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Sport-Porträt: Ein Wertinger, der einfach mit anpackt

Sport-Porträt

Ein Wertinger, der einfach mit anpackt

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    Mehr als 2600 freiwillige Arbeitsstunden leistete Rudolf (Rudi) Bartl, als der TSV Wertingen wenige Jahre nach der Jahrtausendwende das neue Sportheim auf dem Judenberg errichtete. 2003 wurde der aus dem Sudetenland stammende Fußball-Anhänger zum Ehrenmitglied seines Vereins ernannt.
    Mehr als 2600 freiwillige Arbeitsstunden leistete Rudolf (Rudi) Bartl, als der TSV Wertingen wenige Jahre nach der Jahrtausendwende das neue Sportheim auf dem Judenberg errichtete. 2003 wurde der aus dem Sudetenland stammende Fußball-Anhänger zum Ehrenmitglied seines Vereins ernannt. Foto: x

    Um irgendwann zum Ehrenmitglied in einem der zahlreichen Sport- und Schützenvereine im Landkreis ernannt zu werden, muss die betreffende Person in der Regel einiges geleistet haben. Nicht nur über ein paar Jahre hinweg, sondern über mehrere Jahrzehnte. Oft steckt bei einem Menschen mit so einer Auszeichnung ein ganzes Lebenswerk dahinter. Wir stellen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in den nächsten Wochen in unserer Serie „Ehrenmitglied im “ solche Personen vor und beginnen heute mit Rudolf (genannt „Rudi“) Bartl vom TSV Wertingen.

    Soziale Kontakte sind für Bartl wichtig

    Ohne seine Großfamilie mit zwei Kindern, zwei Enkeln und fünf Urenkeln wäre das große Leid, das Rudi Bartl im vergangenen November widerfahren ist, schwer zu ertragen. Knapp 60 Jahre war der in Weißert im Sudetenland geborene Wahl-Wertinger mit Ehefrau Gerlinde verheiratet, als diese verstarb. Bei seinen Lieben findet der bald 85-Jährige viel Trost und Ansprache. „Soziale Kontakte sind in so einer Situation ganz wichtig für mich“, verrät Bartl. Diese suchte und fand der ehemalige Technische Zeichner schon in jungen Jahren, vor allem bei seinen sportlichen Aktivitäten. „Da hat mich meine Frau stets an der langen Leine gelassen“, schmunzelt der jetzige Rentner und blickt auf eine Zeit zurück, in denen er mitunter mehr mit dem TSV Wertingen als mit seiner Gattin verheiratet war.

    Er denkt da insbesondere an die Zeit zwischen 2003 und 2006, als auf dem Judenberg ein neues Sportheim gebaut wurde. „Unser altes war einfach in die Jahre gekommen und ist zu klein geworden“, lässt er rückblickend wissen. Trotzdem hat Bartl an das alte TSV-Vereinsheim schöne Erinnerungen: „Oft saßen wir dort nach einem Training oder Fußballspiel bis Mitternacht zusammen und haben die Kameradschaft gepflegt“, so der ehemalige TSV-Kicker.

    Zu einem richtigen Schwaben geworden

    Als Bartl nach Kriegsende und der Vertreibung über die Zwischenstation Schwabach in Mittelfranken 1949 mit seiner Familie nach Wertingen kam, hat er sich schnell eingelebt. Inzwischen ist der 73 Jahre hier und ist, wie er lächelnd eingesteht, „von einem ehemaligen Flüchtling zu einem richtigen Schwaben geworden“. Als Deutschland 1954 Weltmeister wurde, begann Bartl in der Schülermannschaft des TSV Wertingen mit dem Fußballspielen. Über die A-Jugend hat er es später auch einige Male in die erste Mannschaft des TSV geschafft, „die meiste Zeit war ich aber in der Reserve und später bei den Alten Herren aktiv“, blickt er zurück.

    Als langjähriger Kapitän in der zweiten Mannschaft übernahm Rudi Bartl nicht nur auf dem grünen Rasen Verantwortung, zweimal (1978 bis 1982 und 1986 bis 2003) war er Fußball-Abteilungsleiter beim Traditionsverein im Zusamtal. Zuvor (1970 bis 1976) war er zusammen mit drei anderen Mitgliedern ehrenamtlich als Platzwart unterwegs. Am meisten Schweiß vergossen hat Bartl freilich beim Bau des neuen Sportheims ab 2003. Über 2600 freiwillige Arbeitsstunden kamen da zusammen. Gemeinsam mit Hermann Arnold sen. und jun. hat er den Bau mit geplant und vorangetrieben. Auch deshalb ist er am 9. Mai 2003 vom damaligen TSV-Präsidenten Günther Pischel zum Ehrenmitglied ernannt worden.

    Das TSV-Heim im neuen Glanz.
    Das TSV-Heim im neuen Glanz. Foto: Georg Fischer

    Ob er Stolz auf diese Auszeichnung sei? „Ein bisschen schon“, gibt Bartl offen zu. Neben Altbürgermeister Dietrich Riesebeck, Hans-Josef Berchtold, Jakob Müller, Günther Pischel und Erika Sendlinger ist Bartl das sechste Ehrenmitglied beim viertgrößten Sportverein im Landkreis Dillingen. Der amtierende Präsident des TSV Wertingen, Roland Stoll, bezeichnet Rudi Bartl „als die gute Seele der Fußballer“. Er sei auch im fortgeschrittenen Alter fast jeden Tag auf dem Sportgelände, packt mit an und schaue nach dem Rechten“.

    Unter anderem stellt er wöchentlich die Mülltonnen raus, überprüft, ob im Sportheim die Heizung, die Strom- und Wasserversorgung funktioniert und räumt auch mal liegen gebliebenes Getränkeflaschen auf den Zuschauerrängen auf. Dass Bartl ebenso wie die anderen TSV-Ehrenmitglieder keinen Mitgliedsbeitrag bezahlen muss und bei Fußballspielen Freien Eintritt genießt, sei für das, was er für den Verein alles geleistet habe, unbezahlbar, weiß Präsident Stoll. Bei all seinen Aktivitäten ist es Bartl wichtig, immer wieder soziale Kontakte mit jüngeren Leuten zu haben. Deshalb schaut er sich auch fast alle Heimspiele der ersten und zweiten Mannschaft an. „Ich bin froh, wenn es bald wieder losgeht“, kann er das Ende der Winterpause kaum erwarten.

    Um zwei Dinge sorgt sich der Wertinger

    Über zwei Dinge macht sich das TSV-Urgestein derzeit aber doch einige Sorgen: Für Bartl wäre es wichtig, wenn im Sportheim bald wieder eine Bewirtung organisiert werden könnte und wenn sich zwei bis drei Leute finden würden, welche Verantwortung in der Fußball-Abteilung übernehmen. Bartl denkt nach dem Rücktritt der beiden Abteilungsleiter Christoph Krebs und Thomas Roßmann im vergangenen Herbst vor allem an Spieler aus der Mannschaft der Alten Herren. Insgesamt fühlt sich Rudi Bartl trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner neuen Lebenssituation als Witwer noch einigermaßen fit, um dort, wo es Arbeit gibt, ein wenig mit anzupacken. Sich auf die faule Haut zu legen, sei nicht sein Naturell. 

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