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Rückblick: Das Unterglauheimer Fußball-Wunder

Rückblick

Das Unterglauheimer Fußball-Wunder

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    Als die Partie um die Meisterschaft gegen den SV Schwörsheim beendet war, kannte der Jubel bei Spielern des BSC Unterglauheim und Trainer Fritz Zengerle (Zweiter von rechts) keine Grenzen.
    Als die Partie um die Meisterschaft gegen den SV Schwörsheim beendet war, kannte der Jubel bei Spielern des BSC Unterglauheim und Trainer Fritz Zengerle (Zweiter von rechts) keine Grenzen. Foto: Stefan Sisulak/Repro Josef Scherer

    Zur Winterpause der Saison 1983/84 lagen der BSC Unterglauheim (Platz sieben) und der SV Schwörsheim (Rang neun) im hinteren Mittelfeld der Tabelle in der damaligen A-Klasse Nord (jetzt Kreisliga). Als Meisterschaftsfavorit startete Spitzenreiter SSV Dillingen in die Frühjahrsrunde. Doch am Ende hatten die Kicker aus der Großen Kreisstadt als Tabellendritter einen Punkt Rückstand auf Unterglauheim und Schwörsheim. In einer famosen Aufholjagd rollten die beiden Dorfvereine das Feld von hinten auf und mussten in einem Entscheidungsspiel um den Titel den Aufsteiger in die Bezirksliga Nord ausspielen. Am 31. Mai 1984 (Vatertag) kam es auf dem Sportgelände des VSC Donauwörth in der Augsburger Straße zum großen Showdown. Der BSCU gewann mit 2:1 – das Unterglauheimer Fußball-Wunder war perfekt.

    Trainer der siegreichen Mannschaft war Fritz Zengerle. Der heute 76-Jährige kann sich noch ganz genau an die Zeit vor 36 Jahren erinnern. Seine Mannschaft stimmte er am Abend vor dem Spiel bei einem Kameradschaftsabend auf der Goldbergalm in Lutzingen auf den Gegner SV Schwörsheim ein. Zwei Jahre zuvor hatte der BSC Unterglauheim gegen das Team aus dem Ries in einem Entscheidungsspiel um Platz zwei in der A-Klasse Nord mit 0:1 nach Verlängerung in Ederheim den Kürzeren gezogen. Beim Endspiel um den Titel in Donauwörth wollte man unbedingt Revanche. Fritz Zengerle machte seine Jungs insofern heiß, als er im Vorfeld immer wieder betonte, dass der Schlüssel zum Erfolg darin liege, die beiden Schwörsheimer Leistungsträger Taglieber und Feldmaier auszuschalten.

    Einer hielt den ganzen Verein zusammen

    Gesagt, getan. „Wir haben alles richtig gemacht“, freut sich Zengerle noch heute über diesen taktischen Schachzug. Zwar konnte Feldmaier in der 73. Minute den 2:1-Anschlusstreffer für Schwörsheim erzielen, doch weitere Gegentore ließen die Unterglauheimer nicht mehr zu. In Führung gegangen war der BSCU. Es war ein Tor mit Ansage. Zengerle: „Als es nach 55 Minuten Freistoß für uns gab, rief mir Hans Uhl zu, dass er den Ball jetzt versenken wird.“ Und in der Tat – das Spielgerät landete im Torwinkel, die zahlreichen Unterglauheimer Fans unter den 850 Zuschauern waren aus dem Häuschen. Noch größer war die Freude, als Torjäger Ulrich Schweyer mit einem Kopfball nach 65 Minuten auf 2:0 erhöhte und Schiedsrichter Artur Alt nach einigen Minuten Nachspielzeit endlich den Schlusspfiff ertönen ließ. Die Freude im Lager des kleinen Dorfvereins war riesig, die Feierlichkeiten danach im Sportheim gingen bis in die frühen Morgenstunden und hielten weitere Tage an. „Eine unvergessliche Zeit“, schwärmt Zengerle beim Blick in die Chronik.

    Der Erfolgscoach, der in der Region zahlreiche Vereine trainierte und ebenfalls zum Aufstieg führte, setzte bei der Aufstellung auf eine Achse um Torhüter Josef Scherer, Libero Franz Gerstmayer, die Mittelfeldstrategen Hans Uhl und Karl Wittmann sowie auf Torjäger Ulrich Schweyer. „Diese Spieler waren unser Gerüst. Hinzu gesellten sich ausschließlich junge Akteure, die entweder aus Unterglauheim oder aus benachbarten Orten kamen. Die Identifikation zwischen Mannschaft und Anhängern war enorm“, berichtet Fritz Zengerle. Einen großen Anteil daran hatte nach seiner Meinung der inzwischen verstorbene Erste Vorsitzende aus jener Zeit, Ludwig Harnauer: „Er hielt den ganzen Verein zusammen.“

    Gemeinsam im Vereinsarchiv haben der ehemalige Torwart Josef Scherer (links) und der Trainer der Meistermannschaft aus dem Jahr 1983, Fritz Zengerle, geblättert, um in Erinnerungen schwelgen zu können.
    Gemeinsam im Vereinsarchiv haben der ehemalige Torwart Josef Scherer (links) und der Trainer der Meistermannschaft aus dem Jahr 1983, Fritz Zengerle, geblättert, um in Erinnerungen schwelgen zu können. Foto: Stefan Sisulak/Repro Josef Scherer

