ausgetragen wurde die Partie auf dem alten, kleinen Schwenninger Sportplatz in der Nähe des Sägewerks Stangl.

    Im Vergleich zu den heutigen Spielflächen glich das damalige Terrain eher einem „Acker“, wie sich Edgar Weißenburger erinnert. Der damals 18-Jährige war der jüngste Akteure in seinem Team und wurde von seinen Mitspielern meistens nur „Brungs“ genannt. In Anspielung auf den Angreifer des 1. FC Nürnberg, der vor 54 Jahren bei Weißenburger gemeinsam mit Heinz Strehl zu den Lieblingsspielern der Cluberer zählte. Schwenningens Stürmer Franz Geier hingegen schwärmte von Franz Beckenbauer und Gerd Müller. „Das waren schon zwei Große des deutschen Fußballs“, sagte der heute 73-Jährige noch respektvoll.

    Kein Respekt vor Favorit Gundelfingen

    Keinen Respekt hatten er und seine Schwenninger Teamkollegen im Pokalspiel gegen den FC Gundelfingen vor dem hoch favorisierten Gegner. Wolfgang Lex, Dieter Lang oder auch der spätere, langjährige FCG-Abteilungsleiter Hans Anderl hatten sich im Landkreis, so Geier, längst einen Namen gemacht. Der krasse Außenseiter lief zur Hochform auf und ging früh mit 1:0 in Führung. Im Originalbericht unserer Zeitung stand geschrieben: „Die Gäste konnten es kaum fassen, als schon in der vierten Spielminute der Schwenninger Linksaußen, kräftig angespielt, einen Gästeverteidiger stehen ließ und mit unhaltbaren Schuss ins lange Toreck die umjubelte Führung für seine Farben erzielte.“ Namen wurden im Text nicht genannt, dafür hieß es einige Zeilen später: „Der Gästetorhüter konnt nur mit einer Bravourleistung in der 40. Minute einen 14-Meter-Schuss des Schwenninger Halblinken zunichtemachen.“

    Die Fußball-Veteranen Franz Geier (links) und Edgar Weißenburger (rechts) mit Vorsitzendem Manfred Draws.
    Die Fußball-Veteranen Franz Geier (links) und Edgar Weißenburger (rechts) mit Vorsitzendem Manfred Draws. Foto: Herdin

    Ja, damals wurde bei den Fußballern noch von Stopper, Läufer, Halblinker oder Rechtsaußen gesprochen, wie Franz Geier und Edgar Weißenburger erklären. „Wir haben meistens mit fünf Stürmern gespielt“, sagt „Brungs“ Weißenburger und ergänzt: „Die Verteidiger haben meistens die Bälle weit nach vorne geschlagen, und wir mussten hinterherrennen.“. Gegen den FC Gundelfingen gelang dies vorzüglich. Nach 90 Minuten stand es 3:3, die Gäste hatten nach dem Abpfiff den Vorschlag gemacht, dass die Schwenninger als klassentiefere Mannschaft eine Runde weiter kommen sollten. Doch nach einigen Diskussionen wurde die Verlängerung angepfiffen. Auch hier war die Spannung unter den Zuschauern, wovon die meisten auf dem nahe gelegenen Bahndamm standen, kaum auszuhalten. Am Ende hatte der Favorit ein Tor mehr geschossen und gewann mit 5:4. Das unglückliche Ausscheiden tat der Stimmung bei den Gastgebern freilich keinen Abbruch. „Nach dem Spiel haben wir im Gasthof Lamm kräftig gefeiert“, blickt Franz Geier zurück. Das Vereinslokal diente zu der damaligen Zeit zugleich als Umkleidekabine für beide Mannschaften. Duschen gab es nicht, „zum Waschen diente meistens ein Schäffle voller Wasser“, schmunzelt Weißenburger.

    Trainiert wurde nur einmal die Woche. In der Saison 1965/66 wurden die FCS-Kicker von einem gewissen Herrn Schulze aus Donauwörth unter die Fittiche genommen. An dessen Vornamen können sich Weißenburger und Geier nicht mehr erinnern. Neben den Beiden leben von den damaligen Schwenninger Pokalhelden nur noch zwei weitere Spieler: Torhüter Werner Schipp und Hubert Paulin. Aufmerksam hört beim Interview zum damaligen „Jahrhundertspiel“ Manfred Draws zu. Er ist aktuell einer von zwei Vorsitzenden des Vereins und freut sich über den „persönlichen Geschichtsunterricht“, den er von Weißenburger und Geier in Sachen FC Schwenningen erhält. Unter anderem erfährt er, dass damals bei Spielen noch keine Einwechslungen möglich waren, die elf Mann, die auf dem Platz standen, mussten bis zum Abpfiff durchhalten. „Ich war damals noch gar nicht auf der Welt“, schmunzelt der 52-Jährige, der in den 1990er-Jahren selbst in der ersten Mannschaft des Vereins spielte und mit dieser bis in die damalige A-Klasse Nord (jetzt Kreisliga) aufgestiegen ist.

    Miterlebt hat Draws auch die Fusion seines FC Schwenningen mit dem SC Blindheim zum FC Donauried im Jahr 2004. Nach der Corona-Krise wird er sich die Spiele seines Vereins wieder anschauen, während der 72-jährige Edgar Weißenburger nur noch selten auf den Sportplatz geht. Anders als Franz Geier. Der in Dillingen-Hausen lebende Rentner schaut sich meistens Spiele seines Enkels Tobias Kopf an. Dieser spielt übrigens in der U23 des FC Gundelfingen in der Kreisliga West. Bei jenem Verein also, dem der Opa im Sommer 1966 einen großen Pokalkampf geliefert hat.

    So haben sie gespielt

    FC Schwenningen: Werner Schipp, Manfred Dobresch, Hubert Paulin, Hermann Reitschuster, Gerhard Losert, Josef Öfele, Edgar Weißenburger, Erich Kapfer, Adolf Sailer, Franz Geier,

    FC Gundelfingen: Helmut Bahmann, Georg Weber, Helmut Peter, Hans Anderl, Georg Neumann, Werner Haas, Albert Stuhler, Franz Kindig, Wolfgang Lex, Dieter Lang,

    Tore: Erich Kapfer (3) und Anton Zangl (FC Schwenningen); Georg Neumann (2), Xaver Waldmann, Albert Stuhler, Franz Kindig (FC Gundelfingen)

    Schiedsrichter: Peter Alt (Burgau)

    Zuschauer: 400

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