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Porträt: Mit 90 noch Übungsleiterin: Waltraud Düring hält die Bissinger fit

Porträt

Mit 90 noch Übungsleiterin: Waltraud Düring hält die Bissinger fit

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    Ein flexibler und weicher Ring mit sensorischen Noppen hilft Waltraud Düring bei den Übungen mit Händen und Füßen. Fotos: Günter Stauch
    Ein flexibler und weicher Ring mit sensorischen Noppen hilft Waltraud Düring bei den Übungen mit Händen und Füßen. Fotos: Günter Stauch Foto: IMG_0824.JPEG

    Den leicht zu greifenden Noppenring gibt es – farblich sortiert – in Rot, Blau, Grün oder einfach nur Gelb. Auch als „Igelring“ bezeichnet, dient das zwei Tafeln Schokolade wiegende Kunststoffteil der angenehmen Stimulation und der erfolgreichen Massage von Händen und Füßen. Das von Waltraud Düring für ihre Gymnastik-Schützlinge gern eingesetzte Mehrzweckinstrument lässt sich drücken, dehnen, ziehen, knuddeln, treten, werfen und sogar ins Wasser eintauchen. Also ein ideales Werkzeug für das Fitnesstraining der Übungsleiterin des über 1000 Mitglieder starken .

    Klingt alles nach einer Routine-Angelegenheit beim regelmäßigen motorischen Greif- und Ziehtraining in der Friedrich-Hartmann-Sporthalle, die nach einem Schulrektor benannt wurde. Wäre da nicht die zierliche, eher zurückhaltende Frau, die mit federndem Schnell-Schritt durch die Hallengänge schreitet. Waltraud Düring feiert am 12. Mai ihren 90. Geburtstag – und ist damit landkreisweit als wohl älteste Person in dieser Funktion gilt.

    Seniorin Düring hält Senioren auf Trab

    Was zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, nämlich dass ein langes Leben bei guter Gesundheit durch regelmäßige Bewegung möglich sei, verkörpert die durch und durch sportlich wirkende Frau auf geradezu ideale Weise. Den Forschungen zufolge baut körperliche Aktivität Muskeln auf, die für eine aufrechte Haltung wichtig sind. Sie bringt den Stoffwechsel in Schwung, beugt Krankheiten wie Diabetes vor, hilft beim Abnehmen, ist gut für Herz und Gefäße und scheint glücklich zu machen. Zusammengefasst: Sport wirkt wie ein Jungbrunnen. Siehe Waltraud Düring, die seit vielen Jahren auch anderen Seniorinnen und Senioren zwischen 60 und 80 Beine macht. Oder die älteren Semester in der Kesseltalgemeinde und auch darüber hinaus auf Trab hält. Schließlich trägt der Altensport zum physischen Wohlbefinden bei und stärkt andererseits auch das geistige Wohlbefinden.

    Noch mit 80 Jahren erwarb die langjährige Prüferin das Deutsche Sportabzeichen, eine Auszeichnung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die höchste außerhalb des Wettkampfsports. Verliehen für überdurchschnittliche und vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit. Dabei kommt es auf Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination an.

    Da herrschen Struktur und Ordnung: Minutiös bereitet Waltraud Düring ihre Gymnastikstunden mit den Seniorinnen und Senioren vor.
    Da herrschen Struktur und Ordnung: Minutiös bereitet Waltraud Düring ihre Gymnastikstunden mit den Seniorinnen und Senioren vor. Foto: IMG_3345.JPEG

    Insgesamt rund 40 Mal hat sich die bewegungshungrige Dame dieses Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland mit Ordenscharakter verdient. Es gibt wohl kaum ein schöneres Vorbild für die Alten, die sich von ihr Anleitung wie Tipps für den Fitness-Alltag holen. Ob beim BRK in Blindheim, beim TSV oder der Alten-Residenz „Pro Seniore“ in Bissingen – an vielen Stellen ist Sport mit Waltraud Düring angesagt. Die Übungsstunden werden von der „Zugereisten“ aus Hessen schier planstabsmäßig gründlich vorbereitet. Zu erkennen an den detailliert ausgearbeiteten Trainingsplänen und Spielkonzepten, die per Handschrift festgehalten werden.

    „Ich wollte allerdings niemals Lehrerin werden“, gibt Düring zu, die es versteht, selbst aus schweißtreibenden Lektionen vergnügliche Nachmittage und Abend herauszuholen. Mit spielerischen Ansätzen, aber auch ernstem Warm-up mit anschließendem temporeichen Ablauf inklusive Begleitmusik vom Kassettenrekorder. Große Töne liegen der Liebhaberin von Klassischem, die auch mal Tanzeinlagen auf ihrem Senioren-„Spielplan“ stehen hat, allerdings weniger. „Sie ist ein sehr liebevoller Mensch, mit dem jeder klarkommt“, schwärmt ein ums andere Mal mit Werner Hafner, der Spartenbeauftragte beim TSV Bissingen. Und: „Ich bin ihr so dankbar, weil sie Strukturen in das Training hineingebracht hat.“

    Der erst 56-Jährige, der selbstverständlich zur zweitägigen „Feier eines runden Geburtstags ohne Geschenke“ (Waltraud Düring) eingeladen ist, bewundert die fleißige Spaziergängerin. Wegen ihres dabei ungewöhnlichen Tempos wird die Jubilarin auch mal von anderen Marschierern angesprochen. „Warum rennen Sie denn so?“, fragte mal einer, dem die rüstige Bissinger Rentnerin prompt entgegnete: „Weil der Hund mich zieht!“ Den Vierbeiner, schmunzelt sie über dieses Erlebnis, gäbe es allerdings schon lange nicht mehr.

    Waltraud Düring engagiert sich auch fürs Tierheim

    Dass die gute Sportlerin auch die Tiere mag, zeigt ihr Engagement für das Höchstädter Tierheim. Der Erlös beim Verkauf ihrer eingekochten Marmelade landet nämlich dort. Falls die gebürtige Darmstädterin, die noch das Kuren an der Fürstlichen Bissinger Auerquelle kennt, mal nicht per pedes unterwegs sein kann, sitzt sie hinterm Steuer eines Autos.

    Ihre höchst sportliche Seite schätzt auch der Kreisvorsitzende beim Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV), Alfons Strasser. Der inzwischen auch schon 70-jährige Schretzheimer sagt: „Wir sind alle froh, dass wir sie haben!“ Dazu passt Waltraud Dürings, mit Schreibmaschine verfasster Einladungstext zum Geburtstag, den sie „mit einem Augenzwinkern“ und einem Spruch von Goethe geschmückt hat: „Keine Kunst ist's, alt zu werden; es ist Kunst, es zu ertragen.“

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