    In die gleiche Kerbe schlägt Meistertorwart Josef Scherer. Dass es in der Erfolgssaison vor 36 Jahren so gut lief, lag nach seiner Ansicht vor allem an der guten Kondition der BSCU-Truppe. „Wir waren alle topfit und hatten zudem kaum Verletzungen zu beklagen“, nennt er die Gründe, warum man den fast schon sensationellen Aufstieg in die Bezirksliga Nord geschafft habe. In dieser war dann der Unterglauheimer Fritz Zengerle nicht mehr Coach beim BSCU. Er wechselte zum benachbarten TSV Bissingen. Torwart Josef Scherer ließ sich als damals 31-Jähriger natürlich auf das Abenteuer Bezirksliga ein. Dabei traf Unterglauheim unter anderen auf den FC Pipinsried.

    Während die Pipinsrieder in den Jahren danach auf der sportlichen Leiter immer weiter nach oben bis in die Regionalliga kletterten, ging es für den BSCU teilweise im Sturzflug bis nach ganz unten. Die Bezirksliga-Saison beendete der BSCU mit gerade einmal zwölf Punkten als Tabellenletzter. Für Josef Scherer war mit 40 Jahren Schluss als Fußballer. Er absolvierte danach einen Schiedsrichterkurs und pfiff auf den Plätzen der Region bis zu seinem 60. Lebensjahr. Inzwischen ist der Vater von zwei erwachsenen Kindern (Zwillinge) nur noch gelegentlich auf dem Sportplatz in Unterglauheim. Das, was die heutige Generation zusammenspiele, sei nicht mit dem Fußball vor drei bis vier Jahrzehnten zu vergleichen. Und dennoch hat sich Josef Scherer gefreut, als sein Heimatverein im vergangenen Jahr den Aufstieg von der B- in die A-Klasse geschafft hat.

    Durch einen 2:1-Erfolg im Entscheidungsspiel gegen den SV Schwörsheim wurde der BSC Unterglauheim in der Saison 1983/84 Meister der damaligen A-Klasse Nord (jetzt Kreisliga) und stieg in die Bezirksliga auf. Hinten von links: Betreuer Moritz Behringer, Trainer Fritz Zengerle, Franz Gerstmayer (verstorben), Konrad Baur, Vitus Schmid, Hans Seifert, Rudi Manz, Hans Uhl und Erster Vorsitzender Ludwig Harnauer (verstorben). Vorne von links: Erhard Gerstmayer, Thomas Knötzinger, Josef Scherer, Ulrich Schweyer, Bernhard Winter, Karl Wittmann und Franz Schweyer.
    Durch einen 2:1-Erfolg im Entscheidungsspiel gegen den SV Schwörsheim wurde der BSC Unterglauheim in der Saison 1983/84 Meister der damaligen A-Klasse Nord (jetzt Kreisliga) und stieg in die Bezirksliga auf. Hinten von links: Betreuer Moritz Behringer, Trainer Fritz Zengerle, Franz Gerstmayer (verstorben), Konrad Baur, Vitus Schmid, Hans Seifert, Rudi Manz, Hans Uhl und Erster Vorsitzender Ludwig Harnauer (verstorben). Vorne von links: Erhard Gerstmayer, Thomas Knötzinger, Josef Scherer, Ulrich Schweyer, Bernhard Winter, Karl Wittmann und Franz Schweyer. Foto: Stefan Sisulak/Repro Josef Scherer

    Für den inzwischen 65-jährigen Ex-Torwart gibt es noch ein zweites Spiel in seiner Karriere, das er nicht vergessen wird. In der Saison 1978/79 ging es in Wertingen gegen den punktgleichen VSC Donauwörth ebenfalls um den Titel in der A-Klasse Nord. Der BSCU verlor nach tollem Fight mit 1:2 nach Verlängerung. Fünf Jahre später war dann das Unterglauheim-Wunder tatsächlich perfekt …

    So haben sie gespielt

    • BSC Unterglauheim: Josef Scherer, Konrad Bauer (86. Thomas Knötzinger), Bernhard Winter, Hans Seifert, Franz Gerstmayer, Vitus Schmid, Karl Wittmann, Rudi Manz, Erhard Gerstmayer, Hans Uhl, Ulrich Schweyer
    • Tore: 1:0 Uhl (55.), 2:0 U Schweyer (65.), 2:1 Feldmaier (73.) – Schiedsrichter: Artur Alt (SV Ottmaring) – Zuschauer: 850 in Donauwörth

    Wenn Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, an ein unvergessliches Spiel Ihres Vereins, Ihrer Mannschaft erinnern, dann schicken Sie bitte eine E-Mail an: redaktion@donau-zeitung.de, Kennwort: „Spiele, die man nicht vergisst“ (Bitte Kontaktdaten, Vor- und Zuname, Telefonnummer etc. mit dazuschreiben).

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